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Beilage zum Diözesan-Archiv von Schwaben — 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.20709#0007
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Grunde als weil sie die Eingebung der guten Betha,
l ch der leiblichen Nahrung zu enthalten, nicht für eine hyste-
Grille, sondern für eine göttliche Einsprechnng hält,
^ürum greift er Schürer an? Weil ihm seine (vermeintliche)
^Bekanntschaft mit der Innsbrucker Handschrift den Gedanken
^„Hysterie verbirgt und er den ersten und letzten Grund der
^glichkeit der wunderbaren Enthaltung von aller menschlichen
Ehrung in die Macht Gottes legt. Warum greift er den
Kügelin an? Weiler weit entfernt bei seinem Beicht-
r3. der guten Betha, Hysterie zu vermuten, an die göttliche
^Iprechnng derselben zur Enthaltung von leiblicher Nahrung

^ubt und durch seine auf Gott und sein Gewissen und ans
. ^„Augenschein und die Ueberzeugung der Mutter des Klosters
. s'"^te Behauptung des 17 Jahre andauernden Fastens der
^tha sich als wunderglänbiger Berichterstatter aus-
3, Wir müssen schon bei diesem Vorpostengefecht Geigers
die Waffen, deren er sich bedient, aufmerksam machen.
^ 1 Kampfplatz auf dem er sich befindet, ist die Leugnung
j ' Offenbarung des göttlichen Willens auf äußerem oder
4vt!Cm Wege an einzelne Personen, die Leugnung der Macht
„die über das Natürliche im Menschenleben nicht zum
^n^lürlichen Eingreifen in das leibliche und seelische Leben
besn huschen hinausgehen könne, somit auf das Natnrleben
fttttf ^i. Für diesen Kampfplatz, auf dem selbstverständlich
die Macht des Teufels keine Nolle spielen kann, taugen
®affcu der Verdächtigung, der Verheimlichung, der
Atzung und die Waffen, welche die Waffenfabrik der nn-
h^^lgen Wissenschaft, die an den Grenzen des Natürlichen
ihres Wissens findet und darum alles, was über
^Juzen dieses Wissens hinäusgeht, das Uebernatürliche,
Wunderbare dem Gelächter ltnb Gespötte preisgiebt.
fc^ Zeiger sagt: „Wenn wir die Geschichte der guten Betha
i„ e!' "äher ins Auge fassen, so will es uns scheinen, als ob
ljx ^ den Berichten gar nicht die Allmacht Gottes, sondern
beacht des Teufels die Hauptrolle spiele und daß im
h h e )u diesem Punkte vom Tenfelsglanben auch der Glaube
a§ Wunderfasten der guten Betha abhänge." Wir müssen
Fulgegenhalten, daß auch wir die Geschichte der guten
i„ ^ lelber näher ins Auge gefaßt und gefunden haben, daß
Wir r ^en Berichten die Allmacht Gottes die Haupt- und der
dix [! nur die Nebenrolle gespielt hat. Die Straßburger,
tzllj^nsbrucker, die Handschrift in Reute geben an, daß die
Om ^iha nicht von selbst, nicht ans eigenem Antrieb und
!>clW,^^^durch Einsprechnng ihres Beichtvaters zu dem Ge-

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ktteu bekommen sei, sich jeder leiblichen Nahrung zu ent-
ffenbar

Als Einsprechnng Gottes betrachtete dies Kügelin,

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Indern daß es ihr zngekommen, eingesprochen und
hn»WWart worden sei und zwar nicht vom Teufel, sondern

-ns - 'uv icu;umj wuut:« ueuatyitie oieo zrngeun,
• a^e Personen, die er befragt, als solche zuletzt die
^8?beUeV*11 *n Warthausen. Die Macht Gottes, die es ein-
[in§ n' ^3 war der feste (nicht anfechtbare) Glaube Küge-
W der Klausnerin von Warthansen, werde zur Ans-
h ^ W 8um Vollbringen Helsen. Welcher Unbefangene findet
S az^shlänbigkeit, nachdem Kügelin von der Wirklichkeit
jjfr ^ W)en Einsprechung überzeugt war. Nun kommt aber
\ ^ Hauptrolle spielende Teufel. Daraus, daß der Teufel
% W?Wbeu der guten Betha und dem Befehle Gottes, sich
h nWl ^^^^lichen Nahrung zu enthalten, entgegentrat, um
SbW ~Uur an dem guten Werk des Fastens zu hindern,
auch bei ihren Mitschwestern in den Verdacht der
ü- unb des Betrugs zu bringen, schließt Kügelin, daß
^e’m wunderbaren Fasten der guten Betha die
0 e gespielt habe. Welche Logik Geigers und welche

