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der evangelische Oberkirchenrat im Einvernehmen mit der Generalsynode
in zeitgemäßer Weise die theologische Prüfungsordnung dahin erweitert,
daß in Zukunft die Kandidaten „ein gewisses Maß kirchlich-musikalischer
Ausbildung nachzuweisen haben werden". Gerne hat die Behörde auch
bewilligt, daß die Gemeinden religiöses Bildermaterial zur Anbringung
in den Schulzimmern und Konfirmandensälen und zur Verwertung im
Religionsunterricht und Iugendgottesdienst aus Mitteln des örtlichen
Kirchenfonds anschaffen können. Und jüngst hat der Oberkirchenrat in seinem
Verordnungsblatt (Nr. XIV Seite 112) in ausführlicher Weise die heurige
Düsseldorfer Kunstausstellung nach ihrer Bedeutung für die „christliche
Kunst in Malerei, Plastik, Baukunst, Kunstgewerbe und Reproduktion" ge-
würdigt und so die Geistlichen der Landeskirche zum Besuch und Studium
angeregt. Auch unser „christliches Kunstblatt" hat er ebenso wie „Die
Monatsschrift für Gottesdienst und kirchliche Kunst" im Interesse einer
soliden Kunstpflege in der Kirche und Gemeinde aufs wärmste empfohlen.
And man darf wohl sagen, daß recht viele Geistliche und mit ihnen auch
urteilsreife Kirchengemeinderäte teils auf solche Winke der Kirchenbehörde
hin, teils aus eigenem Antrieb der kirchlichen Kunst das ihr gebührende
Recht in ihrem Studium wie in ihrer Gemeindearbeit eingeräumt und
von den vielen Anregungen der neuen christlichen Kunstbewegung, die gerade
unser Kunstblatt bisher gegeben, zur Förderung des Gemeindelebens und
zu ihrer eigenen Freude und Vertiefung Gebrauch zu machen redlich ange-
fangen haben. Wieweit und mit welchem Erfolg das geschehen ist, das
läßt sich freilich nicht festnageln. Wohl aber läßt sich ein Bild geben
von dem, was an erneutem Kunstinteresse in sichtbaren Zeugnissen, vor
allem in kirchlichen Bauten, niedergelegt ist. Und diesen, soweit sie sich
aus Kirchengemeindebauten im badischen Lande erstrecken, wollen wir uns
nunmehr zuwenden, indem wir vornehmlich von Kirchen und Kapellen,
Gemeindehäusern und Gruppenbauten berichten. Gesonderte Kleinkinder-
schulen und Krippen, auch das stattliche, in modernem Barock gebaute
Oberkirchenratsgebäude in der Residenz müssen für diesmal leider außer
acht bleiben.
Kirchen
I. Karlsruhe hat zu seiner vielgerühmten Ehristuskircho* in der West-
stadt ein würdiges Gegenstück in der Lutherkirche der Neu-Oststadt
erhalten; auch sie stammt von Curjel L Moser, ihre Orgel von Voit
in Durlach. Die Kirche, in Kreuzanlage aus grauem Sandstein gebaut, mit
dem Anklang an den romanischen Stil ganz modern aufgefaßt, ist mit dem
Konfirmanden- und Versammlungssaal, der Sakristei, dem Pfarrhaus, in dem
wieder Diakonissen- und Küsterswohnung mit je besonderen Zugängen unter-
gebracht sind, zu einem Gruppenbau glücklich vereinigt. Die Vereinigung ge-
schieht nicht auf Kosten der Kirche, die als solche imposant sich heraushebt. Die

* Besprochen in Nr. 3 des Chr. Kunstblattes, 50. Jahrgang 1908
 
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