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vier Putten — Schildhalter zur Seite des Thrones Karls V. — wird man keinen Unterschied
finden können, sie würden — und verständigerweise dazu der ganze dekorative Aufbau,
in dem sie stehen — als das Werk eines Künstlers — also des de Smet oder Glosen-
kamp anzusprechen sein. Ein wenig schwächer sind die übrigen Knäblein über den Vor-
eltern des Kaisers; einzelne haben in der Bewegung etwas seltsam Taumelndes, gelegent-
lich Unschönes, gleichzeitig tritt hier in der Ornamentik eine starke Reduktion, eine
merkliche Erkältung ein — alles weist auf einen weniger sicheren Künstler hin. In den
Einzelfeldern der Voute, die zu der kassettierten Decke überführt, sind noch allerhand
Köstlichkeiten, höchst geistreiche Zeichnungen der Ornamente: sehr aparte dekorative
Talente haben sich hier ausleben dürfen.
Wo der Ursprung, die Quellen dieser Formauffassung liegen, wo die unmittelbaren
Verwandten dieses Monumentes aufzusuchen sind? Die Umwelt Blondeels und seine
künstlerische Atmosphäre werden wir noch kennenlernen. Hier aber handelt es sich um
das, was sein großer Genosse an dem Werk, was Guyot de Beaugrant mitbringt, um
seinen Einschuß in die gemeinschaftliche Arbeit. Beaugrant aber kommt aus Mecheln
und gehört zu dem Künstlerkreis am Hofe der Margareta von Österreich. Er ist längst
ein geschätzter Bildhauer, sonst hätte ihm die Fürstin nicht 1526 das Grabmal für ihren
Bruder Franz in St. Jacques in Caudenberg zu Brüssel anvertrauen können (das leider
verschwunden ist). Es liegt natürlich nahe, anzunehmen, daß er an der Ausschmückung
des Palastes der Erzherzogin mitgearbeitet hat, darüber wissen wir aber nichts Genaueres.
Ihn mit Guyot de Beauregard zusammenzuwerfen und ihn aus der Bresse, der Land-
schaft, die als kostbarstes Kleinod die Kirche von Brou birgt, stammen zu lassen, ist
eine Konstruktion von F. Steurs1)-
Wir können nur feststellen, daß Beaugrant drei Jahre nach der Vollendung des Brügger
Kamins in Spanien ist — er soll für die Kirche Santiago in der Altstadt Bilbao ein
Retablo fertigen —, im Jahre 1551 ist er gestorben, zehn Jahre vor Blondeel2 * 4).
Jenes Grabmal des im kindlichen Alter von vier Monaten verschiedenen Sohnes Maxi-
milians, das nach vollen 45 Jahren pietätvolle Geschwisterliebe setzen läßt, ist freilich
seit der Zerstörung der Kirche im Jahre 1773 verschwunden, aber wir besitzen einen guten
Stich davon, den Le Roy uns aufbewahrt hat (Abb. 14)3). Nach dem Kontrakt!) sollte
das Knäblein als anderthalbjährig abgebildet werden, der Künstler ist noch etwas weiter-
gegangen und hat aus dem im zarten Alter von vier Monaten verschiedenen Kindchen
’) F. Steurs, Het Keizershof en het hof van Margareta van Oostenrijk te Mechelen, Mecheln
1879, p. 56. Dagegen wendet sich mit Recht R. Graul, Beiträge zur Geschichte der dekorativen
Skulptur in den Niederlanden während der 1. Hälfte des 16. Jahrh., Leipzig 1889, S. 31.
2) J. A. C. Bermudez, Diccionario historico de los mas illustres professores de las beilas artes
en EspaTia, Madrid 1800, II, p. 243. E. de Taeye bei Thieme-Becker, Künstlerlexikon III, S. 116.
3) Das Grabmal ist erwähnt bei Sanderus, Chorographia sacra Brabantiae, Ausg. Haag 1727,
II, P- 13- Die Inschrift lautet: Francisci divi Maximiliani Imp. Caes. semper augusti filio
Philippi Hispan. regis catholici illustrissimaeque d. Margaritae fratri germano qui natus anno
M CCCC LXXXI cum vixisset circiter menses quatuor concessit fatis. Der Stich bei Le Roy,
Le grand theätre sacre du duche de Brabant, Haag 1734, I., II. partie, p. 222.
4) Die Akten über das Grabmal abgedruckt bei Al. Pinchart, Archives des arts, Sciences et
lettres, documents inedits, Gent 1860, 1. ser. I, p. 132: une figure couchant de la longueur
d ung enfant de XVIII mois, ou selon que la pierre la pourra pourter, ung coussin soubz la
teste et ung lyon au pied, et accoustre en linge comme il est au patron, et aux quatre coings
de ladicte tombe ä chascun ung enffant assis de teile longueur que le marbre le pourra pourter.

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