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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 6.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.7149#0012
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— 56 —

tigen Hinderniſſen der Verein beſonders in den erſten Jahren
zu kämpfen hatte, ein höchſt erfreuliches Reſultat. Für das
Jahr 1866 allein ſind 13 verſchiedene Compoſitionen zur Aus-
führung gekommen, darunter 2 in 8, 8 in 18, 2 in 32 und
1in Folio-Format. Wir glauben verſichern zu dürfen, daß
die neue Lieferung allgemeinſten Beifalls ſich zu erfreuen ha-
ben wird. Beſonders gilt dies von dem gar ſchönen Blatte
nach Jttenbach: die hl. Anna mit der hl. Jungfrau, dem Stiche
nach Molitor: die ſel. Margaretha von Alacoque und den bei-
den Sacramentsbildchen von C. Müller. Als Gratis-Beilage
iſt der diesjährigen Lieferung ein ſehr ſchöner Stich nach G.
Guffens beigefügt, der ſich würdig den früher in Folio-Format
erſchienenen Blättern anreiht. Die Darſtellung (Chriſtus am
Kreuze mit der hl. Jungfrau, dem hl. Johannes und der hi.
Maria Magdalena) iſt eine recht würdige und erbauliche, und
der Stich iſt von R. Stang vortrefflich ausgeführt. Wir hät-
uns nur das Format ein wenig breiter gewünſcht. Dieſes
ſchöne Blatt, welches ſich vorzüglich zur Einrahmung eignet,
wird in der Nachlieferung 15 Sgr. koſten; den dem Verein
neu beitretenden Mitgliedern wird es gratis überlaſſen, ſobald
ſie zur diesjährigen Lieferung wenigſtens noch die vorigjährige
hinzubeſtellen. Als einen beſonders erfreulichen Fortſchritt in
der Löſung der ſchönen Aufgabe des Vereins betrachten wir es,
daß unter den ſieben Darſtellungen einzelner Heiligen ſich nur
2 blos ſtatuenhaft gehaltene befinden, während die übrigen die
Heiligen in beſtimmter individueller Situation darſtellen; wir
ſehen letzteres als etwas für den Zweck des Vereins, ,,wahre
Religioſität durch erbauende Kunſt beleben zu helfen,'' höchſt
Förderliches au. Heiligenbilder, die dieſen Zweck, und nicht
bloß den der künſtleriſchen Darſtellung haben, ſollen ja in dem
Beſchauer nicht bloß etwa die Erinnerung an dieſe oder jene
heilige Perſon hervorrufen, ſondern ſie ſollen Belehrung und
Aufmuuterung zur Nachfolge der Heiligen gewähren.
Von einer Figur etwa, die durch biſchöfliches Gewand, durch
Stab und Mitra, ſowie den obligaten Heiligenſchein ſich als
einen heiligen Biſchof darſtellt, iſt weder das Eine noch das
Andere zu erwarten, wohl aber, wenn derſelbe Heilige als Ver-
künder des Evangeliums unter den Heiden, als großer Freund
der Armen und Kranken, als muthiger Bekenner des Glaubens
in irgend einem Einzelnen und charakteriſtiſchen Zuge dargeſtellt
wird. Aus eben dieſem Gruude ſagen uns die beiden Bilder
des diesjährigen Jahrganges: die heiligen Päpſte Martinus und
Sylveſter nach Geſelſchap, ſo hübſch ſie gedacht und ausgeführt
ſind, am wenigſten zu. Tiara, Pallium und Heiligenſchein
machen z. B. keine Figur zum hl. Sylveſter, wenn nicht die
Unterſchrift es thäte. - Was die Ausführung der Stiche be-
trifft, ſo müſſen wir das dem Gratisblatt geſpendete Lob auf
alle einzelnen Nummern dieſes Jahrganges ausdehnen. Sie
ſind ohne Ausnahme mit großer Sorgfalt und in künſtleriſcher
Vollendung, wie man ſie oft bei theuern großen Blättern ver-
gebens ſucht, ausgeführt. Beſonders verdienen eine rühmliche
Erwähnung die Stiche: Die Verurtheilung Chriſti von Glaſer
(hätte nur ein wenig kräftiger ausgeführt werden müſſen), ſo
wie die beiden von F. Keller äußerſt zart ausgeführten Sacra-
mentsbildchen. So zeigt die diesjährige Lieferung recht klar,
wie ſehr der Düſſeldorfer Bilder-Verein allgemeinſter Theil-
nahme und kräftigſter Unterſtützung werth iſt. Anſtatt aber,
daß der Verein allein in Deutſchland nach Tauſenden zählen
ſollte, hat er bis jetzt nur 1800 Mitglieder, während mancher
Fabrikant religiöſer Bilder, dem an religiöſer Kunſt blut-
wenig, dagegen an einem guten Geſchäftchen gelegen iſt, allein
das Doppelte oder Dreifache mehr abſetzt, als der ohne jeden
Privatvortheil arbeitende und nur im Dienſte wahrer
religiöſer Kunſt wirkende Verein.

