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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 6.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.7149#0050
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von den Abonnenten zu wahrhaft beiſpiellos billigen Preiſen zu
machenden Nachbeſtellungen. Allein in den Jahren 1852 1861
betrugen die Nachlieferungen für die Bilder in Octav 739,869
Exemplare, für die in 18tel 719,080, und für die in 32tel
202,550 Stück. Bis zum Jahre 1861 waren im ganzen 5
Millionen Düſſeldorfer Heiligen-Bilder ausgegeben worden,
was einem jährlichen Verbreiten von 264,000 Exemplaren gleich-
kommt. Dagegen überſteigt dieſe Zahl von 1861 bis Juni
1866 ſchon die Summe von 2 Millionen, was für die letzten
õ Jahre eine jährliche Durchſchnitts-Verbreitung von über 430,000
Exemplaren ergibt. Jm Ganzen hat der Düſſeldorfer Verein
mithin im erſten Vierteljahrhunderte ſeines Beſtehens über 7
Millionen Bilder der verſchiedenen Formate in die Welt hinaus-
geſchickt, von denen allerdings der größte Theil in Deutſchland
blieb, während aber auch manches Hunderttauſend nach Frank-
reich, Holland, Belgien, England und Amerika wanderte, um
überall Propaganda zu machen für eine Kunſt, die ſich mit
hl. Begeiſterung in den Dienſt der Religion und der Kirche ſtellt.
Zahlreiche und wichtige Erfahrungen hat der Verein in der
Zeit ſeines bisherigen Beſtehens gemacht, deren Verwerthung
fur die Zutunft einen noch weit größeren Aufſchwung der guten
Sache hoffen läßt. So hat es ſich herausgeſtellt, daß unter
den zum Hineinlegen in Gebetbücher, zum Verſchenken an Kin-
der u. ſ. w. beſtimmten kleineren Formaten, das in Octav, das
am wenigſten anziehende iſt. Beiſpielsweiſe wurden in den letz-
ten 5 Jahren jährlich von jeder Platte Octav⸗Format durch-
ſchnittlich 650 Stück, von jedem Stiche in 18tel 930, und
von jedem Bilde in 3tel-Format 2450 Exemplare nachgeliefert.
Dann ſtellte es ſich heraus, daß die Gratisblätter in großen
Formaten dem Vereine viel Freunde erworben haben. So ſteigerte
ſich alsbald nach dem Erſcheinen des ſo ſchönen großen Stiches
nach Deger: anota Dei genitrix, im Jahre I8õ4 die Mit-
gliederzahl um 250, und äußerſt zahlreiche Nachbeſtellungen von
faſt allen Platten gerade der großen Formate, die zum Einrah-
men ſich eignen, zeigten es, ein wie glücklicher Gedanle es war,
auch hiefür nach und nach Sorge zu tragen. Jn ähnlicher Weiſe
ergab ſich, daß ſtatuariſche Heiligenbilder, namentlich auch bloße
Bruſtbilder, lange nicht ſo gefallen, als ſogenannte Compoſi-
tionsbilder. Gewiß wird der Verein Alles aufbieten, um den
gemachten Erfahrungen gemäß in Zukunft noch immer erfolg-
reicher allen billigen und mit den nothwendigen Bedingungen
kunſtgerechter Ausfuhrung und würdiger Darſtellung vereinbaren
Wnſchen ſeines Publicums entgegenzutommen. (Organ Nr. 23.)

