Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Beilage zum Diözesan-Archiv von Schwaben — 1891

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20709#0026
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Anlassen. Bei den Wundern aber verschweigt er gänzlich
seinen Gottesbegriff und das Verhältnis Gottes zu den
Wundern.

Hören wir, wie er sich über die ans die Fürbitte der
guten Betha und ans ihre großen Verdienste, um das Geiger
so anstößige Wort zu betonen, gewirkten Wunder ansspricht.
Nachdem von der Zeit der ersten Eröffnung des Grabes die
Wallfahrt zur guten Betha einen gewaltigen Aufschwung ge-
nommen hatte, blieben auch, sagt Geiger, die für die Selig-
sprechung nötigen Wunderthaten nicht ans. Welch kühne
Behauptung! Die Wunderthaten blieben nicht ans, weil sie
für die Seligsprechung notwendig waren. Wenn sie zur
Seligsprechung nicht notwendig gewesen wären, wären sie ans-
geblieben. Daß aber Wunderthaten vorgekommen sind, ehe
man an eine Seligsprechung der guten Betha dachte, das be-
achtet Geiger nicht. „Das Büchlein von 1624", sagt er
weiter, „führt nicht weniger als 61 Wunderthaten ans, die
alle noch im Jahre 1623 seit der Eröffnung des Grabes ge-
schehen waren. Wir gehen auf diese angeblichen
Wunder nicht näher ein." Warum denn nicht, Herr
Geiger? Wir können es uns denken. Wer die Möglichkeit
der Wunder, welche Gottes Gnadenmacht in außerordentlicher
Weise an einzelnen bevorzugten Seeleli wirkt, leugnet und ans
der Hysterie erklärt, der muß auch jedes Kansalitätsverhältnis
zwischen der wunderbaren außerordentlichen Begnadigung und
dem heroischen Tugendleben einerseits und den von Gott an
anderen ans die Fürbitte der heiligen Person in Ansehung
ihrer Verdienste gewirkten äußeren Wunderthaten andererseits
bestreiten. Wir dürfen uns darum auch gar nicht wundern,
warum Geiger aus diese angeblichen Wunder nicht eingeht.
„Es sei nur so viel bemerkt," fährt er fort, „daß dieses
Wunderverzeichnis merkwürdige Aehnlichkeit hat mit den vielen
Zeugnissen und Attesten dankbarer Patienten unserer Tage,
die nach jahrelangem Leiden und nachdem sie von allen Aerzten
längst ansgegeben waren, endlich bei einem modernen Wunder-
thäter Hilfe gefunden haben." Welch große Schwäche, ja
Unwahrheit liegt in diesen Worten Geigers. Er stößt sich
an dem Wnnderverzeichnis im Büchlein von 1623. Wir können
ihm sagen, daß in der Voruntersuchung betreffs des Selig-
sprechungsprozesses der guten Betha ein Einzelverzeichnis der
bekannten Wunder angelegt worden ist, daß die Zeugen dieser
Wunder eidlich vernommen sind und daß dieses Verzeichnis
mit der protokollarischen Vernehmung der Kongregation der
Riten vorlag. Wir wissen in diesem Wunderverzeichnis nichts
Auffallendes zu finden. Wenn man Geiger fragen würde,
welche schriftstellerische ?krbeiten er schon veröffentlicht habe,
so müßte er sie anszählen und in ein Verzeichnis bringen.
Wenn in einer gerichtlichen Verhandlung Zeugen vernommen
werden müssen, so nimmt man ihre Namen ans und bringt
sie in ein Verzeichnis. Wenn man Aerzte fragt, an welchen
Kranken sie schon auffallende Heilungen durch ihre Kunst be-
wirkt haben, so zählen sie die Reihe der Namen ans. Das
Wunderverzeichnis, das der Kongregation der Riten vorlag,
hat aber durchaus keine Aehnlichkeit mit den vielen Zeugnissen
und Attesten dankbarer Patienten unserer Tage, die nach
jahrelangem Leiden und nachdem sie von allen Aerzten längst
ansgegeben waren, endlich bei einem modernen Wnnderthäter
Hilfe gefunden haben. Die vielen Zeugnisse und Atteste
dankbarer Patienteil unserer Tage sind nicht, wie die der
dankbaren Patienten, welche ans die Fürbitte der guten Betha
geheilt wurden, untersucht und ans Grund eidlicher Vernehmung
als wahrheitsgetreu und echt erfunden worden. Abgesehen
aber davon, sind diese Zeugnisse und Atteste dankbarer Pa-

