20
ALBERT BOECKLER
Stammbaum der Karolinger; S. 226 Stammtafel der Ludolfinger, der fränkischen
und hohenstaufischen Kaiser bis auf Philipp. Die Entstehung in St. Pantaleon
beweist der zweite Stammbaum, der nach dem frühen Exemplar in Düsseldorf
kopiert ist, auch sind die Initialen ähnlich wie einige in diesem Kodex, die Schrift
der ersten Anlage ist den Teilen saec. XIII in Düsseldorf sehr verwandt. Die Technik
ist farbige Federzeichnung, der Stil völlig einheitlich, dem Bruno-Mathilde-Bild in
Düsseldorf verwandt. Die Eigentümlichkeiten unserer Gruppe bestimmen auch hier
die Tonart, aber es mischen sich manchmal Züge ein, wie wir sie bei Gruppe III
finden werden (die strahlenförmig von einem Punkt ausgehenden, oft keilförmigen
Falten, die Borten an Gürtel und Brust, der eng anliegende wulstige Mantelsaum
bei Octavian).
Ganz ungetrübt dagegen und in weit besserer Qualität als die beiden letzt-
genannten Handschriften zeigt den Stil dieser ersten Gruppe das Abendmahl in
der Brüsseler Handschrift 9222 aus St. Martin. Um 1220 entstanden, steht es in
einer ganz andersartigen „modernen“ Umgebung, ein wichtiges Zeugnis für die
Langlebigkeit und Zähigkeit dieses Stiles. Seine eigentliche Blüte fällt freilich in eine
sehr viel frühere Zeit, und schon früh greift er über stadtkölnisches Gebiet hinaus.
Erster Zeuge dieser Expansionsfähigkeit ist das Einzelblatt mit der Vision Ezechiels,
einer 1129 im Kloster Sponheim angefertigten Handschrift in St. Paul in Kärnten
(gute Abb. im Jahrbuch der K. K. Centralkomission 1904 II, das Klischee im Be-
schreibenden Verzeichnis 1905 ist im Gegensinn). Die Ähnlichkeit des Christus und
der Evangelisten-Symbole dieses Bildes mit der Majestas in Darmstadt 530 wurde
schon erwähnt, die beiden Stücke schließen sich deutlich gegen die übrigen Ma-
jestas-Bilder der Gruppe zusammen. Gewisse stilistische Besonderheiten verstehen
sich durch die Lokalisierung in Sponheim.
An zweiter Stelle ist die Laacher Handschrift 891 der Darmstädter Landesbiblio-
thek zu nennen, die Miniaturen drei verschiedener Stile vereinigt. Die erste Art
scheint der Laacher Gegend eigentümlich, jedenfalls sind die Miniaturen der Speculum
virginum Handschrift des Kölner Stadtarchivs, die aus Andernach stammt, von
gleicher Hand. Auf die zweite Art wird unten zurückzukommen sein, die dritte
aber, welcher die eine Kreuzigung, die ganzseitige Majestas und die beiden Bilder der
Apostel, Märtyrer, Bekenner und Jungfrauen angehören, zeigt unseren Stil. Die Um-
formung ist geringer als bei dem Sponheimer Bild, alle wesentlichen Züge sind bei-
behalten (vgl. besonders die Majestas), so daß der Gedanke an eine in Köln geschulte
Hand naheliegt. Die Abweichung gegenüber der Gruppe um 508 im Sinn einer grö-
ßeren Unruhe ist zum großen Teil auf Rechnung der späteren Entstehung zu setzen.
