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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 6.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.7149#0042
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Buche dargeſtellt iſt. 4) Der Adler, welcher durch den Aufflug
zur Sonne ſich verjüngt; darüber die Jnſchrift: Aquila formam
figurat Christi; darunter ſteht endlich geſchrieben: qui ad patrem
in coelum ascendit. Ueber die ganze Mittelvorſtellung hin iſt
oben die Jnſchrift angebracht: Eece Thronus fulgesoit regis
aeterni. Die zwei Nebenfelder enthalten ebenfalls Vorbilder
des großen Erlöſungswerkes Chriſti; von den obern ſtellt das
eine links dar, wie Abraham ſeinen einzigen Sohn opfern will,
und jenes rechts, wie Jakob die Söhne Joſephs mit gekreuzten
Armen ſeguet. Von den zwei untern Bildern bemerkt man
links zwei Männer, welche eine große Traube aus dem gelob-
ten Lande bringen, rechts einen Jſraeliten, der auf einen Haus-
giebel mit dem Blute des Lammes den Buchſtaben T ſchreibt.
um ſeine Wohnung von dem Würgengel zu bewahren. Ein
ſehr reiches Ornament bildet den Abſchlußrahmen des Ganzen.
Man muß wenigſtens eine Photographie von dieſem Kunſtwerke
geſehen haben, um ſich davon einigen Begriff von deſſen vollen-
deter Schönheit zu machen und zugleich einzuſehen, was doch
ein Künſtler, welcher ſich tiefer in's Studium des chriſtlichen
Alterthums verſenkt hat, am Eude zu leiſten vermag. Hier
feiert das Studium der Archäologie neuerdings einen Triumph,
wie man ihn kaum noch vor Kurzem geahnt haben dürfte.
Es ſchien anfangs nicht glaublich, daß der Webeſtuhl einer ſo
ſchwierigen Aufgabe gewachſen ſein könnte, doch deren ſehr glück-
liche Löſung bezeichnet thatſächlich einen bedeutenden Fortſchritt
nach dem großen Ziele, welches die Wiedereinführung der chriſt-
lichen Kunſtweiſe unſerer Altvordern in ſich begreift.
Hiezu erlauben wir uns eine Bemerkung. Derlei ſogenannte
Weltausſtellungen ſcheinen uns durchaus nicht geeignet zu ſein,
um Werke der chriſtlichen Kunſt und des Kunſthandwerkes dem
breiten Publikum vorzuführen, das derlei Dinge zum größten
Theil gar nicht ſucht und nicht beachtet, und weil bei der ganzen
Komödie ſo blutwenig Ernſt und keine Spur von einem Stre-
ben, Religioſität und Sitte zu fördern, vorhanden iſt. Was
ſoll da die kirchliche Kunſt? Das ſchauluſtige Publikum unter-
halten? Dies wäre doch in der That eine Entwürdigung der-
ſelben. Hat man doch viefach ſchon mit Recht darüber geklagt,
daß in den Kunſtgallerien das Heilige durch die Nähe oft nur
zu profaner Dinge entwürdiget werde; um wie viel mehr
müßte dies im gegebenen Falle zutreffen. Wir glauben, daß
die chriſtlichen Künſtler nur taktvoll handeln, wenn ſie ſich an
derlei Schauſtellungen nicht betheiligen, die übrigens niemals
als Maßſtab für die Beurtheilung von den Zuſtänden der chriſt-
chen Kunſt eines Landes oder Volkes dienen können.'

