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Beilage zum Diözesan-Archiv von Schwaben — 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.20709#0028
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eifrigste pflegte und mächtig hob, so daß sie wie früher aufs
neue wieder als die „Patronin und Wuuderthäteriu Schwabens"
allgemein verehrt wird. Reicher zeitlicher und geistiger Segen
und unzählige Gnaden strömen von dieser durch ihn neu-
gefaßten Gnadengilelle (hl. Leib, Wallfahrtskirche, Mutter-
haus der barmherzigen Schwestern, Pfründner- und Exerzitien-
haus für alle Stände zur geistlichen Erneuerung des Alltags-
menschen ?c.) weit — weit ins Land hinaus.

Schürer sammelte als kostbare Perlen feit Jahren alle
alten Bücher, Urkunden, Bilder, alles, was sich auf die gute
Betha bezog. So war er unstreitig der erste Kenner des
Lebens der Seligen und dessen Quellen. Dies hat er glänzend
gezeigt in vorstehender fast nur zu weit angelegten Widerlegung
der Geiget scheu Schmähschrift, die er, wohl veranlaßt durch
den Ton dieser beit Meister empörenden Stümperarbeit, ironisch
und sarkastisch angelegt. Geboren zu Ulm, wo sein Vater
Hauptmann war, und später in Stuttgart, besuchte er das

dortige protestantische Gyiniiasinm, woraus er hinweist in
Ueberschrift seiner Abhandlung mit den Worten: „Von et,iel /
der 10 Jahre lang an einem evangelischen Wagen
Mit Recht und treffend wurde er daher studentisch „Hauptw^Q
betitelt, denn er war ein ganzer Mann an Körper, Ol
und Charakter. Von kräftiger, hoher, noch echt gerinanh )
Gestalt mit hervortretender Nase hatte er eine anßerordO
liche physische und geistige Energie, durchdringenden ‘
klaren Verstand. Die etwas rauhe Schale barg einen c
Kern nobler Gesinnung, gesunder Wissenschaft und
fett und felsenfesten Charakter. Man mußte ihn näher kern■
lernen. Wir, die wir ein Vierteljahrhundert mit ihm verte)_ j
haben in ihm unseren edelsten Freund verloren, in
gastlichem Hanse und an dessen reicher Bibliothek, wie st ^
vielen langen sokratischen Dissertationen wir unsere
Stunden gefeiert und verlebt. R. T. P. Dr. H of 0

Miszellen.

Zu der Biographie des Weißen Horner Kunstmalers
Konrad Huber von Altdorf-Weingarten (in Nr. 22 und 24
d. Bl. v. 1890). Dieser Kirchenmaler hat bekanntlich auch sehr viel
nach Württemberg, insbesondere nach Oberschwaben gemalt, so u. a.
nach Wcissenstein, Schönebürg, Wiesensteig, Ochsenhausen (hier die
Fresken im Bibliotheksaal) und insbesondere nach Kirchbierlingen.
Der dortige Pfarrer und vormalige letzte Prälat des Prämonstra-
tenserreichsstists Marchthal, Friedrich (Tausname Franz Anton) Wal-
ter (geb. zu Jngstetten bei Rvggenburg 1763, Abt 1802, Pfarrer
von 1803—1841, gest. 1841), war ein Schwager zu Huber. Walter
ließ auf seine Kosten von Huber für die Pfarrkirche zu Kirch-
bierlingen drei Altarblätter in Oel und einige andere Bilder al
fresco fertigen. Als Huber — wir folgen hier den durch Albert
Werfer herausgegebenen „Erinnerungen ans meinem Leben" von
Christ. Schmid, IV. Band (S. 98 und 99, Augsburg, Verlag der I.
Wolffischeu Buchhandlung 1857) — eben an einem Bilde im Chore
malte, das die Sendung des heiligen Geistes vorstellt, frug ihn der
Prälat, welchen unter den dargestellten Aposteln er für den gelungensten
halte. Huber deutete mit dein Pinsel auf den Apostel Petrus mit den
Worten: „Wenn der Herr Pfarrer Schmid von Stadion kommt und
das Bild sieht, wird er mir beistimmen." Der bekannte Jugendschrift-
steller befand sich nämlich um selbe Zeit (von 1810—1827) ganz in
der Nähe zu Oberstadion als Pfarrer und war mit Walter sehr be-
freundet. Bei einem seiner häufigen dem Prälaten abgestatteten Besuche
hatte Schmid auch Huber kennen gelernt. Als Schmid nun kurz nach
dieser Unterredung sich in Kirchbierlingen einfand, führte ihn Walter
in die Kirche, zeigte ihm das Bild und srug ihn, tvelchen unter den
Aposteln er für den gelungensten halte. Schmid antwortete: „Offenbar
den heiligen Petrus." Der Prälat und der Künstler lächelten und, da
sie Schmid etwas betroffen darüber ansah, erzählte ihm der Prälat
seine Unterredung mit Huber und rühmte Schmids Kunstkenntnisse.
Schmid selbst bestellte bei Huber während der teuren Jahre 1818, da
letzterer tvenig Arbeit hatte, vier große Oelgemälde aus der Geschichte
Jesu, den englischen Gruß, den Gruß der heiligen Elisabeth, Jesus
am Oelberg und Ecce homo. Huber führte diese Bilder mit großem
Fleiße und ganz im Geiste der Kirche durch. Wie bei allen Hnberschen
Bildern so ist auch bei diesen das Kolorit sehr weich und lieblich.
Schmid hatte diese Gemälde in seinem Gastzimmer. Meines Wissens sind
dieselben nach Schmids Tod in den Besitz von dessen (vor einigen
Jahren ebenfalls gestorbenen) Neffen Albert Werfer gelangt. Auch in
der Pfarrkirche zu Oberstadion ließ Schmid auf seine Kosten ein Oel-
gemülde von Huber malen; es schmückt den linken Seitenaltar und
stellt die Geburt Christi vor: Maria hat das Kind Jesu auf dem
Schoße, Joseph kniet davor, die Hirten stehen und knien ringsumher
— gleichfalls ein liebliches Bild. _ Beck.

