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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 6.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.7149#0014
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— 58 —

die Ueberzeugung gewinnen, daß eine zweckmäßige Reſtauration
derſelben zur Nothwendigkeit geworden war. Dieſes Bedürfniß
wurde um ſo dringender, als in neuſter Zeit drei Neubauten
anderer chriſtlichen Konfeſſionen entſtanden, welche der Stadt
Baden zur Zierde gereichten, ſo daß die katholiſche Gemeinde
ihr Gotteshaus nicht länger in dem bisherigen, zugleich ärmli-
chen und geſchmackloſen Zuſtand belaſſen konnte.
Einer dringend nothwendig gewordenen Reſtauration der
Außenſeite und des Glockenthurmes war die Stiftskirche
bereits im Jahre 1861 durch die Herren Werkmeiſter Belzer
und Müller, unter der Leitung des Architekten Lang, unter-
worfen worden. Der Neubau einer größern Sakriſtei folgte
im Jahre 1864; eine durchgreifende Reſtauration des Jnnern
wurde damals ſchon von der katholiſchen Stiftungskommiſſion
in Ausſicht genommen.
Den Anfang der letztern können wir auch bereits von dem
Jahre 1862 datiren, wo der Glockenthurm mit dem harmoni-
ſchen Geläute von vier neuen Glocken geziert wurde, welche
aus der Gießerei von Roſenlächer in Konſtanz hervorgingen.
Die größte dieſer Glocken, ,,Chriſtus'', (5254 Pfund wiegend),
ſowie die zweite Glocke ,,Petrus'' (von 1490 Pfund) wurden
durch die Bemühungen des damaligen Pfarrverwalters Herrn
Diez, aus milden Beiträgen geſtiftet; die beiden kleineren
Glocken, ,,Paulus (603 Pfund) und ,,Bernhardus'' (335
Pfund) wurden auf ſtädtiſche Koͤſten angeſchafft. Die fünfte
Glocke ,,Maria'' iſt alt; nach ihrem Ton wurde die Harmonie
des neuen Geläutes (H-dur) geſtimmt. Die Weihe dieſer
Glocken fand am 3. Dezember 1862 ſtatt.) Jm Jahre 1863
wurde ferner durch die Stadtgemeinde eine neue, große Thurm-
uhre mit 5 Zifferblättern, aus der Schwilgué'ſchen Fabrik
in Straßburg angeſchafft.
Hieran ſchloſſen ſich nunmehr im Jahre 1866, nnter dem
Herrn Dekan Stadtpfarrer Gr afm üüller, die umfaſſenden
Reſtaurations-Arbeiten im Jnnern, welche ihren vollſtändigen
Abſchluß auch jetzt noch nicht erreicht haben. — Die Vorarbei-
ten hiefür begannen ſchon zu Anfang des Jahres 1864, wo
die katholiſche Stiftungskommiſſion einen Verein von Sach-
und Kunſtverſtändigen eingeladen hatte, die Kirche einer einge-
gehenden Unterſuchung zu unterwerfen, nach welcher feſtzuſtelſen
ſei, worin die Reſtauration überhaupt zu beſtehen habe. Dieſer
Verein — gebildet aus: dem erzbiſchöflichen Kirchenbau-
meiſter, Herrn Federle und dem großh. Conſervator der Kunſt-
denkmale Hrn. v. Bayer von Karlsruhe ſowie aus dem großh.
Bezirksbauinſpector Hrn. Dernfeld und dem Architekten Hrn.
Gemeinderath Lang von hier, — hatte ſich, nach gründlicher
Unterſuchung der Kirche in allen ihren Theilen, über die vor-
zunehmenden Reparaturen, ſowie über die ſtylgerechten neuen
Herſtellungen vollſtändig geeinigt und Herrn Kirchenbaumeiſter
Federle erſucht, ein umfaſſendes Gutachten auszuarbeiten, wel-
ches den vorzunehmenden Arbeiten zu Grunde gelegt werden
ſollte, während Herr Architekt Lang mit Fertigung der Pläne
und Koſtenüberſchläge beauftragt wurde. Dieſes Gutachten (datirt
vom 13. Mai 1864) erwies ſich in jeder Beziehung als eine ſo
gelungene Arbeit, daß die Stiftungskommiſſion in ihrer Sitzung
vom 12. Mai 1864 beſchloß, dasſelbe durch den Druck verviel-
fältigen zu laſſen und ſo zur Kenntniß der geſammten Einwoh-
nerſchaft Badens zu bringen. (Fortſetz folgt)

