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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 6.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.7149#0026
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falten, als dermalen in den abgeſchloſſenen Paläſten der Großen;
nichts ward zu gut und zu ſchön befunden, um öffentlichen
Zwecken zu dienen. Daher der ſo hoch geſteigerte Kunſtſinn in
allen Schichten der damaligen Geſellſchaft, das allſeitige Be-
dürfniß von Aechtem und Rechtem. Auch auf den öffentlichen
Plätzen und in den Straßen ſuchte man noch ſolchem Bedürf-
niſſe ein Genüge zu leiſten, dabei aber ſtets das Nützliche mit
dem Schönen zu verbinden. Dafür liefern denn auch die kunſt-
reich gebildeten mit den religiöſen Anſchauungen oder den hiſto-
riſchen Erinnerungen der Bevölkerung in Verbindung gebrach-
ten Brunnen einen merkwürdigen Beleg. Auch in dem moder-
nen Stadttheile iſt zwar noch für Waſſer geſorgt; allein von
jeder Rückſicht auf Kunſtſchönheit der betreffenden Anlagen hat
man gänzlich Abſtand genommen, vielmehr ſich auf das Noth-
dürftigſte aus Zink, Gußeißen u. dgl. iu recht häßlicher Form
beſchränkt. Warum mag man wohl nicht auf den Gedanten
gekommen ſein, die in neuerer Zeit berühmten Männern errich-
teten Denkmäler mit Brunnen zu verbinden, wie es damals
Sitte war, und ſo die einen zugleich mit den anderen zu bele
ben und zu populariſiren?

JJ. Fingerzeige für Kirchenvorſtände bei Anſchaffung
neuer Glocken.
Von A. G. Stein in dem Cölner Paſtoralblatt

(Schluß.)

viel ſie auch den ſtrengen Anforderungen des Styles gegenüber
noch vermiſſen laſſen.
Wie Wenige wiſſen ſelbſt heutzutage noch, daß jedwedes
Material ſeine beſondere Behandlungsart gebieteriſch erfordert,
daß ganz dieſelben Formen, welche in Stein ausgeführt überaus
ſchön ſind, in Holz oder Metall geradezu häßlich erſcheinen kön-
nen, daß insbeſondere die Tafel-, die Wand- und die Glas-
malerei eine jede beſonderen Geſetzen zu gehorchen hat, daß
endlich die dekorative Ausſtattung eines großen Bauwerkes Rück-
ſichtsnahmen erheiſcht, welche ein inniges Vertrautſein mit dem
Geiſte der Architektur und der durch letztere bezweckten Geſammt-
wirkung vorausſetzt. Jn mehreren der den Chor umgebenden
Kapellen hat das 16. Jahrhundert, dem die Formen der vor-
hergegangenen Jahrhunderte zu ſteif und zu ascetiſch erſchienen,
die alten Fenſter durch neue erſetzt. Der hohe Geiſt des Mittel-
alters war damals entſchieden im Weichen begriffen; allein die
Technik und das Material behanpteten noch eine graume Zeit
hindurch ihre Vortrefflichkeit: mit dem Untergehen der Sonne
ſchwindet überhaupt nicht alsbald das Licht und die Wärme aus
der Atmoſphäre. Runde, gegoſſene Scheibchen mit vorſpringen-
den Näbeln in der Mitte umfaſſen in jenen Fenſtern etwas
genreartig behandelte gemalte Darſtellungen, welche an die Periode
der ſogenannten kleinen Meiſter erinnern. Für eine neu zu er-
richtende gothiſche Kathedrale ſind ſolche Fenſter allerdings nicht
zu empfehlen; allein es wäre ein unglücklicher Gedauke, die hier
in Rede ſtehenden durch korrektere erſetzen zu wollen. Das
Aufräumen iſt gar ſo leicht und verführeriſch, letzteres insbe-
ſondere für Neulinge in der Kunſt, die ihr Wiſſen und ihren
Eifer in anderer Weiſe nicht zu bethätigen vermögen. Aller-
dings hat die Zopfzeit eine gewiſſe Scheinkunſt in die Kirchen
gebracht, welche mitunter an Karrikatur ſtreift; ſie hat durch
Gyps und hohlen Theaterprunk nicht ſelten den urſprünglichen
Charakter der Bauwerke ganz und gar zerſtört und den heiligen
Ernſt des Kultus durch Modeflitter herabgewürdigt. Daß in
ſolchen Fällen dem Urſprünglichen wieder zu ſeinem Rechte ver-
holfen und das Grundfalſche beſeitigt werden muß, verſteht ſich
von ſelbſt; allein es gehört ein feiner Sinn und viel Takt da-
zu, um bei derartigen Operationen die richtige Grenze einzu-
halten, das in dubio abstine wird dabei nur allzu leicht aus
dem Auge verloren. Es ſteigt immer eine gewiſſe Bangigkeit
in mir auf, wenn ich höre, daß eine alte Kirche gründlich reſtau-
rirt werden ſoll. Aber nichk bloß negativ, ſondern auch poſitiv
führt die gute Abſicht der Kirchenverſchönerer nur allzu häufig
zu argen Mißgriffen. Namentlich ſollte in Bauwerken der frag-
lichen Art nur evident Treffliches gebracht werden und jede
Berückſichtigung lokaler Jntereſſen, einheimiſcher Künſtler u. ſ. w.
auf Koſten der Sache ferne bleiben. Der erzbiſchöfliche Thron
im Münſter und der gleichfalls moderngothiſche Aufſatz auf dem
Hochaltar zeigen beiſpielsweiſe, wie leicht das löblichſte Streben
in die Jrre gehen kann.
Wie das Münſter, ſo hat auch die Stadt recht viel von
ihrem hiſtoriſchen Gepräge bewahrt. Namentlich iſt ſie noch
reich an trefflichen Civilarchitekturen aus der ſpätgothiſchen
Periode, die wir dem gründlichen Studium Solcher empfehlen,
welche den Satz predigen, für das bürgerliche Bedürfniß der
Jetztzeit ſei der altdeutſche Styl keinesfalls ausreichend. Vor
20 his 30 Jahren behauptete mau ganz dasſelbe auch hinſicht-
lich der Kirchen. Ein beſonderes Jntereſſe nehmen noch die
öffentlichen Brunnen Freiburgs in Anſpruch. Heutzutage führt
man das ,,Wohl des Volkes'' unausgeſetzt im Munde, in der
alten Zeit ſorgte man thatſächlich mehr dafür. Jn den Orten
wo es ſich zu verſammlen pflegte, wo der gemeine Mann eben-
ſo freien Zutritt hatte wie der vornehmſte Herr, in den Kir-
chen, den Rath- und den Zunfthäuſern, pflegte die Kunſt vor
Ällem ſich einheimiſch zu machen und mehr Reichthum zu ent-