einem eigenen, nur ſeinen Zwecken dienenden Gebäude verlangte
Der Fürſt, als feinſinniger Kunſtkenner und eifriger Sammler
weltbekannt, beſonders für Produkte des Mittelalters begeiſtert,
entſchloß ſich darum im Jahre 1862 den Neubau aufzuführen.
Die Pläne ſtammen von den Bauräthen Krüger in Düſſel-
dorf und Laux in Sigmaringen, welch' letztererauch die Aus-
führung leitete. Die innere Ausſchmückung wurde dem Profeſ-
ſor Andreas Müller in Düſſeldorf (von der Apollinaris-
kirche her bekannt) übertragen. Nach nahezu fünfjähriger Ar-
beit iſt nun der Bau vollendet und eingerichtet. Jm engliſch-
gothiſchen Style gedacht, beſteht der Hauptraum aus einem
großen, durch eine doppelte Säulenſtellung in drei Schiffe ge-
theilten Saal mit Fenſtern von drei Seiten, an den ſich zwei
kleinere Kabinete unmittelbar anſchließen. Oberhalb dieſer Ka-
binete befinden ſich drei kleinere Gemächer, unterhalb derſelben
ein gewölbter Raum, wie denn auch der große Saal einen zwei-
ten, durch ſchlanke Eiſenſäulen geſtützten, ebenſo großen Saal
unter ſich hat, der als Remiſe dient.
Dieſe Räumlichkeiten enthalten nun in ebenſo eleganter als
überſichtlicher Aufſtellung die Bildergallerie, beſonders
reich an Werken der oberdeutſchen und niederdeutſchen Schulen,
die Sammlungen der Holz-und Elfenbeinſkulpturen,
der Bronzen, Email, der Poterie, der Gläſer, der
Bijouterie, der Eiſen-Arbeiten, der Stickerei und
Weberei, der Gypsabgüſſe, der Ausgrabungs-Ge-
geuſtände (Pfahlbauſachen, römiſche, keltiſche, germaniſche
Fundgegenſtände) u a in einer Anzahl und Auswahl, daß
manches öffentliche Muſeum neidiſch werden könnte.
Doch nicht blos der Jnhalt, der Bau ſelbſt mit ſeiner
reichen Holzarchitektur im Jnnern und der ebenſo originellen
wie lehrreichen Dekoration Müller's — einer Reihe authentiſcher
Künſtlerportraits des deutſchen Mittelalters in Umrahmungen
charakteriſtiſcher Ornamente — iſt ſchon an ſich eine Sehens-
würdigkeit. Uebrigens war der Bau nicht zur Aufnahme aller,
von dem Fürſten geſammelten Merkwürdigkeiten beſtimmt, er
hätte auch hierfür nicht ausgereicht. Darum wurde die Waffen-
ſammlung (mehr als tauſend Stück Waffen und Rüſtungen
aller Art, darunter mehre Prachtſtücke des Mittelalters und der
Renaiſſance) in einer eigenen Waffenhalle, einem langen,
gewölbten, mit klafterdicken Mauren umſchloſſenen Raum, der
zu den älteſten Theilen der Burg gehört, aufgeſtellt, und bildet
dieſe Halle mit ihrem Jnhalt einen der ſchönſten Räume des
Schloſſes überhaupt. Wenn wir nun noch die Bibliothek,
die in einem anderen Anbau in kürzlich neuhergerichteten Sälen
untergebracht iſt und worin mehre ſehr intereſſante Handſchrif-
ten, beſonders einige wunderſchöne Miniaturenbücher
ausgelegt ſind, auch einer nicht unbedeutenden Jnkunabeln-
Sammlung, ſowie viele moderner Prachtwerke ſich erfreut, auf-
geführt haben, ſo iſt nur noch zu erwähnen, daß auch ein eigenes
Kupferſtichkabinet, für welches mannigfaltige Schätze, be-
ſonders von Dürer und ſeinen Zeitgenoſſen, bereit liegen,
ohne Zweifel ſchon im nächſten Jahre eröffnet werden wird.
Die Liberalität des Fürſten hat nun alle dieſe Schätze dem
Publikum in ausgedehnteſtem Maaße zugänglich gemacht. Es ſind
eigene Beamte in den Perſonen des langjährigen Jntendanten
Kammerherrn v. Mayenfiſch und des vor drei Jahren
berufenen Bibliothekars und Konſervators Hofrath Dr. Lehner
angeſtellt; ein eigener Galleriediener iſt zu jeder Stunde bereit,
die Fremden herumzuführen, auch alle Wohn- und Prunkgemä-
cher des Schloſſes ſtehen für Jedermann offen.

iJ. Die Burg von Hohenzollern- Sigmaringen.
Die ,,llluſtrirte Zeitung' brachte vor einiger Zeit
eine Beſchreibung der Reſtauration der Burg von Hohenzollern-
Sigmaringen, welche einen vollſtändigen hiſtoriſchen Ueberblick
über die Schickſale dieſes merkwürdigen Bauwerks enthielt,
um dann zu den neueſten Renovationen derſelben überzugehen.
Unter dem jetzigen Beſitzer, dem Fürſten Karl Anton, be-
gann eine neue Epoche für die Burg. Nachdem der Plan,
das Aeußere einheitlich zu reſtauriren, vorderhand fallen ge-
laſſen war, wandte der erlauchte Burgherr ſein Hauptaugen-
merk zunächſt dem Jnneren zu, ſtellte eine Reihe von Pracht-
gemächern her (unter andern die ſogenannten Königszimmer),
legte Prachttreppen an, ließ ſorgfältig die Spuren frühcrer
Bauperioden wieder aufdecken, ließ reſtauriren und renoviren,
wo es noththat, oder wo Unſcheinbares durch Beſſeres zu er-
ſetzen war, und machte ſchließlich durch vieljährige, reiche Acquiſi-
tionen von den mannigfachſten Gegenſtänden der Kunſt und des
Handwerks die alte Feudalburg bis zum Mobiliar herab zu einem
eigentlichen Muſeum für Kunſt und Kunſtinduſtrie, das endlich
die, wenn auch noch ſo weiten Räume ſprengen mußte und nach

JJ. Bur Wiedererweckung des Email.
Zu den Künſten vergangener Zeiten, welche die Gegenwart
vernach läßigt oder gar vergeſſen hat, gehört das Email. Es
iſt das im höchſten Grade zu bedauern, denn mit dieſer Ver-
 
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