geführt. Der Hofprediger von Durlach hielt am 31. Juli
1633 ſeine erſte Rede in der Kirche, und unmittelbar nachher
wurden alle Stiftsherrn, bis auf zwei fortgewieſen. Nach dem
weſtphäliſchen Frieden (1648) ſtellte aber Markgraf Wilhelm
I. ( 1677) den katholiſchen Kultus wieder her.
Jm Orleans'ſchen Succeſſionskrieg theilte die Kirche das
Loos der Stadt; beide wurden von den franzöſiſchen Mordbren-
nern eingeäſchert (1689), nachdem dieſe die badiſchen Fürſten-
gräber aufgebrochen, und die Gebeine umhergeſtreut hatten.
Bei dem Brand der Kirche blieben nur die Grundmauern und
der trefflich gearbeitete gothiſche Tabernakel ſtehen. — Die Nach-
wehen dieſes Verheerungskrieges erlaubten nicht, das zerſtörte
Gotteshaus ſo bald wieder aufzubauen; im Jahre 1697 wurde
es zwar nothdürftig hergerichtet, aber erſt bei Annäherung
der dritten Säkularfeier des Stifts eine Kommiſſiou zum defi-
nitiven Wiederaufbau niedergeſetzt. Die Beiträge von Seiten
der Bürger fielen ſo ergiebig aus, daß man 1752 den Bau
beginnen und ſchon 1753 vollenden konnte. Die Stadt Baden
gab Holz und Steine, die Bürger leiſteten Handlangerdienſte,
die Filialorte Scheuern und Beuern lieferten die Fuhren. Der
damalige Prinz Au guſt Georg der ſpäter nach dem Tode
ſeines Bruders, Ludwig Georg (f 1761), zur Regierung kam,
und mit deſſen Abſterben (1771) der Baden-Baden'ſche Zweig
im Mannesſtamme erloſch gab 200 Dukaten zum Hochal-
tar, ſeine unvergeßliche Gemahlin Maria Viktoria (f 1793)
viele koſtbare Ornamente und Paramente. Der damals regie-
rende Markgraf Ludwig Georg erwarb ſich die größten Ver-
dienſte um den neuen Kirchenbau; er gab über 10,000 Gulden
dn Geld und Geldeswerth und ſchenkte eine Silbermanniſche Or-
gel. Die Nebenchöre und Seitenſchiffe (Nebengänge) wurden
erſt damals dem Kirchenbau angefügt, während die Kramläden
und Handwerksbuden, welche früher die Räume zwiſchen den
Pfeilern des äußern Kirchenbaues eingenommen, und das Got-
teshaus verunſtaltet hatten, nicht wieder hergeſtellt wurden. —
Das Chorherrnſtift beſtand bis zum Jahre 1808, wo es ſäcu-
lariſirt und in eine Pfarrei mit zwei Vikaren verwandelt wurde.
Der Bauſtyl, in welchem ſich die nunmehrige Pfarrkirche
bis zu ihrer neueſten erſt jetzt vollendeten, ebenſo durchgreifen-
den als würdigen Reſtauration darſtellte, war ein ſehr gemiſch-
ter und theilweiſe unſchöner. Von allen früheren Reſtauratio-
nen und Neubauten, welchen im Laufe der Jahrhunderte das alt-
ehrwürdige Gotteshaus unterworfen worden, hatten ſich aus
jeder Zerſtörung Ueberreſte gerettet, ſo daß ſich ſchließlich im
Jnnern und Aeußern der Kirche fünf verſchiedene Zeitalter nach-
weiſen ließen. Der untere Theil des Thurmes gehört (wie ſchon
oben erwähnt) dem 10. oder 11. Jahrhundert an; der mittlere
Theil des Thurmes, ſowie der ſteinerne Tabernakel dem 13. Jahr-
hundert. Der Bau des Chores fällt wahrſcheinlich mit der Errich-
tung des Collegiatſtiftes zuſammen, alſo in die Mitte des 15. Jahr-
hunderts. Die Reſtauration nach dem Brande unter Fortunat
im 16. Jahrhundert veränderte im Jnnern wieder Mancherlei;
der letzte Neubau aber, im vorigen Jahrhundert, veranlaßte die
durchgreifendſten Veränderungen, welche leider in eine ſehr un-
glückliche Periode der Baukunſt fielen, nämlich in die des Ver-
falles der Renaiſſance, oder des ſogenannten Zopfſtyles.
Hundert Jahre waren ſeitdem wieder vergangen. Ein durch
die Betrachtung der klaſſiſchen Vorbilder vergangener Jahrhun-
derte gereinigter, und durch das Studium der Geſetze der
Schönheit und inneren Wahrheit erſtarkter Kunſtgeſchmack war
wieder an die Stelle der künſtleriſchen Verirrungen des vori-
gen Jahrhunders getreten. Allenthalben regte ſich der Geiſt
jener ächten Pietät, welcher altehrwürdige Denkmale der Kunſt
theils zu erhalten, theils in ihrer urſprünglichen Reinheit und
Einheit wieder herzuſtellen ſich bemühte. Und ſo mußte denn
auch jeder Gebildete, der unſere Badener Stiftskirche betrat,

JJ. Dr. A. Reichenſperger über die heutige Maſſenpro-
duktion auf dem Kunſtgebiete.
Am Schluſſe eines Grundriſſes der bildenden Künſte gibt
Dr. E. H. Riegel der Hoffnung Ausdruck: ,,daß doch end-

*) Näheres hierüber ſiehe im Jahrgang 1862 Nr. 146 des Badener
Wochenblattes.
 
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