Hinſicht den Vergleich mit ihnen aushalten könnten. Das zeigte
ſich ſo deutlich, daß nach einigen Jahren die Fabrikanten ein-
ſahen, daß ſie andere Seiten aufziehen müßten: nun copirte
und imitirte man die Düſſeldorfer Bilder, und aus franzöſiſchen
Fabriken gingen weit mehr Nachbildungen hervor, als der Düſſel-
dorfer Verein Originale verbreitete. Allerdings blieb die Tech-
nik noch eine ſehr mangelhafte, aber es war doch ſchon viel,
wenn durch die Nachahmung der Düſſeldorfer Bilder die Wahl
der Gegenſtände eine weit würdigere wurde. Ju den letzten Jah-
ren iſt auch der Einfluß des Bilder-Vereins auf die Art und
Weiſe der Anfertigung franzöſiſcher Bilder ſchon weit bemerk-
barer geworden. Man hat ſich ſichtlich bemüht, hinter den jn
jeder Beziehung correcten und vollendeten Stichen des Vereins
nicht mehr ſo gar-weit zurückzubleiben, ja eine Anzahl beſſerer
franzöſiſcher und belgiſcher Bildchen ließen die Verleger ſogar
von Düſſeldorfer Kupferſtechern anfertigen. Allerdings ſind das
Alles nur Anfänge der Beſſerung, aber wenn aller Anfang ſchwer
iſt, dann iſt auch aller Anfang ſchon ein wirklicher Fortſchritt.
Einen ähnlichen Einfluß übten die Düſſeldorfer Bilder auf
die deutſchen Verleger aus, die ſeit ſeinem Entſtehen darauf
hingewieſen waren, dem gefährlichen Concurrenten, der ihnen
über Nacht entſtanden war, möglichſt Schach zu bieten, was ſie
nur dann thun konnten, wenn ſie für die Gegenſtände ihrer
Bilder ſowohl, als für deren künſtleriſche Ausführung ganz an-
dere Sorge zu tragen anfingen. Dieſes iſt auch Seitens man-
cher Verleger ſchon in umfangreichem Maaße geſchehen, wie ſo
manche in neueſter Zeit in München, Regensburg, Wien, ſo-
gar in Einſiedeln erſchienene religiöſe Bilder wohl zeigen. Aber
weit über den Kreis der kleinen Bilder hinaus hat die Thätig-
keit des Düſſeldorfer Vereins umfaſſende Wirkungen hervorge-
bracht. Seine Bildchen bildeten die Avantgarde für eine Reihe
großer, nach ausgezeichneten Bildern unſerer erſten Maler, Over-
beck, Deger, Steinle, Veith, Jttenbach und Anderer, ange-
fertigter Kunſtblätter, die eine großartige Verbreitung weit über
die Gränzen nnſeres deutſchen Vaterlandes hinaus gefunden
haben. Wenn in Frankreich, Belgien und England, wo man
ſonſt wahrhaftig ſich nicht beeilt, das von Deutſchland Kommende
ſo gar ſchnell anzuerkennen oder auch nur zuzulaſſen, die deutſche
religiöſe Kunſt ſo allgemein hochgeachtet wird, wenn man dort
mit Bewunderung von den ,, frommen, deutſchen Malern'' ſpricht,
wenn in den letzten Jahren ſogar manches Altarbild, mancher
Carton zu Glasfenſtern, ja ſogar verſchiedene monumentale Bild-
werke von dort aus deutſchen Künſtlern in Auftrag gegeben wur-
den, ſo darf der Düſſeldorfer Verein kühn einen großen, wenn
nicht den größten Antheil an dieſem Triumphe deutſcher Kunſt
im Auslande ſich vindiciren.
Wie eine 5 Jahre ſtill und beſcheiden, aber beharrlich und
im rechten Geifte fortgeführte Wirkſamkeit ſo große Reſultate
erzielen konnte, wird uns ein Blick auf die Statiſtik des Ver-
eins zeigen. Am 1. Januar 1843 wurde die erſte Jahres-
lieferung (pro 1842) ausgegeben, und war die Anzahl der Mit-
glieder bis zum Erſcheinen des Jahrganges 1843 etwas über
Tauſend. Jmmer mehr Freunde ſich gewinnend und weiter ſich
ausbreitend, zählte der Verein zu Anfange des Jahres 1847
ſchon 1862 Mitglieder, — da kam das Jahr 1848 und drohte
mit dem heißen Sirocco politiſcher Leidenſchaft die noch zarte
Pflanze des jungen Vereins zu verſengen. Gleich im Jahre
1849 war die Mitgliederzahl um circa 250 gefallen; doch ſchon
1850 erholte ſich der Verein in etwa von den gehabten Verluſten,
um nunmehr von ahr zu Jahr an Theilnahme zu gewinnen.
Bis zum Jahre 186 hob ſich die Mitgliederzahl auf nahezu 2000.
Leider iſt dieſe Zahl im vorigen kriegeriſchen Jahre auf nicht
ganz Ld geſunken, die niedrigſte Zahl, die der Verein ſeit
1858 gehabt hat. Eine weit größere Verbreitung, als durch
die Jahreslieferungen, fanden aber die Vereinsbilder durch die

1I. Bur Erinnerung an Dr. . Sighart.
München. Der rührigen Thätigkeit dieſes Mannes iſt es
hauptſächlich zu danken, daß das Bayerland in das Gebiet der
Kunſtgeſchichte eingeführt wurde. Sein Lebensabriß iſt kurz
und einfach. Geboren am 16. Januar 1824 in der Nähe zu
Altötting, wo ſein Vater Aufſchläger und Gutsbeſitzer war,
kam der talentvolle Knabe bald zu den Studien nach Neuburg
und München. Hier auf der Hochſchule löste Sighart eine
Preisaufgabe und promovirte als Dootor philosophiae, wendete
ſich dann aber dem Fachſtudium der Theologie zu, wurde
1846 Prieſter und nach kurzem Aufenthalt in der Seelſorge
zu Troſtberg, bereits 1847 Profeſſor der Philoſophie zu Frey-
ſing. Daneben warf er ſich mit begeiſterter Energie auf das
Studium der Kunſt, und gewann an den jungen Theologen
einen weittragenden Wirkungskreis. Als Erſtlingsfrucht feiner
Beſtrebungen erſchien 1851 ein Programm über den Dom zu
Freyſing, welches ſich alsbald zu einem eigenen Buch ver-
größerte. (Landshut 1852. X. und 103 S. 8o mit artiſtiſchen
Beilagen.) Daran reihte ſich die Geſchichte der Frauenkirche
zu München (Landshut 1853. X. und 142 S. 8e mit 6
Kunſtbeilagen), und das liebliche Büchlein über Die mittel-
 
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