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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 6.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.7149#0044
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— 88 —

denn die ganze Kapelle war ein Flammenmeer, und alle Be-
mühungen, wenigſtens einen Theil der herrlichen, in derſelben
angehäuften Kunſtſchätze zu retten, waren vergeblich. Den vereinig-
ten Bemühungen des Militärs und der herbeigeeilten Bevölkerung
gelang es endlich, des Feuers Herr zu werden, von den Kunſt-
ſchätzen, welche ſich in der Kapelle befanden, konnte aber nichts,
gar nichts gerettet werden; verkohlter Marmor und kleine ver-
brannte Leinwandfetzen waren die einzigen Ueberbleibſel. Jn den
nächſten Tagen ſchon ſollte die Kirche mit dem zu derſelben gehöri-
gen Dominicanerkloſter von der Regierung übernommen, die in
derſelben enthaltenen Kunſtſchätze dem Fiseus übergeben werden.
Die herrlichſten Kunſtſchätze Venedigs waren hier verſammelt.
Rieſige Oelgemälde von Tizian, Paolo Veroneſe, Tinto-
retto, Bellini, prächtige Fresken von Palma, Baſſano
und Sanſovino, Muſterſculpturen von Brontalino, die
weltberühmten Marmorbasreliefs aus der bibliſchen Geſchichte
von Bonaffa, Morandi, Tagliapietra und Morleithen,
Statuen von Canova und deſſen Meiſter Tagliapietra, nebſt
einer Menge anderer unvergleichlicher Kunſtſchätze, einen materiel-
len Werth von über 14 Mill. Francs repräſentirend, was den
Kunſtwerth aber betrifft, geradezu unſchätzbar. Alle dieſe Herrlich-
keiten, alle dieſe Kunſtſchätze ſind nun vernichtet, unwiederbringlich
verloren, ein Raub der Flammen zu Kohlen und Aſche geworden.
2. Wien. Unter hieſigen Kunſtfreunden erregt Aufmerk-
ſamkeit die Erfindung eines franzöſiſchen Photographen, Bal-
dns, Kupferſtiche mit Hilfe der Photographie wiederum als
Kupferſtiche zu kopiren. Das Verfahren, welches der Erfinder
,,Heliogravure '' nennt, beſteht darin, daß das Original photo-
graphirt, und ſodann die Photographie auf Kupfer übertragen
und die Platte geätzt wird. Einige Beiſpiele, Copien nach
Kupferſtichen von Mare Anton, die gegenwärtig im öſterreichi-
ſchen Muſeum ausgeſtellt ſind, geben ihr Original allerdings
in merkwürdiger Treue des Details und des Geſammteindrucks
wieder. Das beruht nicht blos darauf, daß ſie auf altem Pa-
pier gedruckt ſind, ſondern auf der Genauigkeit des Striches,
der ſich ſelbſt reliefartig anfühlt. Das Auffallende iſt aber
ſeine Schärfe und Feinheit, die durchaus dem gravirten und
nicht dem geätzten Strich angehört. Wer es nicht weiß, könnte
unmöglich auf Aetzung rathen. Eine vollkommenere Copie als
dieſe Mare Antons läßt ſich kaum denken. Es iſt aber doch die
Frage, ob ſich maleriſche Stiche wie die Dürer's, oder ſo ſaftig
glänzende wie die modernen Linienſtiche, in gleicher Vollendung
wie die mehr trockenen Arbeiten Mare Anton's mit dieſer Tech-
nik wiedergeben laſſen.

