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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 6.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.7149#0036
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hergeſtellt werden können, gleichwie ſolche Emporen auch in alter
Zeit zum Sitze der Nonnen dienten. Dieſe Thatſache, welche
dem geſonderten Sitze der Ordensperſouen Rechnung trug, ver-
bürgt uns aber auch, daß die alte Zeit, falls ſie große Orgeln
gehabt hätte, dem Bedürfniſſe, ſie aufzuſtellen, architectoniſch
wäre gerecht geworden. Daß eine ſolche Empore unnütz iſt,
wenn die Orgel in das zweite Thurmgeſchoß geſetzt werden kann,
verſteht ſich von ſelbſt. So ſelten aber die Empore durch dieſe
oder ähnliche Einrichtungen wird vertreten werden können, ſo
häufig muß ſie eigens hergeſtellt werden. Jhre Arcaden, Ge-
wölbe, Zierrathen und wenn man will, auch die Galerien, wo-
mit ſich der obere Raum zur Kirche öffnet, müſſen ſich im
Großen wie in den Details den Dimenſionen und den archi-
tektoniſchen Geſetzen des ganzen Kirchenbaues fügen; und es
unterliegt, glauben wir, keinem Zweifel, daß, wenn unſere
Zeit hiermit einige Verſuche angeſtellt hat, am Ende die Orgel-
emporen ſich äſthetiſch und baulich dem ganzen Baue eben ſo
vortheilhaft einordnen werden, wie die Emporen der alten Kirchen.
Auch Rückſichten des Cultus und des Tones ſprechen nicht gegen
dieſen Vorſchlag; der Cultus und die kirchliche Schönheit wird
durch ein ſteinernes Orgelhaus offenbar mehr gehoben, als
durch eine Holzconſtruction. Und der Stand der Orgel auf
einem Gewölbe thut der Reſonanz, zumal wenn das Gewölbe
mit einer ſoliden Bretterdecke belegt iſt, keinen Eintrag.
Mögen dieſe Gedanken, die ſich zunächſt bei der Neuheit
des Stoffes nur ſelten in ſpeciellen Vorſchriften ergehen konnten,
die erſt die allgemeinen Conturen einer wichtigen Frage bilden
ſollen, wenigſtens den Erfolg haben, daß ſie entweder durch
beſſere erſetzt, oder, falls ſie Anklang finden ſollten, durch neue
Gedanken und Erfahrungen bereichert und verbeſſert werden.
Alsdann wird die Frage auch in der Praxis bald einer glücklichen
Löſung entgegengehen können, und die kirchliche Kunſt wieder
eine neue ſichere Errungenſchaft machen, die eben ſo nothwendig
als ſchön iſt. X

wurden unlängſt in den Haupt- und Diöceſanſtädten des kathol
Deutſchlands Adreſſen vorbereitet, welche, von vielen tauſenden
treuen Anhängern der Kirche unterſchrieben, jenen Gefühlen Aus-
druck verleihen ſollten.
Wie konnte da die alte Kaiſer- und Krönungsſtadt Aachen,
deren Katholicität und treue Anhänglichkeit an den römiſchen
Stuhl faſt ſprüchwörtlich geworden, zurückbleiben, wenn es ſich um
einen ſolchen öffentlichen Beweis der Hingebung an den römiſchen
Primat und ſeinen zeitlichen Jnhaber Papſt Pius JX. handelt?
Es ſind daher die Vorſtände der aachener katholiſchen Vereine
zur Ausführung einer Ergebenheits-Adreſſe zahlreich zuſammen-
getreten und iſt von hochſtehender Seite in meiſterhafter Diction
eine ſolche an den heiligen Vater in lateiniſcher Sprache ver-
faßt worden.
Achtbare Bürger der Stadt haben fich nun der mühe-
vollen Aufgabe unterzogen, in allen Pfarrbezirken dieſe Adreſſe
zur Unterſchrift vorzulegen. Wie nicht anderes zu erwarten
ſtand, wurden bald ſchon die hiefür beſonders angefertigten
Liſten mit zahlreichen Unterſchriften verſehen und jeder katholiſche
Einwohner Aachens rechnete es ſich zur Ehre, daß auch ſein
Name unter jenem Schriftſtücke nicht fehle, das noch nach vielen
Jahren in den Bibliotheken des Vaticans als würdiger Reprä-
ſentant der Geſinnungen und Wünſche der ehemaligen Krönungs-
ſtadt Aachen den ſpäteren Generationen zur Freude und Erhebung
dienen wird.
Damit nun auch das Aeußere dieſer Ergebenheits- Adreſſe
durch alle Mittel der Kunſt auf's reichſte ausgeſtattet würde und
mit dem würdig gehaltenen Jnhalte harmoniſch in Einklang ſtände,
iſt zwei ausgezeichneten Künſtlern der Auftrag ertheilt worden,
als Einleitung und Vorſatzblätter zu dieſem Album der Stadt
Aachen vier Miniaturbilder mit paßenden Jnitial-Verzieruugen
auf Pergament anzufertigen, welche in ſinniger Weiſe alle jene
Wechſelbeziehungen dem Beſchauer vorführen ſollen, die zwiſchen
der ,,ewigen Stadt'' und der Krönungsſtätte deutſcher Könige
ehemals und heute obwalten.
Jn der nächſten Nummer der Kunſtblätter werden wir von
einem ähnlichen Album berichten können, das in unſerem Frei-
burg in ebenſo ſinniger als kunſtreicher Weiſe ausgeführt wor-
den iſt.

