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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 6.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.7149#0013
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Chriſtliche

Kunſtblatter

Organ des chriſtlichen Kunſtvereins der Erzdiöceſe Freiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 63.

Domine dilexi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

März 1867.

J. Die Reſtauration der Stadtpfarrkirche zu Baden.

Theil des Wunſches des frommen Markgrafen konnte während
ſeines Lebens erfüllt werden. Er ließ die neue Gruft bauen
und ſein Bruder Rudolph VJJ. ( 1391) ſowie er ſelbſt
(1431) waren die Erſten, welche darin aufgenommen wurden.
Von dieſer Zeit an liegen die regierenden Markgrafen nebſt
vielen ihrer Angehörigen hier begraben, bis 100 Jahre ſpäter
die Reformation die badiſchen Lande wie die fürſtliche Dynaſtie
in zwei Theile ſchied. Seitdem diente die Kirche nur noch der
katholiſchen Linie zur Begräbnißſtätte, während die proteſtan-
tiſchen in Pforzheim beigeſetzt wurden. Die Grabdenkmäler
der erſtgenannten über ein Dutzend an der Zahl — befin-
den ſich zu beiden Seiten des Chors, und zählen theilweiſe zu
den Hauptzierden der Kirche.
Dieſe Grabdenkmäler bedecken jedoch nicht immer die fürſt-
lichen Leichen ſelbſt, welche größtentheils im Gewölbe unter den
mit Namen und Jahreszahlen näher bezeichneten Steinplatten
des Fußbodens ruhen. Großherzog Leopold ließ die Denkmä-
ler reſtaurieren; eine kleine, damals veröffentlichte Broſchüre
enthält die Jnſchriften derſelben. )
Um das Gelübde ſeines Vaters zu erfüllen, verwandelte
Markgraf Jakob J. noch in ſeinem Todesjahre (1453) die
Kirche in ein Kollegiatſtift und dotirte ſie reichlich. — Mark-
graf Philipp J. (f 1533) ließ den Chor verſchönern, einige
neue Altäre und altdeutſche Gemälde aufſtellen, die aber ſpäter
durch Feuer wieder zerſtört wurden. — Unter Markgraf Bern-
hard JJJ. (f 1537) und ſeinem Sohn Philibert (f 1569)
wurden in der Stiftskirche, neben dem katholiſchen, auch prote-
ſtantiſcher Gottesdienſt gehalten, welchen aber der folgende
Markgraf Philipp J. (f 1588) wieder abſchaffte. — Unter
Eduard Fortunat († 1600) brannte der Dachſtuhl der
Kirche ab, wobei auch vieles von der Ausſtattung des Jnnern
zerſtört wurde. — Als die Schweden im 30jährigen Kriege
Baden beſetzten, wurde der evangeliſche Gottesdienſt wieder ein-

Bei der nunmehrigen Vollendung der Reſtauration unſe-
rer ehrwürdigen katholiſchen Stadtpfarrkirche (vormaligen Kol-
legiatsſtiftskirche) wird es gewiß von allgemeinem Jntereſſe
ſein, wenn wir im Folgenden unternehmen, nach authentiſchen
Mittheilungen eine überſichtliche Zuſammenſtellung des in den
Reſtaurations-Arbeiten Geleiſteten zu veröffentlichen. Als paſ-
ſendſte Einleitung hierzu dürfte aber wohl ein kurzer hiſtori-
ſchea Rückblick auf die ereignißvolle Vergangenheit dieſes nun-
mehr würdig erneuerten Gotteshauſes dienen, welches ver-
ſchiedene Male erbaut oder wiederhergeſtellt wurde und ſeit
Jahrhunderten alle Wechſelfälle mit unſerer Stadt theilte.
Die Kirche ruht auf römiſchen Subſtructionen, wie man m
Jahre 1808 entdeckte, als man für die, von Koblenz nach Baden
gebrachte Leiche des Erzbiſchofs und Churfürſten von Trier, Ja-
kob J., Markgraf von Baden († 111), das Grabgewölbe
verfertigen ließ, wobei in der Tiefe von 9 Fuß unter dem
Kirchenboden ein gut erhaltener römiſcher Moſaikboden und ein
darunter hinlaufender Kanal gefunden wurde. — Schon Abt
Ratfried von Weiſſenburg ſoll im 7. Jahrhundert auf
römiſchen Trümmern (möglicherweiſe auf denen eines Tempels)
hier eine chriſtliche Kapelle erbaut haben. Der Bau einer größe-
ren Kirche kann nicht lange nachher begonnen worden ſein, denn
aus der Bauart des unteren Thurmes, nebſt einiger daran-
ſtoßenden Grundmauern iſt erſichtlich, daß dieſer Thurm mit
einer größeren Kirche bereits im 10. oder 11 Jahrhundert ent-
ſtanden ſein muß. Dieſe alte Kirche wurde jedoch durch einen
Brand zerſtört bevor noch die Markgrafen von Baden in die-
ſer Gegend anſäſſig waren.
Das Domkapitel zu Speyer, vom Kaiſer dazu aufgefordert,
ſoll die Kirche wieder aufgebaut haben, und zwar ſo, wie ſie
Markgraf Bernhard J. noch vorfand, welcher gegen Ende
des 14. Jahrhunderts beſchloß, dieſelbe zu einem Kollegiatſtift
zu erheben, und den Chor zum Erbbegräbniß der badiſchen Re-
gentenfamilie zu beſtimmen. Bis dahin hatten die irdiſchen
Ueberreſte der Mitglieder des Fürſtenhauſes in dem von der
Markgräfin Jrmengard 1245 geſtifteten Nonnenkloſter zu
Lich tenthal ihre letzte Ruheſtätte gefunden. — Nur ein

*) Ausführlicheres über dieſe hiſtoriſch intereſſanten Monumente, ſowie
über die Fürſten, deren Namen ſie verewigen, ſiehe in der Broſchüre von
F. v. A.: ,,Die vormalige Kollegiatſtiftskirche zu Baden-Baden in ihrer
geſchichtlichen Bedeutung'' (1863). — Vergleiche auch: ,, Baden, ſeine Heil-
quellen, ſeine Saiſon und ſeine Ümgebung'', von H. Schreiber (i858).
 
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