ſollen, uur allzu lange und allzu ſehr aber außer Acht gelaſ-
ſen haben, um nach allen Richtungen der Windroſe hin —
in die Jrre zu gehen.
Nachdem die Denkſchrift auf die Wahrſcheinlichkeit hingewie-
ſen, daß im Jahre 1868 die beiden Thürme ſo wie alle Ueber-
dachungen fertig geſtellt werden würden, ertheilt ſie einem Aus-
ſpruche der k. k. Akademie ihre Zuſtimmung, welcher dahin geht,
daß dem Architekten Ferſtel allein auch die Durchbildung und
Ausführung ſeines Planes bis ins Detail, und insbeſondere die
geſammte Ausſtattung des Jnnern überlaſſen bleibe. ,,Jeder
Theater- oder Orcheſter-Director lege auf das harmoniſche Zu-
ſammenwirken auch der kleinſten Kräfte das größte Gewicht —
in der Baukunſt ſollte es anders ſein, in der Kunſt, in wel-
cher Malerei und Sculptur, alle decorativen Künſte zuſammen
ſtimmen müſſen, um einen großen, einen harmoniſchen Eindruck
hervorzubringen!'' So heißt es auf Seite 115 der Denkſchrift.
Aber aus dieſem Satze gerade, deſſen Richtigkeit nicht wohl be-
zweifelt werden kann, ergibt ſich unſeres Erachtens, das einzige,
dem Herrn Ferſtel entgegenſtehende Bedenken. Die Denkſchrift
rühmt nämlich (S. 116) dem Herrn Ferſtel in faſt emphati-
ſcher Weiſe nach, daß er nicht für einen beſtimmten Bauſtyl
Partei nehme, daß er die verſchiedenſten Stylformen in ſich auf-
genommen habe und zur Anwendung bringe, namentlich auch
im ſogenannten Renaiſſance-Styl Treffliches geleiſtet habe und
leiſte. Ein altfranzöſiſches Sprüchwort ſagt: Mal étreint qui
trop embrasse. Wer das Gebiet der gothiſchen Kunſt nur
einiger Maſſen überblickt, wird nicht zu beſtreiten wagen, daß
auch das gewaltigſte Architekten-Genie nicht ausreicht, um das-
ſelbe ganz und gar zu überherrſchen, daß namentlich kein Gothi-
ker der Gegenwart jemals von ſich wird rühmen können, er
habe ausgelernt, ihm ſtehe Alles zu Gebote, was das Mittel-
alter an Erfahrungen, Regeln und Hilfsmitteln darbietet. Ganz
beſonders gilt dies von der Glasmalerei, den Kleinkünſten, der
figuralen und decorativen Ausſchmückung eines gothiſchen Bau-
denkmales. Es iſt da ſo zu ſagen ein Meer auszutrinken;
ſelbſt die erfahrenſten, ausſchließlich der Gothik ſeit vielen Jah-
ren zugewendeten Baumeiſter geben zu, daß ſie noch vielfach
unſicher umhertappen, durch Fallen das Gehen lernen mußten,
ja noch immerfort lernen müſſen. ,Und nun erſt gar ein ver-
hältnißmäßig noch junger Meiſter, der bisher ſeine Zeit und
ſeine Kraft zwiſchen der mächtigen, auf feſten Grundgeſetzen ruhen-
den, dieſelben auch im kleinſten Detail wiederſpiegelnden Gothik,
und der principloſen, lediglich dem ſogenannten Geſchmack
huldigenden Renaiſſance getheilt hat!! — Je höher wir das
Talent des Herrn Ferſtel und das bisher von ihm auf dem
Gebiete der Gothik Geleiſtete ſchätzen, um ſo dringender möch-
ten wir ihn bitten, die Verlockung nach dem Ruhme der Viel-
ſeitigkeit von ſich zu weiſen, und entweder ein ganzer Gothiker,
oder aber, falls er das nicht für hinreichend ,,zeitgemäß'' erach-
ten ſollte, ein ganzer Renaiſſanciſt zu werden. Jedenfalls
würde nur ein ganzer Gothiker jenes ,,harmoniſche Zuſam-
menwirken auch der kleinſten Kräfte'' zu einem großen Kunſtdenk-
male zu Wege bringen können.

IV. Correſpondenʒ
(Fortsetzung.)
Ar. Pfr. Mayer in Nenweier dto. 1fl. 15 r.; r. Pfr. onddrr
in Ottehöfen, dito 1 l. 15 r.; Hr. Pf. B]ater in StolIhofen,
dto. 1f1. 15 r.; r. Dec. Mü11er zu Grossweier to. 1 f1. 15 kr.;
E. Pf. Prank in Ottersdorf, dto. 1 fl. 15 Xr., Hr. Stadtpf. Sohä f1 e
in Steinbaeh, dito 1 fl. 15 r.; r. Dee. Abert in Kappel-i n—
deek ito 1 f1. 15 r.; Hr. Dec. Nüss be in Faatenbaeh, dto. 1 f1.
15 Xr.; r. Ff. Behrle zu Illeau, Eintritt- und ahresbeitrag 2 fl.
15 r.; Er. Pfr. Lo renz zu Neusatz dto 2fi. 15 kr. im Ganzen 23 fl.
15 Xr.; Hr. Pf. Erbaeher zu Pülkringen ahresbeitrag 1f. 15 kr.;
Er. Pf. Kromer zu Steinhi1ban,(Hohenz.) ahresbeitrag 1ff. 15 r.:
Er. Pfv. Se neiderhan z mmengen, dto. 1 fl. 15 kr.; r.
Pf. Knieriem u Glotterthal, dto. 1f1. 15 r.; Hr. Decan
o 1or zu Obervittstadt, Eintritt— und Tahresbeitrag 2 fl. 15 kr.;
Er. Stadtpf. Dr. Rombaeh zuauborbisehofsheimpro 1866nachtrãg
ich 1 fl. Er. Pf. Stoid1e in Litzelstotten. pro 1866 un 67 2 fi.
30 Rr.; Er. Decan Zugseherdt in Marefigen, ahrssbeitr. Pro
1867 1 f1. 15 r.; Hr. Decan George zu Lottstetten, dto. 1 l. 15 kr.;
Erlös aus einem Ex. des Kunstblattes 45 kr.; im Ganzen 37 f. 15 kr.
Hierzn diein Nro. 63 verzeichneten 149 fl. 15 kr. ergibt die Gesammt-
summe von 186 fl. 30 kr.

V. Miscellen
1. Venedig. Am Morgen des 16. Auguſt d. J. iſt die
prachtvolle Kirche San Giovanni Paolo, die größte unſerer
Stadt, und mit ihr eine Menge koſtbarer Kunſtwerke, ein Raub
der Flammen geworden. Um 5 Uhr Morgens als eben einige
Dominicanermönche aus dem nebengelegenen Kloſter die Kirche
betraten, um ihre Morgenandacht zu verrichten, drang ihnen aus
der Madonnen-Kapelle dichter Rauch entgegen. Als die Thüre
der Kapelle geöffnet wurde, bot ſich ein entſetzlicher Anblick dar,

Verantwortliche Redaction: Dr. Stephan Braun. — Druck und Verlag von J. Dilger in Fretburg
 
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