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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 6.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.7149#0052
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— 96 —

beſchreibt. Das erſte und letzte Stück verſetzt er in eine frühere
oder ſpätere Zeit des XJJ., den Löwen jedoch ſchon in den Beginn
des XJJJ. Jahrhunderts. Zur Veranſchaulichung der Formen iſt
eine Tafel beigegeben. — Voran gehen allgemeine Bemerkungen,
welche die einzelnen Bautheile des Fundorts, des Domes zu
Minden ſelbſt nach dem Stilgefühl oder nach erhaltenen Nach-
richten genauer datiren, daran ſchließt der Verfaſſer, um auf die
Beſchreibung des bronzenen Crucifixes vorzubereiten, eine weitere
Betrachtung über die Crucifixbilder, ihre Auffaſſung, Form und
Bekleidung, kurz über den Wandel ihres Typus von den älteſten
chriſtlichen Zeiten bis ins XIJ. Jahrhundert, welche ſich geſtützt
auf Quellen und erhaltene Reſte, klar, intereſſant und bündig
über 23 Seiten, alſo über den größten Theil der Abhandlung
ausbreitet. Für die erſten Jahrhunderte ergibt ſich folgendes
Reſultat: Es verehrten die Chriſten urſprünglich Kreuze, die oft
koſtbar geſchmückt und während der erſten drei Jahrhunderte in
Gebrauch waren. Jm V. Jahrhunderte kommt zu dem Kreuze
noch ein Symbol, Zeichen Chriſti hinzu, eine Verbindung, die
aber als allgemein bekannt angeführt wird, daher gewiß nicht
erſt mit dem VJ. Jahrhundert eingeführt iſt. Jm VJ. Jahr-
hundert treffen wir die erſten eigentlichen Crucifixe mit menſch-
lichem Körper, woneben ſowohl die einfachen Kreuze als Kreuze
mit Chriſtus-Symbolen fortbeſtehen.
Arbeiten dieſer Art müſſen dem Archäologen und Kunſtforſcher
wie dem Liturgiker und Theologen gleich willkommen ſein; ſie lie-
fern insbeſondere feſte Bauſteine ſowohl für die Geſchichte der
Kunſt und Cultur eines Landes, wie für die Geſchichte der Kunſt
und Archäologie überhaupt. Nur möchten wir hinſichtlich des
Thurmbaues die Einweihung des Thurmes mit Lübke lieber in
das Jahr 1072 als mit dem Verfaſſer ins Jahr 1160 verſetzen;
hinſichtlich der Zeit, wann die Füße des Gekreuzigten zuerſt mit
einem Nagel angeheftet wurden, dürften die mittelalterlichen Dich-
tungen aus dem Ende des XJ. Jahrhunderts genauere Auf-
ſchluſſe geben. Dr. J. B. Nordhoff.

ſein braunes, rothes und gelbes Glas am Altare leider ſchadet.
Dieſer, im ſtrenggothiſchen Style ausgeführt, erhebt ſich mit
ſeinem reichgeſchmückten ſchlanken Tabernakel, der Höhe des
Chörchens entſprechend, 22 Fuß hoch in das Gewölbe. An der
vordern Seite unter der Menſa ſind 4 Reliefs, St. Magdalena,
Vincenz von Paul, Rochus und Eliſabeth darſtellend, ange-
bracht; an beiden Seiten des Tabernakels, gleichſam beim Aller-
heiligſten Wache haltend, ſtehen die beiden Apoſtelfürſten Petrus
und Paulus, und über denſelben als Sieger über Tod und
Hölle mit der Triumphfahne der auferſtandene Heiland. An
der Stelle der frhern Seitenaltäre prangen jetzt als Wand-
gemälde in Lebensgröße die Patrone der Kirche und des Spi-
tales — links der hl. Andreas, und rechts die hl. Margaretha,
und über denſelben in Medaillon die hl. Eliſabeth, ein lieb-
liches Bildchen, und der hl. Erasmus, während die Krönung
Mariä die Mitte über den Schwiebogen ſchmückt. Und damit
dem Hauſe der Wohlthätigkeit die Darſtellungen der chriſtlichen
Charitas nicht fehlen, ſo ſinden ſich an der Brüſtung der Empor-
kirche in 7 Medaillons die 7 leiblichen Werke der Barmherzig-
keit, die durch ihre ſinnige Auffaßung eben ſowohl wie durch
die correcte Zeichnung gefallen.
Der Weiheakt den H. Stadtpfarrer Peliſſier unter Aſſiſtenz
der hieſigen Geiſtlichen vornahm, wurde eingeleitet durch das
, Veni creator'' und eine Feſtpredigt über den Text: ,,Herr,
ich liebe die Pracht deines Hauſes, und die Wohnſtätte deiner
Herrlichkeit'' (Pſ. 25, 8.), wobei ſich der Redner die Beant-
wortung der Frage: Was predigt der Altar und der Bilder-
ſchmuck dieſes Gotteshauſes? zur Aufgabe machte. Das dankbare
Thema mit Wärme und Klarheit durchgeführt, war ganz ge-
eignet, die Gemüther der Anweſenden für die folgende hl. Hand-
lung, an die ſich das Hochamt und Te Deum anſchloſſen, in
die rechte Stimmung zu verſetzen.
Seitdem hat das ſchmucke Kirchlein zahlreiche Beſucher an-
gelockt, und wird es vorausſichtlich auch künftig thun, was die
gewünſchte Folge haben wird, daß in dem Volke wieder Sinn
und Verſtändniß für die Wandmalerei erwacht, worin unſere
Vorfahren ſo Treffliches geleiſtet haben.
3. Aus der Schatzkammer des Domes zu Min-
den von Dr. J. Kaiſer, Paderborn 867. 44 Folioſeiten.
Von den Arbeiten der Kleinkunſt und des Kunſthandwerks,
womit die Opferfreudigkeit und der Frommſinn des Mittelalters
die Gotteshäuſer ausſtattete, iſt nicht allzu viel bis auf unſere
Zeit gerettet worden, eben genug, um uns eine richtige Vorſtellung
von dem Reichthume und der Formvollendung zu vermitteln,
welche auch dieſe Werke der mittelalterlichen Kunſt auszeichnete.
Bei Weitem die meiſten dieſer Holz- und Metall-Arbeiten des
Mittelalters, welche die Kirchen zierten, ſind durch Nachläſſig-
keit, Unverſtand, nicht ſelten gar durch Frivolität zu Grunde ge-
gangen. Am glücklichſten dürfte in Weſtfalen die Domkirche
in Minden davon gekommen ſein, indem ihre Schatzkammer ver-
hältnißmäßig noch eine anſehnliche Reihe mittelalterlicher Werke
der Kleinkunſt und des Kunſthandwerkes aufzuweiſen hat. Ein-
zelnes davon hat Lü bke in ſeinem Werke über die mittelalterliche
Kunſt Weſtfalens ſchon namhaft gemacht. Kaiſer nennt uns zunächſt
eine große Reihe derſelben, als: Leuchter, Crucifixe, Stationskreuze,
Reliquiare, Statuetten, Kelche aus edlem und unedlem Metalle,
zum Theil der romaniſchen zum Theil der gothiſchen Kunſtperiode
angehörig, und geht dann genauer auf einzelne Werke des Bronze-
guſſes, auf ein altes Crucifix, eine Manile in Löwenform und drei
kleine Leuchter ein, indem er ſie aufs genaueſte nach ihren Dimen-
ſionen, nach ihren techniſchen und künſtleriſchen Merkmalen, und in
ihrer Stellung zu den ſonſtigen mittelalterlichen Arbeiten dieſer Art