tienten immer mib in jedem Fall anzuzweifeln und ist
Hilfe eines modernen Wnnderthäters stets als Humbug j
erklären. Ist denn die Kunst der Aerzte unfehlbar. ,
Irrungen in der Diagnose der Krankheit! Welche Verschiß
heit des Heilverfahrens! Welcher Kampf zwischen Allopaw
und Homöopathie! Welcher Gegensatz zwischen Aerzten,
alles über die Grenzen der Naturgesetze Hinausgehende brw
leugnen und solchen, welche das über diese Grenze
liegende als das Ende^.ihres Latein gestehen und dieses ^
mit Beiziehung ihres Rates den Theologen überlassen. 0^
es in der That nicht moderne Wnnderthäter, wir haben
den Pfarrer Kneipp im Auge, deren Heilverfahren in uust)
Tagen durch viele Zeugnisse und Atteste dankbarer Patien ^
welche nach jahrelangen Leiden und nachdem sie von
Aerzten längst anfgegeben waren, allerkannt und von üie e
Aerzten bestätigt worden ist. Wer ist denn aber der mode
Wnnderthäter, bei dem die, welche zur guten Betha jL
Zuflucht genommen haben, ihre Heilung fanden?
kann nicht der Gott sein, wie ihn sich Geiger denkt, ^
sein Gott kann nicht über die Gesetze, über die K""1
Natur hinansgehen, das Wesen, das wir uns als
und Geber der Naturgesetze und der Natnrkräfte denken, a
nach Geiger an die von dem Geigerschen Gott 8e3e)Ce^v
Naturgesetze und Naturkräfte gebundeil itnb kann sie, ^

verleugneil noch nmstoßen. Unser Gott, der Wunder wert ^
Gott, verleugnet bei feinen Wundern die von ihm 3e9e
Naturgesetze und Naturkräfte nicht noch stößt er pe
das liegt in seiner schöpferischen Macht, sie in außerov
licher Weise zu steigern und zu erhöhen, da sie ihm, wie dies N ^
der heidnische Hauptmann in Kapharnanm erkannt hat, ^
Herr derselben dienen und gehorsam sein ulüssen. Die ~ ^
der, die Gott wirkt, sind llicht gegen die Natur, sondern
die Natur. Bevor wir uns hierüber des weiteren verbre
müssen wir ilochmals den Insassen des Wunderwagens
Aufmerksamkeit zuwenden. Geiger beachtet nur einen euiS 0*
wunderbaren Vorgang, nämlich die Rettung eines & . a
Mörders. (S. Schürer S. 304.) Er erzählt ihn uns 1• f

sondern zieht ihn unter Benutzung eines nicht zu billige

aber immerhin entschuldbaren Wallfahrtsliedes, von dem
oben die Rede gewesen, ins Lächerliche. Jil gleicher ^
witzelt er über eine Beschützung der Pfarrei Reute vor ^
Greueln des Franzoseneinfalls von 1796, indem er sag * ^
sei ein eigentümliches Lob der Patronin des Schwabenla^^.
daß sie irnr Rente

sagt

enla>

geschützt, dagegen alle übrigen Orte,
ihren Geburtsort Waldsee, den Grelieln preisgegeben^,/^^^

Hier verschweigt Geiger in seiner Meisterschaft des Verschwew ^
das Gelübde, das die Pfarrei Rente um die
von dem Feindesvolk gemacht hat. (Schürer s. S. ^
Schürer sagt, von den fürchterlichen Greueln, welch ^
Franzosen in den benachbarten Orten verübt hatten, ^

nicht bloß der hiesige Ort, sondern die ganze Pfarrei, a
dem sie ihr Gelübde gelöst, völlig verschont. Schürer r,
die benachbarten Orte nicht, in benen die Greuel der v ^
zosen stattfanden, er nennt llicht die Stadt Waldsee, a ‘
Ort, an dem diese Greuel vorkamen, er sagt nur

voll

der

Pfarre, Oiente, daß sie nach urkundlichen Notizen nach &-'!>■ J
emef vorausgegangenen Gelübdes von dem Feindesvolk besr *
worden sei. Wie kann Geiger Schürer zumuten, daß er "
die,er Befreiung der Pfarrei Neilte vom Feindesvolke ans )
Oelnbtc hin auch von einem Schutze der Stadt Waldsee rr /
von dem er nichts wußte, und von dem ihm nicht beka>
war, daß er auf ein Gelübde der Stadt herbeigeführt w"
Hwr stoßen wir wieder auf ein Stück ^«wiprscher Log
 
Annotationen