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meer verschwindenden Sonne strahlt. Aber nicht nur das Schloß selbst, son-
dern das ganze mit kurzem Strauchwerk und einer einzelnen knorrigen Fichte
besetzte Ufer scheint in der feurigen Gluth, welche von dem Horizont her sich
über Himmel und Erde ergießt, zu schwimmen, während auf der anderen
Seite das Wasser, nur von einzelnen warmen Farbentönen überhaucht, in
seiner kühlen Ruhe einen milden Gegensatz zu dem blendenden Glanz des
Sonnenuntergangs bildet. Vielleicht verleiht die Behandlung des Wassers,
durch die Art der Pinselführung von oben nach unten, welche nur durch kalte,
seitwärts gehende Luststreifen unterbrochen ist, der Fläche desselben etwas von
der eigenthümlichen Starrheit des Eises, welche an die Durchsichtigkeit des
Krystalls erinnert. Aber diese nebensächliche Bemerkung hat auf die gewal-
tige Totalwirkung des Bildes selbst gar keinen Bezug. Es ist eins der
schönsten und poetischsten Gemälde, die Hildebrandt jemals geschaffen hat. —
Ferner müssen wir auf eine treffliche und gediegene Landschaft von Eschke
aufmerksam machen, welche „die Küste der Normandie mit einem gestrandeten
Schiffe" darstellt. Es ist jener Zeitpunkt in dem geheimnißvollen Leben des
Meers, wo die Ebbe ihr Ende erreicht, um der in kurzen Stoßwellen her-
andringende Fluth zu weichen. Eine Menge Küstenbewohner sind in der
Ausübung des barbarischen Strandrechts begriffen, d. h. in der Plünderung
des Schiffes und der Bergung der von demselben fortgespülten Trümmer.
Jetzt aber werden sie zum Rückzuge gezwungen. Die Fluth wartet nicht,
und sie kennen die Gefahr wohl, sich von ihr überraschen zu lassen. Zwar
ist der Strand noch mit kleinen Wasserlachen bedeckt, aber bald werden die
Wellen wüthend darüber hinbransen, um sich an den Felsen des Ufers zu
brechen. So eilen sie denn mit den geraubten Schätzen, welche sie auf einen

Wagen gepackt haben, landwärts. Kraft und Wärme des Kolorits zeichnen
auch dies neuste Bild des fleißigen und talentvollen Künstlers in hohem Grade
aus. Besondere Sorgfalt hat er auf die Durchführung der Luft verwandt,
die mit schweren Wolken bedeckt einen nahenden Sturm verkündet. — Von
Klara De nt de ist ein sehr erkennenSwerthes „Portrait einer Dame" aus-
gestellt, welches durch die Kraft und Frische der Farbe, sdwie durch den leben-
digen Ausdruck einen Beleg für das ernste Streben der Künstlerin nach Ge-
diegenheit der Technik abgiebt. Auch S. Aarons' „Stillleben" ist vortrefflich,
namentlich in der künstlerisch freien Behandlung der Früchte und der Sorgfalt
der Ausführung. Schließlich erwähnen wir noch eine Reihe von vortrefflichen
„Aquarellstudien" von Arnold, dem talentvollen Schüler Menzels. Sie
zeichnen sich durch eine lebensvolle Charakteristik und energische Behandlung
der Farbe in bedeutender Weise aus.

3. Die permanente Ausstellung von Sachse, in welcher außer
mehreren anderen sehenswerthen Gemälden noch immer das Meisterwerk
Carl Sohn's; „Portrait des Historienmalers Lessing's", eins der geistreichsten
und, technisch betrachtet, vollendetsten Portraits, die wir gesehen haben, aus-
gestellt ist, wird heute (am 1. März) in dem neuen Lokale mit dem oben be-
sprochenen Schräder'scheu Bilde eröffnet. Wir kommen das nächste Mal
auf das neue Lokal zurück. Auch

Die Ausstellung bei Lepke, welche wieder mit einer ganzen
Reihe neuer werthvoller Gemälde, namentlich von ausländischen Künstlern
ausgestattet ist, werden wir das nächste Mal näher in Augenschein nehmen.

M. Sr.

Kunst-Literatur und Album.

I. Kunstliteratur.

Aesthetik — Geschichte — Technik.

Archiv für Niedersachsens Kunstgeschichte. Herausg. von H. Wilh.

H. Mithoff. 3. Abth. 1. Lief. (Hannover, Helwing'sche Hofbuchhandl.

1856.) Folio.

% Endlich tritt nach mehrjähriger Pause der verehrte Herausgeber des „Archivs
für die Kunstgeschichte Niedersachsens" mit einer Fortsetzung seines Werkes auf, der
wir um so mehr ein künftiges ununterbrochenes Erscheinen wünschen, da auch dem
1. Heft der „mittelalterlichen Baudenkmale Niedersachsens" (vom hannoverschen Archi-
tektenverein herausgegeben), welches wir im vorigen Jahrgang d. Bl. (Nr. ö) be-
sprachen, bis jetzt kein zweites gefolgt ist.