JV. Correſpondenʒ.
äe den christliohen Kunstverein sind weiter eingegangen: r
Statpf. Freund in aldireh Beiträge für 1867 usd 1868 2 fi.
30 r.: r. Pf. Schuler von ettelbrunn dto. für 1867 und 1868
2 f1. 30 Xr.; Er. Decan Pfirsig in BohLingen 1 fl. 15 Xr.; r.
Stadtpf. Znreieh in Staufen dto. 1 fl. 15 Er.; (für 1868); Er. Pf.
Rsichsnbach zu St. Märgen für 3 ahre 3 fl. 45 kr.; r. Pf.
Vehrle zu Amoltern 1 fl. 15 Xr.; Er. Pk. ofmann z Ee ms-
bach 1fl. 15 kr.; Er. Decan Lender in Breisach 2 .; Er. Pf.
B auer zu St. Prdpert1 fl. 15 r.; Er. Decan Franz in Sehlin-
gen 1fl. 18 Er.; Hr. Decan MülIer zu Stetten bei Lörrach 1 fl.
15 r.; Hr. Decan Kaier zu Löffigen 1l. 15 r.; aus dem ehrw,
Kapitel Offenburg: Dis Tahresbeiträge von 1) Er. Pk. Gehr zu Ze11
2) r. Pt. Overt in Eberswéier, 3) r. Pk. U11rich zu Biberach,
4) Hr. Decan aberstroh in eingrten, 5) Hr. Decan aid
za Lautenbach, 6) Er. Stadtpf. Pe11issior zu Ofkeburg, 7) Er.
losterpfr. Vi ve11 dasolbst, 8) Er. Staadtprediger Moser daselbst, 9)
Er. Pfv. Späth in Harmersbach; im Ganzen 11 fl. 15 r. durch
rn. Klosterpfr. Vivell.
Bei r. Prof. Dr. Book, Präsident des christlichen Kunstvereins
sind eingegangen: Die ahresbeiträge der Mitglieder aus dem ehrw.
Kapitel Va ibstadt und zwar: 1) Hr. Decan Sohmit zu Dielheim,
2) Er. Pf. Mosbaoher in assmersheim, 3) Er. Pf. und Kammerer
BiehIer z Spθohbach, 4) r. Stadtpf. Roohe1s in Sinsheim,
5) Er. Pf. un Den. Gohrig zu Rioen, 6) Er. Pf. iesse in
Steinsfrth, 7) r. Pf. Morgenstern zu Obergimpern; von
letzterem zugleich der Eintrittsbetrag mit 1 f. zus. 9 fl. 45 kr.; dureh
Er. Deca Sehmidt. Ferner folgence Einzelbeiträge, 1) Hr. P. WV in-
de1 zu St. Leon 1 fl. 15 r.; 2) r. Pk. Grossman 1 f1. 15 kr.;
3) Ar. Pf. Xnöb01 1 f. 15 r.; 4) r. Pf. erderer 1 f. 15 r
zus 5 fl. — Hierzu dis i Nro. 70 verzeichneten 186 f. 30 Er. ergibt
die Gesammtsumme von 233 f1. 18 kr. — Die Beiträge in Freiburg
werden in dieser oche gesammolt und dann dor Rechenschaftsberieht
in nächster Nummer erscheinen.

Verantwortliche Redaction: Dr. Stephan Braun. — Druck und Verlag von J. Dilger in Freiburg
 
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