Verdrehung des thatsächlichen Berichts. Zudem kommt noch
die ganz unerwiesene Verdächtigung Schmers, daß es ihm
gelungen sei, die tiefe Kluft zwischen der Allmacht Gottes und
der Macht des Teufels zu überbrücken und in der Absicht
Gottes, einzelne begnadete Seelen durch solche dämonische
Jnfestationen auf eine höhere Stufe der Reinigung und Hei-
ligung zu führen, auch den Beweis für die Wirklichkeit der
erzählten Listen des Teufels zu finden, gleich als ob dem
Teufel noch ein besonderer Dank gebühre, weil er die Ver-
dienste der guten Betha vermehrt und durch seine Jnfesta-
tionen sie auf eine höhere Stufe der Reinigung und Heiligung
geführt habe. Was überhaupt diese ganze Tenfelsgeschichte
beim Fasten der seligen Elisabeth betrifft, so verweisen wir,
um nicht schon Gesagtes zu wiederholen, auf den ausführlichen
Bericht des Referenten der Kongregation, der Geiger bei Ab-
fassung seiner Schrift trotz seiner Versicherung, daß er alle
Quellen (mit Ausnahme der Seligsprechungsakten) genau
kenne, unbekannt war, sonst hätte er ihn wenigstens der
Beachtung, die er verdient, gewürdigt.

Geiger sagt weiter, daß der Hinweis auf andere Heilige,
von denen ein ähnliches wunderbares Fasten berichtet wird,
gar keine Bedeutung habe, denn bei ihnen spiele eben der
Teufel nicht die gleiche Rolle wie bei der guten Betha. Damit
spricht Geiger klar ans, daß es für ihn überhaupt kein wun-
derbares, jahrelang andauerndes Fasteu der Heiligen gebe,
mag der Teufel dabei eine Rolle spielen oder nicht. Wie es
übrigens, fährt Geiger fort, mit dem angeblichen Wnnder-
fasten dieser Heiligen steht, das haben andere Untersuchungen
zur Genüge dargethan. Leider macht er uns mit dem Re-
sultat dieser Untersuchungen nicht bekannt, wir können uns
aber denken, daß sie mit dem Resultat übereinstimmen, das
Geiger bei seiner Untersuchung des Wnndersastens der guten
Betha erzielt hat. Bei einer bestimmten Klasse von Heiligen
und solchen, die es werden wollen, sagt Geiger weiter, ist das
wunderbare Fasten die Regel. Er nennt uns die bestimmte
Klasse von Heiligen und die Personen, die es werden können,
nicht und bleibt den Beweis schuldig, daß das wunderbare
Fasteu die Regel, die Hauptsache sei, um den Erweis der
Heiligkeit zu erbringen. Nein, Herr Doktor, das wunderbare
Fasten ist nicht die Regel und die Hauptsache für den Beweis
der Heiligkeit, sondern der Nachweis der heroischen Tugenden.

Gerade weil wir uns, fährt Geiger fort, an die „unver-
werflichen Aussagen von Angen- und Ohrenzengen" halten,
sagen wir, daß unserer Meinung nach die gute Betha
das über sie verhängte Fasten nicht ertragen hat, sondern daß
sie wirklich und wahrhaftig gegessen hat, was sie heimlich
bekommen konnte und auch die Zeichen richtiger Verdauung
sind uns ein handgreiflicher Beweis ihres nichts weniger als
wunderbaren Verhaltens. Die unverwerflichen Augen- und
Ohrenzeugen, auf die Geiger sich beruft, sind nicht Kügelin
und die Mutter des Klosters, welche die Zustände der guten
Betha gesehen und wohl gekannt, die mit ihr darüber geredet
haben und mit denen sie auch geredet hat; Angen- und Ohren-
zengen, welche die angeblich von der guten Betha entwendeten
Nahrungsmittel in der Zelle unversehrt gefunden und
ungebraucht weggenommen, welche die ihr aufgezwungenen
Speisen roh und unverdaut aus gebrochen gesehen
haben, welche wußten, daß zu der Zeit, in der die Speisen
entwendet wurden, Betha so krank ans Bett gefesselt war, daß sie
nicht aufstehen und in Küche und Keller gehen konnte, um
Speisen zu stehlen und sie heimlich in den Winkeln zu ver-
zehren. Ohrenzeugen endlich, die um den ausgesprochenen
Verdacht anderer Schwestern und ihre Wahrnehmungen wohl
 
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