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Str. 11 zu Str. 12: Die „tausend schönen Psalmen" verklingen völlig in
der himmlischen Sphäre, und dann setzt nach kurzer Generalpause die Orgel
wieder mit ihrem „irdischen Vorspiel ein, ganz unvermittelt, ohne Neber-
leitung aus der einen in die andere Tonart (6-dur tritt einfach neben
^s-ciur): es ist das kräftige „gleichwohl", mit dem die für kurze Zeit in
himmlische Höhen verzückte Gemeinde auf der Erde wieder festen Fuß faßt.
Strophe 3 und 13 sind verschieden behandelt: Dort war Schilderung,
Tonmalerei, hauptsächlich in der Begleitung, hier Betrachtung, Gebet. Der
Ehorsatz ist derselbe; aber er soll als Choral behandelt sein, und die Be-
gleitung fällt als selbständiges Moment ganz weg.
Endlich ist noch zn sagen, daß die Melodie des Gemeindegesanges
nichts wesentlich Neues bringen soll, sondern sich direkt an den Kindergesang
(Str. 3 und 4) anlehnt, ihn gleichsam
aus dem Kindlichen ins Lhoralmäßige
erhebend.
Wer nun die Kantate kennen lernen
und sie vielleicht für eine Sommerfeier
verwenden will, greife zum Heft. Ich
könnte mir, je nach den örtlichen Verhält-
nissen und dem Geschmack des Veranstalters,
drei verschiedene Rahmen für die Feier-
denken.
1. Die Kirche, wenn möglich im
Blumen- und Blätterschmuck.
2. Das Gemeindehaus, ebenfalls
stimmungsvoll geschmückt, die Kinder in
Weiß gekleidet, mit Blumenkörbchen, Sträußen, Kränzen.
3. Die freie Natur, am besten an Bergeshang und Waldesrand mit
freiem Blick über die zu besingende Gotteswelt. An die Stelle der Orgel
hätte ein gut geschulter Bläserchor zu treten. Ob sich bei einer Abendfeier
im Freien nicht der ganze heilige Zauber des Sommergesanges entfalten müßte?
Sicher käme der schnelle Hirsch, das leichte Reh aus ihrer Höh ins tiefe Gras
gesprungen, wenn jung und alt im Sonntagsstaat und Sonntagsstimmung des
himmlischen Vaters Lob in seinen Garten hinaussingen. And noch eins:
„'s ist als ob Er vorüber wandle, und die Natur habe sein Kommen von
ferne gefühlt und stehe bescheiden am Weg in ihrem Feierkleid und frohlocke".
Burckhardt-Düsseldorf

Aus der Millet-Mappe
des Kunstworts:
Das Gebelläuten


Mit Interesse habe ich in der Oktober-Nummer des „Christl. Kunst-
blattes" die Abhandlung: „Das Kirchenbuch von Smend und der Gedanke
einer deutschen Messe" gelesen, zumal da wir in unserer Diakonissenhaus-
kirche schon seit längerer Zeit, ohne die Gedanken Smends gekannt zu haben,
auf dem besten Wege sind, „die geschlossene deutsche Messe" unserm gottes-
 
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