lIJ. Miscellen
1. Das Album der Stadt Aachen an Papſt Pius
JX. Bei Gelegenheit der achtzehnten Säcularfeier vom Marty-
rium des Apoſtelfürſten Petrus hat der Epiſkopat der katholiſchen
Welt den unerſchütterlichen Felſenmann in Rom, Papſt Pius
X., zahlreich umſtanden, um Zeugniß abzulegen, daß der von
dem armen galiläiſchen Fiſcher zuerſt verkündigte Glaube an die
Gottheit des Gekreuzigten ſiegreich die Welt überwunden hat.
Zugleich mit den Hirten der katholiſchen Völker des ganzen Erd-
balls ziehen auch, gleichſam eine zweite Völkerwanderung, Schaaren
von Geiſtlichen und Laien zum Mittelpuncte des kirchlichen Pri-
mates, um am Grabe des Apoſtelfürſten ſich zu ſtärken zum
Kampfe gegen den Unglauben und die herrſchenden Jrrthümer
der Zeit.
Wer aber zählt die Legionen von Gläubigen, die, durch ihre
Verhältniße in der Heimath zurückgehalten, nicht mit ihren glück-
licher geſtellten Glaubensgenoſſen hineilen konnten zur Schwelle
des apoſtoliſchen Stuhles, um ebenfalls Zeuge einer Feſtfeier
zu ſein, wie unſer Jahrhnndert keine ähnliche in ſo erhebender
und tröſtlicher Weiſe geſeheu hat.
Damit nun allen jenen, welche diesſeit der Berge zurückgehalten
dem großen Säcularfeſte in Rom nicht körperlich anwohnen koun-
ten, Gelegenheit gegeben werde, wenigſtens im Geiſte die hehre
Feſtesfeier am 29. d. M. mitbegehen zu können; damit ferner
den Katholiken Deutſchlands Gelegenheit geboten würde, durch
Wort und Unterſchrift dem heiligen Vater, dem Nachfolger des
heiligen Petrus, am Säcularfeſte des Apoſtelfürſten die Gefühle
der Verehrung, Liebe und Anhänglichkeit bezeugen zu können,

2. Lyon. Die ,,Société académique d'architecture''
hat ein nachahmungswerthes Beiſpiel durch ihren Beſchluß gege-
ben, Zeichnungen von denjenigen Baudenkmälern der Stadt Lyon
und des Rhone⸗Departement zu ſammeln, welche entweder zu
verfallen drohen oder in Folge von Neubauten und Straßen-
anlagen dem Untergange geweiht ſind. Sie hofft ihren Zweck
auf dem Wege von Concurrenzen zu erreichen, welche ſie Jahr
für Jahr auszuſchreiben beabſichtigt. Jedes Jahr ſoll
ein Verzeichniß von denjenigen Gegenſtänden ausgegeben werden,
von denen man Zeichnungen zu haben wünſcht, und unter denen
jeder Concurrent ſich fünf beliebige auswählen kann. Es wer-
den von jedem Gegenſtande eine Hauptanſicht und nach Um-
ſtänden eine Durchſchnitt- und Profilzeichnung ſo wie Details,
außerdem genaue Angaben der Maaße verlaugt. Die Preiſe,
welche für die beſten Zeichnungen beſtimmt ſind, beſtehen aus
einer goldenen, eiuer ſilbernen und einer bronzenen Medaille.
Ob der eingeſchlagene Weg zum Ziele führen wird, dürfte frei-
lich zweifelhaft erſcheinen, da derſelbe für diejenigen Architekten,
die nicht Muße und Neigung für Arbeiten dieſer Art übrig
haben, nicht ſonderlich verlockend iſt. Selbſt bei der etwaigen
Publication der prämiirten Zeichnungen wird dem Laureaten
keine audere Belohnung zu Theil als die Ehre der Namens-
nennuug auf dem betreffenden Blatte.

Das Verzeichniss der eingegangenen Beiträge folgt in Nr. 69.

Verantwortliche Redaetion: Dr. Stephan Braun. — Druck und Verlag von J. Dilger in Freiburg
 
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