Wir haben oben bemerkt, daß da, wo ein Geläute durch
Umgießen einer oder zweier Glocken wieder ergänzt, oder durch
Beifügung einer neuen Glocke vervollſtändigt werden ſoll, der
mit dem Glockengießer abzuſchließende Vertrag mit beſonderer
Umſicht abgefaßt werden müſſe. Dieſe Bemerkung bezieht ſich
auf die Art und Weiſe, wie in ſolchen Fällen die den neuen
Glocken zu gebenden Töne im Contracte beſtimmt werden müſſen.
Wenn es ſich um Anfertigung eines vollſtändigen neuen Ge-
läutes von 2, 3 oder mehreren Glocken handelt, ſo kann man
nach Maßgabe der aufzuwendenden Koſten die Töne der zu gieſ-
ſenden Glocken einfach nach der Stimmgabel beſtimmen. Alſo:
,die drei Glocken ſollen die Töne d. e fis oder aNe.
rein und richtig angeben.'' Eine ſolche Bezeichnung genügt hier
vollkommen und reicht im Falle des Mißlingens hin, den beim
Glockenguße etwa begangenen Fehler zu konſtatiren. Anders ge-
ſtaltet ſich aber die Sache, wenn es gilt, zu einer oder mehre-
ren vorhandenen Glocken eine neue zu gießen. Jn dieſem Falle
iſt es nicht rathſam, die den neuen Glocken zu gebenden Töne
nach einer Stimmgabel genau zu beſtimmen, da unter den
gangbaren Stimmgabeln bekanntlich eine große Verſchiedenheit in
Betreff der Tonhöhe obwaltet; in dem gegebenen Falle die Ar-
beit nothwendig mißlingen müßte, wenn der Beſteller und der
Glockengießer Stimmgabeln von verſchiedener Tonhöhe benutz-
ten. Selbſt dann aber, wenn der Glockengießer mit ſeiner
Stimmgabel zur Hand wäre, und man nach dieſer Stimmgabel
alſo die Tonhöhe der noch vorhandenen Glocken und demnach
auch der neu zu gießenden beſtimmen könnte, wäre eine ſolche
genaue Beſtimmung im Contracte nicht rathſam, da es im All-
gemeinen ſchwierig iſt, den Ton einer Glocke nach einer Stimm-
gabel ganz genau zu beſtimmen, und die Glockengießer ſelbſt,
wie die Erfahrung oft genug gezeigt hat, in ſolchen Fällen ihrer
Sache nicht ſicher ſind und oft Mißgriffe machen, gegen welche
alsdann der betreffende Kirchenvorſtand durch einen ſo abgefaß-
ten Coutract nicht hinreichend gedeckt iſt.
Wo alſo eine oder mehrere neue Glocken zu einer oder meh-
ren vorhandenen Glocken gegoſſen werden ſollen, iſt es rathſa-
mer, in dem über dieſes Geſchäft abzuſchließenden Contracte nur
das Tonverhältniß genau zu beſtimmen, in welchem die neu
zu gießenden Glocken zu den bereits vorhandenen ſtehen, die
 
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