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Beilage zum Diözesan-Archiv von Schwaben — 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.20709#0027
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27

?elha

^H'c war der Geburtsort der seligen Betha. Die gute
>E)rev >^'or ’u Waldsee geboren. Also muß sie ihren Schutz

bev. Vaterstadt zuweudeu. Wenn das „muß" in „fcutu'
to/Wt würde, bann wären wir mit der Geigerscheu Logik
^ s ernverstauden. Aber Geiger, der überhaupt au Wunder
in, glaubt, sondern, wie es scheint, in pautheistischer Richtung

J111 ber
b°n sei

bCn p absoluten Wirksamkeit der Naturkräfte festhält und
.'Einem Standpunkt aus jede auf die Fürbitte der Heiligen

Wuuderthat leugnen muß, behauptet dessenungeachtet,
te gute Betha hätte in dem angeführten Fall ein Wunder
^ en, wüsten, weil Waldsee ihre Geburtsstadt war. Wenn
^snrdnm ist, giebt es keines mehr.

W. Wir geben noch weiter zu bedenken, daß auf dem Wun-
fi^ej ^eu. aus der großen Zahl der Geheilten nur solche
Elnists uicht zu den Heilschwindlern ihrer Zeit, zu Heil-
ig !, Cl'u von der Sorte unserer Zeit, von denen man damals
st„^Ev Art wußte, ihre Zuflucht genommen haben,

Xn nach vergeblicher Behandlilng durch geschickte Aerzte
sj,,b Obue ärztlichen Gebrauch, ohne Heilmittel geheilt worden
"-'^ueber diese plötzlichen Heilungen von schwerkranken

)asten Personen, an denen alle Kunst der Aerzte
ist und die ans die bloße Anrufung der Seligen
V <p,f eine erfolgte Wallfahrt zu ihrem Grabe, oder durch
fink Vlll^n des Wassers vom guten Betha-Brnnnen erfolgt
bigj-g' beht Geiger mit den Worten hinweg: Wir gehen ans

wlZeblichen Wunder nicht ein.

ll»ip'Pjst können nur abermals konstatieren, daß der gelehrte
- E^sbibliothekar, der ohne Zweifel protestantische Theo-
fciss^ "n Tübinger Stift studiert hat, seine theologische Anf-
Vltl^ Gottesbegriffs, die über die Natur nicht hinanö-
»»d

»d'^^ine Leugnung der persönlichen Existenz des Teufels
^Uabe1 f^en Geister, seine Bestreitung der Wirksamkeit der
»C'dt,,/ steine Beseitigung der Wunder in den Dienst des
V eh*e ■cu Bundes" stellt zur „Stärkung und Mehrung
AUgelischtn Glaubens".

"V VCllu wir uns dem Geigerschen Standpunkt gegenüber
griff des Wunders, über seine Möglichkeit und

desselben näher anslassen, so fällt es uns nicht

IV hp^en ein, Geiger zu belehren, sondern unsere Leser
tagt; ele Fragen anfznkläreu. Der katholische Katechismus
'>icht ein Wunder ist eine außerordentliche Begebenheit, die
^ uatürlichen Kräften, sondern allein durch die All-
, ?^s geschehen kann. Da es auch außerordentliche

^ ist • 1/Clt, giebt, die ans natürlichen Kräften geschehen,
^D,1bevit ^de außerordentliche Begebenheit ein Wunder,
dann, wenn man bestiuunt erkennt, daß ihr keine
Ursache zu Gnmde liegt, daß sie also unmittelbar
«ott gewirkt wordk

Veke gegangenes Werk kann als Wunder gelten. So die
Vte§ )p^^dpfnng. Als Wunder im engeren Sinne des

elte,yg^tes in die von ihm geschaffene und eingerichtete
g, als Offenbarung der göttlichen Allmacht in ein-
g^oiuzelten Vorkounnnissen und zwar als unmittel-

gewirkt worden sei. Nur ein unmittelbar von

gstn lene Werke Gottes bezeichnet, welche als ein Ein

'ty

en

%t N'warnng dieser göttlichen Allmacht erscheinen. Hier
£l die Frage der Möglichkeit in Betracht.

^ N a ch t r a g.

^ reicht das Manuskript des Verfassers, an dein

IR. ' Ul ben ' V- r. . 1 ' ...


"n allerletzten Tagen seines Lebens arbeitend ge-

schL,war mehr in der Lage, die ebenso oberflächlichen
' Nwn Angriffe zumal eines Bibliothekars an der

en.

