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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 6.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.7149#0022
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— 66 —

Die Arbeit wäre aber nur eine halb vollendete geweſen,
wenn man hier ſtehen geblieben und nicht auch deu Hochaltar
entfernt hätte, deſſen Erhaltung zwar von vielen Seiten befür-
wortet wurde, weil er ein in ſeiner Art (d. h. im Zopfſtyl)
bedeutendes Werk genannt werden konnte, deſſen künſtleriſche
Exiſtenz aber in der gothiſch-reſtaurirten Kirche äſthetiſch ſo
völlig ungerechtfertigt war, daß ſeine fernere Beibehaltung geradezu
eine Widerſinnigkeit genannt werden mußte, wie ſchon das mehr-
fach citirte Gutachten des Kirchenbaumeiſters Federle ſchlagend
dargethan hatte.
Die Hauptveranlaſſung zur Beſeitigung dieſes Hochaltars
gab ein Stifter, welcher die Schenkung eines gothiſchen Altar-
ſteines, im Style der Kanzel, unter der Bedingung zuſagte,
daß mit der jetzigen Kirchenreſtauration auch die Entfernung des
alten Hochaltars verbunden würde. Man beſchloß hierauf in An-
betracht dieſer bedeutenden Stiftung im Werthe von 1200 fl.,
nach Einholung der Genehmigung der zuſtändigen Behörden,
den Abruch des alten Hochaltars und Erſetzung deſſelben durch
einen neuen, im gothiſchen Styl. Als Stifter des neuen Unter-
ſatzes für den Hochaltar wurde Herr Werkmeiſter Belzer be-
kannt; ſein Name bürgt, daß die künſtleriſche Ausführung eine
treffliche ſein wird. — Die Ausführung des Altaraufſatzes in
Holzſchnitzerarbeit, mit Farben und Gold verziert, wurde dem
Bildhauer Sickinger in München für den Preis von 3300 fl.
übertragen, die Aufſtellung ſoll noch im Herbſt dieſes Jahres er-
folgen.

halten, auf der Communicantenbank werden zwet große bron-
zirte Candelaber mit 12 Flammen angebracht, die Orgel wird
durch fünf Flammen erleuchtet werden.
Aus demſelben Grund, wie der Hochaltar, mußten auch die
Nebenaltäre entfernt werden, weil ſie in ihrem jetzigen Zu-
ſtande das Gotteshaus nnr verunzieren würden. Zwei derſelben,
der Joſephs-und Bernhardsaltar, bleiben zwar vor der Hand
noch erhalten; allein auch ſie werden das gleiche Schickſal er-
leiden, ſobald die erforderlichen Mittel zur Anſchaffung von
zwei neuen gothiſchen Altären ſich gefunden haben werden.
Zum Schluß werde gebührendernmaßen Akt genommen von
einem Erlaß des Erzbiſchöflichen Ordinariats zu
Freiburg an den katholiſchen Oberſtiftungsrath zu Karlsruhe
(datirt vom 31. Jannar d. J.), worin das Erzbiſchöfliche
Ordinariat, auf den Vortrag des großh. Oberſtiftungsraths
Wagner, kundgegeben, es habe mit Wohlgefallen erſehen,
daß die Reſtauration der Stadtpfarrkirche zu Baden eine wohl-
gelungene ſei. Dabei wurden den Bemühungen und dem Eifer
des Gemeinderaths und der Stiftungscommiſſion, insbeſondere
deren beiden Vorſtänden, Herru Dekan Grafmüller und
Bürgermeiſter Gaus, ferner denen des Bauführers, Herrn
Architekten Lang und der übrigen Bautechniker, ſowie der
Opferwilligkeit der Bürger- und Einwohnerſchaft Baden's und
der ſonſtige Wohlthäter und Stifter für das Reſtanrationswerk,
— die volle Anerkennung von Seiten des Erzbiſchöflichen Or-
dinariats ausgeſprochen.