Kneippverein. Die Heilerfolge des Pfarrers Kneipp haben
bekanntlich gewinnsüchtige Spekulanten angelockt, welche den Namen
des berühmten Wasserdoktors für ihre Interessen mißbrauchen. Diesem
Treiben zu wehren, traten jüngst einige Freunde und Mitarbeiter

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Kneipps zusammen und beschlossen, einen Verein zu bilden, welch
Namen des gefeierten Pfarrers tragen und diesen selbst zum
Präsidenten haben sollte. Der Verein zählt jetzt schon an

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glieder und besitzt ein Vermögen von 700 M. Er hat put Qsth
Organ „Kneipp-Blätter", die vom 15. Januar 1891 an in Do mp.])C|t
monatlich in zwei inseitigen Nnmmeril (2,50 M. jährlich) er) ) ,n
und alle jene, welche nicht in der Lage sind, die Kneippschen '".Zeit-
käufen , allmählich mit der Kneippschen Heilmethode bekanntst jjocf
auch fleißig zuverlässige Berichte über Wörishvsener Neuigksttstw^st
die dortige Frequenz, über merkwürdige Heilungen und
über Kneippsche Anstalten bringen wird. Die Statuten des ~
lassen wir hier folgen: I. Zweck. Der Kneippverein setzt sich stachest

meinen 1. die wissenschaftliche Begründung und die möglichste „,,i!
tnng einer vernünftigen, gottgewollten, d)riftüd)m SebenSW Llt ^
2. einer naturgemäßen — auf gründlicher Forschung ^ beruhst! yß
Heilmethode zur Aufgabe. Im besonderen will der Verein Q,xjpl
edlen Bestrebungen des hochwürdigen Herrn Pfarrers Sebastnst^
in Wörishvfen fördern und verteidigen. Er will dabei auch
teressen der Wörishvsener Kurgäste dienen und besonders du '
beachten. II. Acitglieder. Der Kneippverein sucht möglichst st ^0
sonen (beiderlei Geschlechtes und aller Stünde) zcc vereiniget^
den Vereinszweck an sich und an anderen zu erreichen streben-
berechtigt sind nur Männer. Ilm unsere Sache besonders ^piU1
Personell können von der Vereinsleitung zu Ehrenmitgliedern
werden. III. Aufgabe der Mitglieder. Die Vereinsmitgileh ^ pst
t. die Vereinszwecke zunächst zu fördern durch eifrige Benutzt. ggjst
Verbreitung des Vereinsorgans, der „Kneipp-Blätter", und
Vereinsschriften, sowie durch Unterstützung der vom Vereine östg ci>
Anstalten und sonstiger hygienischen Bestrebungen. 2. Sie ' -gsgst
beliebiges (zunächst für Wvhlthätigkeitszwecke bestimmtes) Cn st
und dann einen jährlichen Beitrag von mindestens einer -
leisten. Armen können diese Beitrüge erlassen werden, wem
den Vereinsabsichten entsprechen. gilt 1

Haus Wetzer, Glasmaler aus Ravensburg- Alt
deutender, weder von M. A. Gessert (in seiner Geschichte. ^Halst
malcrei, Stuttgart und Tübingen 1839 bei Cotta) noch von st st
in der Geschichte voll Ravensburg angeführter Glasmale F
Jahrhunderts war Hans Wet;er aus Ravensb nrg n>u Qg-gcstiz
Name Wetzer komnit übrigens erst in der Raveiisburger ^ (1« ,
von 1670—1800 vor: iu den früheren nicht. Der berui
zu Weingarten geborene, im Jahre 1843 in Nürnberg . - Klst,
Glasmaler Franz Joseph Santerleute war im Besitze st' geh ,
wappens voll diesem Wetzer und verehrte dasselbe als 'st ^tstg
Jahre 1833 seinem Nürnberger Gönner und Mäcen dem HtUtst
assessor Kaufmann Hertel. Santerlente erklärte dasselbe^ n (Ist
schönsten Wappen, welches er in Beziehung ans Malerei je ^

und für würdig, der berühmten Hertelschen Glasgemäldesan 1

verleibt zu werden; dabei stellt er Wetzer als Künstler stst stve" ^
dessen Zeitgenossen Christoph Maurer. Wohin dieses Glast hat
kommen ist, ob sich dasselbe noch in Nürnberg befindet n. I- ’ße^'y
bis jetzt nicht ermitteln lassen.

Stuttgart, Buchdruckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Bvlksblatt".
 
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