Schließlich sei eine in Werden gemachte Majestas in Berlin theol. lat. fol. 35^
herangezogen. Die Anordnung folgt im ganzen und in den Einzelheiten dem Typus
von 508, auch im Stil ist Verwandtschaft deutlich, wennschon die Gesichter und
das Kleinstrichige der Faltenzeichnung ab weichen und die Entstehung außer-
halb Kölns dokumentieren. Diese Beziehung von Werden zu Köln findet ja eine
Parallele in dem Bucheinband der Werdener Handschrift in Chantilly (Gold-
ALBERT BOECKLER
Stammbaum der Karolinger; S. 226 Stammtafel der Ludolfinger, der fränkischen
und hohenstaufischen Kaiser bis auf Philipp. Die Entstehung in St. Pantaleon
beweist der zweite Stammbaum, der nach dem frühen Exemplar in Düsseldorf
kopiert ist, auch sind die Initialen ähnlich wie einige in diesem Kodex, die Schrift
der ersten Anlage ist den Teilen saec. XIII in Düsseldorf sehr verwandt. Die Technik
ist farbige Federzeichnung, der Stil völlig einheitlich, dem Bruno-Mathilde-Bild in
Düsseldorf verwandt. Die Eigentümlichkeiten unserer Gruppe bestimmen auch hier
die Tonart, aber es mischen sich manchmal Züge ein, wie wir sie bei Gruppe III
finden werden (die strahlenförmig von einem Punkt ausgehenden, oft keilförmigen
Falten, die Borten an Gürtel und Brust, der eng anliegende wulstige Mantelsaum
bei Octavian).
Ganz ungetrübt dagegen und in weit besserer Qualität als die beiden letzt-
genannten Handschriften zeigt den Stil dieser ersten Gruppe das Abendmahl in
der Brüsseler Handschrift 9222 aus St. Martin. Um 1220 entstanden, steht es in
einer ganz andersartigen „modernen“ Umgebung, ein wichtiges Zeugnis für die
Langlebigkeit und Zähigkeit dieses Stiles. Seine eigentliche Blüte fällt freilich in eine
sehr viel frühere Zeit, und schon früh greift er über stadtkölnisches Gebiet hinaus.
Erster Zeuge dieser Expansionsfähigkeit ist das Einzelblatt mit der Vision Ezechiels,
einer 1129 im Kloster Sponheim angefertigten Handschrift in St. Paul in Kärnten
(gute Abb. im Jahrbuch der K. K. Centralkomission 1904 II, das Klischee im Be-
schreibenden Verzeichnis 1905 ist im Gegensinn). Die Ähnlichkeit des Christus und
der Evangelisten-Symbole dieses Bildes mit der Majestas in Darmstadt 530 wurde
schon erwähnt, die beiden Stücke schließen sich deutlich gegen die übrigen Ma-
jestas-Bilder der Gruppe zusammen. Gewisse stilistische Besonderheiten verstehen
sich durch die Lokalisierung in Sponheim.
An zweiter Stelle ist die Laacher Handschrift 891 der Darmstädter Landesbiblio-
thek zu nennen, die Miniaturen drei verschiedener Stile vereinigt. Die erste Art
scheint der Laacher Gegend eigentümlich, jedenfalls sind die Miniaturen der Speculum
virginum Handschrift des Kölner Stadtarchivs, die aus Andernach stammt, von
gleicher Hand. Auf die zweite Art wird unten zurückzukommen sein, die dritte
aber, welcher die eine Kreuzigung, die ganzseitige Majestas und die beiden Bilder der
Apostel, Märtyrer, Bekenner und Jungfrauen angehören, zeigt unseren Stil. Die Um-
formung ist geringer als bei dem Sponheimer Bild, alle wesentlichen Züge sind bei-
behalten (vgl. besonders die Majestas), so daß der Gedanke an eine in Köln geschulte
Hand naheliegt. Die Abweichung gegenüber der Gruppe um 508 im Sinn einer grö-
ßeren Unruhe ist zum großen Teil auf Rechnung der späteren Entstehung zu setzen.
Schließlich sei eine in Werden gemachte Majestas in Berlin theol. lat. fol. 35^
herangezogen. Die Anordnung folgt im ganzen und in den Einzelheiten dem Typus
von 508, auch im Stil ist Verwandtschaft deutlich, wennschon die Gesichter und
das Kleinstrichige der Faltenzeichnung ab weichen und die Entstehung außer-
halb Kölns dokumentieren. Diese Beziehung von Werden zu Köln findet ja eine
Parallele in dem Bucheinband der Werdener Handschrift in Chantilly (Gold-