So ſagt ein Conoilium Mexicanum vom Jahr 1585:
Statuae ita sunt elaborandae, ut vestibus ornari non opus
habeant.
Eine Synode von Metz vom Jahr 1699 ſagt: Exuantur
imagines vestibus inhonesti decoris, quihus solent indui,
nimiam simplicitatem et rusticitatem redolent.
Eine Würzburger Verordnung befiehlt: Crines vani ab
imaginibus tollantur, et in posterum reotores ecclesiarum
nullatenus ejusmodi vanitatibus imagines sacras deho-
norari permittant.
So ſprach ſich die Kirche oftmals ſcharf gegen dieſen Miß-
brauch aus. Dennoch ſieht man leider noch immer in Kirchen
wirklich gekleidete Heiligenbilder, Chriſtuskinder u. ſ. f. Wann
wird auch auf dieſem Gebiete das Wahre, Schöne und darum
auch Kirchliche ſich überall Bahn brechen?
2) Jn der Kirche des alten gothiſchen Franziskanerkloſters
in Berlin finden ſich im Chore noch die alten Chorſtühle
für die Mönche. Sie ſind ſchön geſchnitten (e. 1480) und
zeigen an der Rücklehne die Namen aller Provinzen und Klöſter
des Franziskaner-Ordens in Deutſchland. Die Betenden waren
ſo im Geiſte leicht vereinigt mit allen Brüdern ihres Ordens
im Lande! Es gibt dieſes Chorgeſtühl auch ſeinen intereſſan-
ten Beitrag zur Kentniß des Minoritenordens in Deutſchland.
3) Jn Weimar ſind die alten Originalzeichnungen Leo-
nardo da Vinci's zum Abendmahl im Beſitze der Großher-
zogin. Sie erſcheinen ſo eben in München in herrlichen Pho-
tographien bei Fr. Bruckmann und ſind um ſo werthvoller,
als das Gemälde in Mailand faſt ganz zerſtört iſt.
4) Vogelneſter auf den Kirchen feuersgefährlich.
Die herrliche Kathedralkirche von Amiens iſt im Jahr 1866
einer ſchweren Feuersgefahr mit Noth entriſſen worden. Ein
benachbartes Haus, in welchem ein Oellager ſich befand, brannte,
und die Thurmpyramide des Doms, trotz ihrer ungeheuern Höhe
fing auch Feuer. Wie ging das zu? Raben, Dohlen und
anderes ſchwarzes Volk haben von Alters her ein Wohnungs-
recht auf den Glockenthümern behauptet, und man hat es ihnen
nicht ſtreitig gemacht, indem mau nicht bedachte, daß ſie zu
ihren Neſtern eine Menge zarten dürren Holzes und anderer
brennbarer Materialien zuſammentragen. Auf ein ſolches Neſt
trieb der Wind einige Funken von der Feuersbrunſt, und in
Kurzem ſchlugen die Flammen aus der Pyramide. Ein tau-
ſendſtimmiger Angſtgeſchrei erſcholl aus der Menge. Unerſchro-
kene Feuerwehrmänner ſtürzten ſich augenblicklich der Gefahr
entgegen, aber es dauerte lange, bis ſie den Ort erreichen konn-
ten. Fünfundzwanzig bis dreißig Minuten ängſtlichen Haarens
ſchienen eine Ewigkeit zu ſein. Endlich erſchienen ſie an der
gefährdeten Stelle und es war hohe Zeit, denn ein Balken
war ſchon am Verkohlen. Es gelang, den Brand zu löſchen,
ehe er zu weit um ſich griff. Dieſer Fall erinnert an ſo viele,
in welchen auf bisher unbegriffene Weiſe Kirchthürme Feuer
gefangen haben, oder ein einſchlagender Blitz auf brennbares
Material ſtieß und eine Flamme entzünden konnte.
Mit recht frägt man ſich hierbei, ob es nicht gerathen ſei,
den gefährlichen Gäſten das Heimatrecht zu künden, welche ſo
nahe am Blitzableiter gleichſam Pulver ausſchütten und die
koſtbaren Bauwerke in Gefahr verſetzen.
5) Der neue Jahrgang des Düſſeldorfer Bil-
dervereins. Jn den letzten Wochen hat der Verein zur
Verbreitung religiöſer Bilder die Lieferung 1866, die fünfund-
zwanzigſte ſeit ſeinem Beſtehen ausgegeben. Aus der dabei
veröffentlichten Notiz über den Fortgang des Vereins erfahren
wir zugleich, daß in den 25 Jahren nicht weniger als 251
verſchiedene Bilder zur Vertheilung gekommen ſind. Es iſt
dies gewiß, weun man weiß, mit wie vielen und verſchiedenar-

Verantwortliche Redaetion: Dr. Stephan Braun. — Druck und Verlag von J. Dilger in Freiburg
 
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