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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 8.1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.7147#0033
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Chriſtliche

Kunſtblätter

Organ des chriſtlichen Kunſtvereins der Erzdiöceſe Freiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 89.

Domine diloxi docorem domus tuae. Ps. 25, 8.

Mai 1869.

Ein Kirchenbau des hl. Gregor von Uyſſa.
(Schluß.)
Es wäre ganz überfſuffig, die zahlreichen Beiſpiele,
die ſowohl das Morgenland wie das Abendland liefert, hier
zuſammenzuſtellen. 9 Von Wichtigkeit für das im Voraus-
gehenden behandelte Kirchlein ſind aber die Grabkapellen, in
welchen die großen kappadokiſchen Kirchenlehrer und ihre An-
gehörigen ihre Ruheſtätten gefunden hatten.3) Der ältere Gre-
gor, der Vater des berühmteren gleichnamigen Sohnes, welcher
das Bisthum von Nazianz fünf und vierzig Jahre lang ver-
waltet hatte, wurde, als er im Jahre 374 verſchied, in dem-
ſelben Denkmale beigeſetzt, welches er für ſich und die Seini-
gen hatte herſtellen laſſen. Seine Gattin Nonna, welche bei
der Leichenfeier anweſend war, ſtarb bald nachher, und zwar
innerhalb der großen Kirche, der Kathedrale, welche durch
dieſes Beiwort von der benachbarten Kapelle unterſchieden wird.
Beſtattet wurde ſie in derſelben Familiengruft, in welcher auch
ihr im Jahre 369 verſtorbener Sohn Cäſarius ſeine letzte
Ruheſtätte gefunden hatte. Dieſe Grabkapelle wird uns als
eine Martyrerkirche bezeichnet. — Die Familie des großen
Baſilius hatte ihr Erbbegräbniß bei der pontiſchen Stadt Jbo-
rium. Die Familie ſelbſt ſtammte aus Sebaſte in Armenien,
wo die berühmten vierzig Martyrer, welche der Nſſener als
die Schutzheiligen ſeines Stammes pries und verehrte, ihren
Tod gefunden hatten. Baſilius und Gregor errichteten deß-
halb Kirchen zu Ehren dieſer Heiligen, in welchen durch ihre
Fürſorge Reliquien derſelben niedergelegt wurden, und welche ſie
ſelbſt zur Stätte ihres Begräbniſſes beſtimmten. Von Baſilius

wiſſen wir durch ein beſtimmtes Zeugniß, daß er zu Cäſarea
und zwar in einem den vierzig Martyrern gewidmeten Heilig-
thume beerdigt wurde. Von dem hl. Gregor von Nyſſa iſt
uns zwar durch die Martyrologien überliefert worden, daß er
in dem Biſchofſitze ſeines Sprengels ſtarb; allein eine nähere
Angabe hinſichtlich der Stätte, wo ſein Leichnam niedergelegt
wurde, findet ſich nirgends vor. Unter den Homilien deſſelben
befindet ſich eine, welche, wie die Ueberſchrift angibt, zu Ehren
der vierzig Martyrer, und zwar in einem Martyrinm derſelben
geſprochen wurde. Dieſe Kirche hatte der Redner, wie er es
andeutet, ſelbſt erbauen laſſen, und auf ſeine Veranſtaltung
waren Reliquien der Martyrer dahin übertragen worden. Tille
mont behauptet mit allem Rechte, daß von einem kirchlichen
Gebäude zu Nyſſa die Rede iſt. ) Jch zweifle keineswegs, daß
es dieſelbe Kirche iſt, in Betrefſ deren Erbauung er die Bei-
hülfe ſeines Freundes Amphilochius nachgeſucht hatte; auch
halte ich es für durchaus wahrſcheinlich, daß er ſie zur Stätte
ſeines Begräbniſſes, auserleſen hatte, und daß nach ſeinem Tode
ſeine Abſicht verwirklicht worden iſt.
Eine Beſtätigung erhält dieſe Vermuthung durch eine alt-
chriſtliche in Kreuzform angelegte Grabkirche, in Betreff deren
wir über die Stellen, welche die darin angeordneten Grabmäler
einnahmen, näher berichtet ſind. Dies iſt die Kapelle der hh.
Nazarius und Celſus, welche Galla Placidia (zwiſchen 420
und 450) bei der Kirche des hl. Kreuzes zu Ravenna aufführen
ließ, und zur Ruheſtätte für ſich und ihre Angehörigen beſtimmte.
Wie man in den Tagen des Agnellus verſicherte,) war Galla
Placidia ſelbſt vor dem Altare ,,innerhalb der Schranken'' be-
ſtattet worden. Von dem Stifter der Kapelle zu Nyſſa dürfen
wir vorausſetzen, daß die Verehrung ſeiner Zeitgenoſſen
ſein Grabmal innerhalb des Schiffes, in der Nähe des Altares,
herſtellen ließ. Nicht allein das Beiſpiel des Grabes der
Galla Plaeidia, auch die Analogie mancher andern Fälle läßt
darauf ſchließen. Jn ſeinem Teſtamente verordnete z. B. der
dem hl. Gregor von Nyſſa und ſeinem Bruder Baſilius nah
befreundete hl. Ephraem (f 378) ausdrücklich, daß er nicht

) oega (Catal. eod Copt. num. 188. p. 415.) theilt einen Auszug
aus einer Schrift des agyptiſchen Abtes Sinuthius mit, in welcher dieſer
bezeugt, daß in ſeinem Heimathlande, außer zu Panopolis, es nicht Sitte
war, die Gräber der Martyrer innerhalb der Baſiliken zu verlegen, und
hinzufügt, daß dies ebenfalls der Fall war zu Conſtantinopel und zu Epheſus.
Sinuthius begleitete den Patriarchen Cyrilus von Alexandrien, als ſich dieſer
zu der Kirchenverſammlung nach Epheſus begab. — Der hl. Baſilius be-
richtet (om. XVJ.), daß das Grabmal der hl. Julitta in dem Vorhofe
der Kirche 'zu Neo. äſarea errichtet war.
2) Die hieher gehörigen näheren Nachweiſungen findet man in den
Lebensbeſchreibungen des hl. Baſilius und des hl. Gregor von Nyſſa bei
TiNe ont , moires pour servir à Pistoirs soolésiastiqus. T. IX.

) A. a. O. T. IX., 2. p. 1094. (Brüßler Ausg. 1728).
) Agne1ns Lid. Pontifcal. Vit. S. oannis Angelopti. cap. 5.
 
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