Kei

Universität quellenmäßig ltub schlagend zu widerlegen und
zu vernichten, als Karl Friedrich Schürer, seit 1864 volle
22 Jahre Pfarrer zu Rente.

Durch seine energischen und rastlosen Bemühungen ist
der ganze-Gnadenort der sel. guten Betha erneuert worden.
Vor allem ließ er die Gnadenkapelle links am Chore sehr
schön ausmalen und mit Bildern ans dem Leben der guten
Betha (Erhebung des hl. Leibes, Glorie im Himmel) schmücken.
Die Perle derselben ist der unter ihm durch Stickerinnen des
angebauten Mutterhauses der barmherzigen Schwestern 0.3. Fr.
neu und kostbar gefaßte hl. Leib der Seligen (mit fürstlichem
Brantschmnck). Ebenso kunstvoll ist der aus Metall getriebene
und reich vergoldete neue Sarkophag (ans Regensburg) nach
dem Muster des noch reicher gehaltenen Schreines der seligen
Margareta Alakoque zu Paray le Monial, den wir jüngst
wieder mit vielen deutschen Pilgern geschaut und bewundert.
Ein vollendetes Kunstwerk (von Metz in Gebrazhosen) ist
das Schnitzwerk in Lebensgröße auf dem Flügelaltare „Die
Kommunion der guten Betha durch Christus".

Auch der hohe Chor der großen Pfarr- und Wallfahrtskirche
wurde durch ihn würdig restauriert. Majestätisch erhebt sich
dort ein großer neuer Hochaltar. Als Hauptgruppe in der
Mitte gar sinnreich das hl. Herz Jesu, umgeben von den aus-
gezeichneten Verehrern desselben: hl. Franz v. Sales und
v. Assisi, sel. Margareta und Elisabetha Bona. In einem
der beiden neuen Glasgemälde, seinen Namenspatron, den hl.
Friedrich, uiib guten Hirten darstellend, hat sich der eifrige
Seelenhirte selbst am würdigsten verewigt. Die Wandflächen
schmücken schöne Gemälde (weitere Seenen ans dem Leben
der Seligen: die gute Betha als Mädchen in der Legende
lesend, am Webstuhle, vom Teufel versucht, die hl. Kommunion
empfangend, als Liebling Mariä und Gespielin des Jesus-
kindes re.). —

Der Glanzpunkt seiner überaus segensreichen priesterlichen
Wirksamkeit war die 1 0 0 j ä hr i g e I u 6 c t f c i c v der Selig-
sprechung der guten Betha vom 2.—10. Juni (Pfingst-
montag) 1867 — ein Fest, wie Schwaben kein zweites iu
diesem Jahrhundert geschaut: täglich 3 Predigten durch die
gefeiertsten Kanzelredner 1'. Roh, Anna, Pottgeißer; die hoch-
würdigsten Bischöfe von Rottenbnrg und St. Gallen, der
katholische Adel von Oberschwaben, über 500 Priester, groß-
artige Prozessionen (hl. Leib von Ordensschwestern und Prie-
stern getragen) — herrliche Triumphzüge (gegen 24 000
Menschen bei meisterhafter Schlußpredigt von P. Roh); die
Gesamtzahl während dieser himmlischen Gnadentage wurde
auf 100 000 geschätzt.

Der Verstorbene verfaßte ans diese erste Säknlarfeier
die Festschrift: „Wunderbares Leben der sel. Elisabetha Bona
nach ihrem Beichtvater K. Kügelin." Dieses Gnten-Betha-
Bnch ist weit verbreitet in mehreren Auflagen und sehr beliebt
beim Volke.

Noch in den letzten Jahren seines Lebens (1886) erschien
von ihm: „Elisabetha Bona von Reute. Ein Heiligenleben

Oberschwabens ans der Zeit des päpstlichen Schismas in Ein-
zelbildern gezeichnet für die fünfhnndertjährige Feier des
Geburtsfestes der Heiligen." Diese Kartons (Charakterbilder)
sind meisterhaft gezeichnet und beruhen ans gründlichen Quellen-
studien, sind aber von den gebildeten Kreisen lange noch nicht
genug gewürdigt, so wie sie es verdienen.

Durch das vieljährige Leben und Wirken Schürers im
besten uiib kräftigsten Mannesalter am Gnadenorte der guten
Betha war er mit demselben ganz verwachsen. Die gute
Betha war seine Lieblings-Heilige, deren Verehrung er aufs
 
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