Nachdem der Sickinger'ſche Plan durch die Stiftungs-
kommiſſion noch einige Abänderung erfahren hat, läßt ſich der-
ſelbe in folgende Hauptpunkte zuſammenfaſſen. Der Tabernakel,
der das Allerheiligſte in ſeinem Jnneren birgt, wird in dem
neuen Hochaltar zu Häupten des Prieſters angebracht und zu
beiden Seiten von betenden Engeln umgeben erſcheinen. Die
Mittelgruppe in vergoldeter Niſche wird Chriſtus am Kreuz, zu
deſſen einer Seite die heilige Jungfrau Maria, zur anderen
St. Johannes darſtellen. Jn den beiden Seitenniſchen werden
die Kirchenpatrone St. Petrus und St. Paulus aufgeſtellt werden;
ſämmtliche Figuren werden in Lebensgröße ausgeführt und auf
das Reichſte gefaßt. Ueber dem mit durchbrochenen Giebelchen,
Thürmchen und gothiſchen Blumen reich verzierten Aufbau,
welcher im Ganzen 14 figürliche Darſtellungen enthalten wird,
ſteigt endlich das für das Mittelfenſter des Chores beſtimmte
Glasgemälde, Chriſti Himmelfahrt darſtellend, empor.
Der hier durchgeführte Gedanke iſt ebenſo fromm erhebend
als künſtleriſch bedeutungsvoll. Auf dem Altar vergegenwärtigt
ſich uns während der heiligen Meſſe Chriſtus ſelbſt; ober-
halb des Tabernakels ſehen wir den Erlöſer der Menſchen am
Kreuze, und in der darüber aufſteigenden Himmelfahrt erblicken
wir den Sohn Gottes in ſeiner Glorie.
Die Ausführung dieſes ſchönen Hochaltares wurde dadurch
ermöglicht, daß der großh. Oberſchulrath einen Beitrag von
2000 fl. aus dem großh. Studienfond Raſtatt bewilligte, und
überdies den Erlös aus dem alten Hochaltar der Stiftungs-
kommiſſion zur Beſtreitung anderweiter Koſten in wohlwollender
Weiſe überließ. Zu demſelben edlen Zwecke ſagte Herr C.
Benazet Herrn Dekan Grafmüller auf deſſen Anſuchen
den namhaften Beitrag von jährlich 1000 fl. zu, und in aller-
neueſter Zeit ſind in gleicher Weiſe Herru Bürgermeiſter Gaus,
durch Herrn Baron Otto von Reiſchach, 500 fl. für den
Kirchenbau übergeben worden.
Ein weiteres, durch Vermittlung des Herrn Bürgermeiſter
Ggus von Herrn Benazet bewilligtes Geſchenk von 1000
Franken ſetzte die Stiftungskommiſſion in den Stand, mit
kirchenobrigkeitlicher Ermächtigung das Langhaus und die Orgel-
gallerie mit Gas erleuchten zu laſſen. Jm Langhaus wird jeder
Gewölbpfeiler einen Wand-Armleuchter mit drei Flammen er-

JJ. Fingerzeige für Kirchenvorſtände bei Anſchaffung
neuer Glocken.
Von A. G. Stein in dem Cölner Paſtoralblatt
(Fortſetzung.)
Wir müſſen hier eine Bemerkung nachholen, welche ihren
Platz eigentlich am Anfange diefer Erörterungen hätte fiuden
ſollen, deren Richtigkeit aber hier dem Leſer beſſer einleuchten
wird. Zu einem völlig befriedigenden Geläute ſind wenigſtens drei
Glocken erforderlich, weil wenigſtens drei Töne zur Bildung
einer Melodie, alſo zur Erreichung des Zweckes eines jeden
Geläutes, nothwendig ſind. Geläute, welche nur aus zwei Glocken
beſtehen, ſind daher immer mangelhaft, und ſo viel als möglich
zu vermeiden. Wo aber ungünſtige, locale oder pecuniäre Ver-
hältniſſe keine andere Wahl geſtatten, möge man den beiden
Glocken eines ſolchen Geläutes immer die Tonfolge ut. re zu
Grunde legen. Auf dieſe Weiſe klingt das Geläute noch am
angenehmſten, und läßt jederzeit eine Erweiterung nach der
Tiefe wie nach der Höhe zu durch ſpätere Beifügung einer
dritten Glocke, welche alsdann nach Maaßgabe der vorhandenen
Mittel entweder um einen ganzen Ton tiefer ſein muß als die
größte, — oder um einen ganzen Ton höher als die kleinſte
dieſer beiden Glocken.
Für das vollkommenſte Geläute für eine große Pfarrkirche
halten wir ein Geläute von vier Glocken, und für das vollkommenſte
Tonverhältuiß dabei die Tonfolge: Ut. Re. Mi. Fa. (c. d. e. f.)
Dieſe vier Töne ſchließen durch die Mannigfaltigkeit der bei ihnen
möglicheu Tonfolgen die Elemente einer ſchönen reichgeſtalteten
Melodie in ſich. Vierundzwanzig verſchiedene Tonfolgen laſſen
ſich durch die Verſetzung dieſer vier Töne bilden, wodurch eine
Melodie gebildet werden kann, die ſchon an und für ſich durch
ihre natürliche Schönheit wirkſam ſein muß, abgeſehen von dem
Zauber der Glockentöne, welcher die Schönheit dieſer Melodie
unendlich hebt und ihr zugleich eine hohe Würde verleiht.
Wir wollen die 24 verſchiedenen Verſetzungen dieſer vier Töne
hier in einer willkürlich gewählten Ordnung zuſammenſtellen,
und der Leſer wird von den melodiſchen Charakter eines ſolchen
vierſtimmigen Geläutes eine richtige Vorſtellung gewinnen können:
fa. mi. re.ut fa. re mi.ut fa. mi . ut. re
 
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