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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 6.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.7149#0021
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Chriſtliche

Kunſtblätter

Organ des chriſtlichen Kunſtvereins der Erzdiöceſe Freiburg.

(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 65.

Domine dilexi docorem domus tuae. Ps. 25, 8.

Mai 1867.

J. Die Reſtauration der Stadtpfarrkirche zu Gaden.

(Schluß.)

Herr Orgelbauer Voit wurde zur Aufſtellung eines neuen
Koſtenvoranſchlages für einen vollſtändigen Umbau nebſt ent-
ſprechender Vergrößerung des ganzen Orgelwerkes aufgefordert,
welcher aber die Summe von 3700 fl. beanſpruchte. Ein hier-
über eingeholtes Gutachten des Orgelbauinſpectors Herrn
Schweizer, Dompräbendar in Freiburg, ſprach ſich über
dieſen letzteren Entwurf ſo günſtig aus, daß der große Bürger-
ausſchuß am 7. Dez. 1865 beſchloß, die hierzu noch erforderliche
Summe von 1N38 fl. als Zuſchuß aus den Gemeindemitteln
gleichfalls zu bewilligen.
Hiermit ſollte nun, nach dem urſprünglichen Plane, der
Kreis der Reſtaurationsarbeiten im Jnnern der Kirche geſchloſſen
ſein, um ſo mehr, als damit, allem Vermuthen nach, auch
die hierzu genehmigten Mittel ihr Ende erreicht haben dürften.
Wie aber in ſolchen Fällen eine Verſchönerung und Ver-
beſſerung faſt immer noch weitere zu bedingen und nach ſich zu
ziehen pflegt, ſo auch hier. Vor allem waren es die Kanzel
und der Hochaltar, deren geſchmackloſes und ſtylwidriges
Aeußere eine Neugeſtaltung um ſo dringender forderten, je mehr
das Jnnere der Kirche durch die ſtylvolle Reſtauration ſich ver-
ſchönert hatte.
Die Stiftungskommiſſion beſchloß demnach am 12. Oktober
1866 zunächſt die Beſeitigung der alten hölzernen Kanzel und
ihre Verlegung an einen geeigneteren Platz. Die neue Kanzel
iſt im gothiſchen Styl aus weißem Sandſtein ſehr geſchmackvoll
ausgeführt und ging aus der Werkſtätte des in weiten Kreiſen
bekannten Werkmeiſter Herrn Belzer in Weißenbach hervor.
Sie wurde an der Wand zur rechten Seite des Chores, dem
alten ſchönen Sacramentshäuschen gegenüber, aufgeſtellt, und
ſoll zu ihrem Schmuck noch die Statuen der vier Evangeliſten
erhalten, welche, von Herrn Architekten Lang geſtiftet, ebenſo
wie der in Holz geſchnitzte Schalldeckel, von dem Bildhauer
Sickinger in München gefertigt werden.
Als architektoniſche Verbindung des Sacramentshäuschens
mit der Kanzel, und zugleich als Abſchluß des Chors, iſt auch
eine neue Communikantenbank in gothiſchen Style aus
weißem Sandſtein von Herrn Werkmeiſter Müller hier ge-
fertigt worden. Die Statuen zweier Engel werden dieſelbe zieren,
welche Herr Architekt Lang gleichfalls geſtiftet hat.

Jn Verbindung mit dieſen Arbeiten war ſeinerzeit auch die
techniſche Anlage einer entſprechenden Heizung der Kirche an-
geregt worden. Zunächſt kam eine Luftheizung in Vorſchlag,
welche jedoch wegen Mangel an Mitteln im Kirchenfond höheren
Ortes nicht genehmiget wurde. Die Vertreter der Stadtgemeinde
Baden hatten aber in dankenswerther Weiſe, auf Anſuchen
der kath. Stiftungskommiſſion (durch Beſchluß vom 7. Dez.
1865), die bereits früher genannte Summe von 12,000 Gulden
zur Verſchönerung und Heizung der Kirche bewilligt. Da
nun aber die Stiftungskommiſſion, für den Ankauf des zur
Heizung alljährlich erforderlichen Brennmaterials aus Mitteln des
Kirchenfonds, keine Ermächtigung erhalten hatte, ſo faßte
der Architekt Lang die in der That geniale Jdee, die Kirche
mit dem Badener Thermalwaſſer zu erwärmen, welches dicht
neben der Kirche, in und bei dem Dampfbad ſeinen Urſprung
hat. Die hiergegen von verſchiedenen Seiten erhobenen Be-
denken wurden durch maßgebende Gutachten techniſcher und phyſi-
kaliſcher Autoritäten widerlegt, worauf die Gemeindevertreter
am 24. Auguſt 1866 ihre Zuſtimmung zur Anlage der Thexmal-
Waſſerheizung ertheilten.
Das Thermalwaſſer wird durch Zweigleitungen zur linken Seite
des Chores in die Kirche eingeführt; durchläuft in circa 1200
Fuß langen und 3 Zoll weiten Kupferröhren, — welche in ge-
mauerte, durch Eiſengitter überdeckte Kanäle eingelegt ſind, —
mit einem Geſammtgefälle von 3 Fuß die Kirche nach allen
Richtungen, vertheilt ſomit ſeine an die Luft abgegebene Wärme
im ganzen Raume, und fließt hierauf am untern, linken Ende
des Langhauſes wieder in die ſtädtiſchen Hauptleitungen auf dem
Marktplatze zurück.
Nächſt dieſen Reſtaurationen und Neubauten war auch eine
durchgreifende Reparatur der mehr als hundertjährigen Silber-
mann'ſchen Orgel, welche ſich in einem ſehr verwahrloſten
Zuſtande befand, dringend nothwendig geworden. Dieſe Arbeit
wurde dem Herrn Orgelbauer Voit in Durlach übertragen,
deſſen längſt bewährter Ruf ſichere Bürgſchaft dafür bot, daß
die Kirche ein in jeder Hinſicht treffliches Werk erhalten würde.
 
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