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Abb. 14. Grabmal des Prinzen Franz von Österreich von Guy de Beaugrant in St. Jacques
zu Caudenberq bei Brüssel.
Nach dem Stich bei Le Roy.

einen Knaben von etwa zehn Jahren gemacht. Unendlich rührend ist der Anblick des
in ein langes Sterbehemd gekleideten Königssohnes, dessen liebliches, vollgelocktes Köpf-
chen auf einem Kissen ruht, während die nackten Füße gegen einen Löwen gestemmt sind.
Das Grabmal war aber, als der Stich angefertigt ward (1734), nicht mehr vollständig.
An den vier Ecken der Platte erhob sich eine Puttenfigur — eine Umwandlung der Pleu-
rants ins Kindliche und zugleich wohl als Schildhalter — im ganzen Aufbau vielleicht
dem Denkmal Philiberts von Savoyen in Brou entsprechend und damit ein Vorgänger für
das Meisterwerk Meits. Wenn Beaugrant in Brügge nach den Zeichnungen und Modellen
Blondeels arbeitet, so hier nach den Patronen des Architekten Louis van Boghem.
Von der künstlerischen Sprache, die in Mecheln in jenem Jahrzehnt gesprochen ward,
können wir uns leider nur aus ausgewanderten Werken einen Begriff machen. An dem
Palast der Margarete von Österreich, dem heutigen Palais de Justice, ist die eine Fassade,
die 1517 nach den Plänen des Guyot de Beauregard ausgeführt ist (der mit Beaugrant
nichts zu tun hat), in der modernen Restauration durch den Architekten L. Blomme er-
halten — noch ist der französische Einfluß hier zu spüren, aber in den dünnen Voluten
und den mageren Pilastern spricht sich zu wenig ein origineller Geist aus, und von dem
plastischen Schmuck ist leider nichts auf uns gekommen. Wir müssen uns vor allem halten
an zwei Mechelner Künstler im Ausland. In St. Maria im Kapitol zu Köln steht noch
der prächtige Lettner, den ein Mechelner Bildhauer 1523 ausgeführt hat — die Marmor-
figuren der zehn Propheten und der zwölf Heiligen erinnern in Haltung und Gewand-
behandlung an die heiligen Cosmas und Damian auf dem gleich zu nennenden großen
Gemälde des Blondeel in St. Jacques, die Baldachine erscheinen wie Vorstufen zu den
Trophäen an dem Brügger Kamin1)- Aber die wichtigste Parallele stellt doch Konrad
’) Vgl. darüber W. Ewald, Der Lettner von St. Maria im Kapitol zu Köln: Zeitschrift f.
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