Den beiden ersten Abtheilungen des „Archivs", welche die mittelalterlichen Kunst-
werke Hannovers und das Kloster Wienhausen bei Celle enthalten, schließen sich jetzt,
als III. Abtheilung, die Kunstwerke Goslar's an, die in der vorliegenden ersten
Lieferung, wie billig, mit dem 1819 abgebrochenen Dom und seiner noch stehenden
interessanten Vorhalle beginnen. Auf 6 Tafeln werden uns 1) nach einer Zeichnung
aus dem Jahre 1818 ein Situationsplau desjenigen Theiles von Goslar, welcher da-
mals noch den Dom und seine Nebengebäude und westlich dem Dom gegenüber das
sogenannte Kaiserhaus enthielt, 2) Aufrisse und Grundrisse des Doms, 3) Längen- und
Querdurchschnitte desselben, 4) die Vorhalle als Grundriß und als Perspektive Ansicht
des Innern, 5) und 6) Details derselben und der ehemaligen Krypta vorgeführt.
Hieraus und aus dem auf 8 Seiten noch unvollendeten Texte schließen wir, daß die
zweite Lieferung vermuthlich den Schluß des letzteren, sowie auf ihren Tafeln die be-
deutendsten der im Innern der Vorhalle bekanntlich aufbewahrten Denkmäler bringen
wird. Dahin rechnen wir vor Allem den noch immer geheimnißvollen Altar, die
steinerne Brüstung die altberühmten Kaiserstuhls, den Grabstein der Mathilde, die Glas-
malereien und einige werthvolle Tafelgemälde.

Aus dem Text dieser Lieferung, welcher nach einer kurzen Einleitung, die Ge-
schichte Goslar's betreffend, die Besprechung des Doms und seiner Vorhalle beginnt,
heben wir nur hervor, daß der Verfasser, was wir bereits anderswo mehrfach aus-
gesprochen, die Vorhalle nicht mit der Erbauung des Domes gleichzeitig, sondern in
die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts setzt; wir hätten aber gewünscht, daß er diese
Bermuthung durch Vergleichung mit anderen, der Langseite des Hauptbaues später
augebauten, romanischen Vorhallen (z. B. Wechselburg), sowie hinsichtlich der stilistischen
Ausführung der Details und Ornamente mit anderen anerkannten Werken seines üppig
blühenden Romanismus (Krypta in Reichenberg und in Konradsburg) erhoben hätte.

Praktisches Handbuch der Galvanoplastik in allen ihren An-
wendungsarten, zunächst für Künstler und Gewerbtreibeude.

Nach den neusten Verbesserungen bearbeitet von vr. Eh. H. Schmidt.

Dritte verbesserte Auflage, mit 8 Tafeln Abbildungen, gr. 8. Preis 1 Thlr.

(Verlag von Basse in Quedlingburg).

Bei der großen Wichtigkeit, welche die Galvanoplastik für alle Zweige der tekto-
nischen Kunstindustrie gewonnen hat und täglich mehr gewinnt, ist das gegenwärtige,
mit Sachkenntniß kompilirte Werk, schon in praktischer Rücksicht, von entschiedenem
Interesse. Es ist ein sehr brauchbares Handbuch, welches alle Verfahrungsarten mit
großer Deutlichkeit behandelt und die betreffenden Apparate und Manipulationen durch
spezielle Abbildungen veranschaulicht. Dasselbe enthält: 1) die Reduktion der Metalle,
2) die verschiedenen Anwendungen derselben, 3) das Ueberziehen der Metalle mit edleren,
4) das Verfahren der Elektrotypie und 5) die verschiedenen anderen Benutzungsarten
des Galvanismus. — Vielleicht kommen wir in Kurzem spezieller darauf zurück.

. . . r.

Vorlegeblätter für Gewerbe von F. W. A. Strauch; in sieben Ab-
theilungen: 1. Die Instruktionen des Maurers, 2. des Steinmetzen, 3.
des Zimmermanns, 4. des Landbaus in Guß- und Schmiedeeisen,
5. des Bautischlers, 6. des Schlossers, 7. des Töpfers. (Verlag von
I. Guttentag in Berlin).

Das Werk soll, wie der Herausgeber in dem uns vorliegenden Prospektus be-
merkt, in zwei Theile zerfallen. Es wird erstlich die Bau-Konstruktionslehre
(namentlich die Konstruktionen des Landbaues) in einer klaren, übersichtlichen Folge,
von dem Leichteren zum Schwereren übergehend, behandeln; dann aber zweitens gute
Vorbilder für diejenigen Gewerbe enthalten, welche nur mittelbar
mit dem Bau in Verbindung stehen, und hiebei mit Berücksichtigung der Ge-
werbethätigkeit in Frankreich und England diejenigen Gegenstände bringen, welche die
Bedürfnisse des Lebens im Allgemeinen verlangen und mit stch führen. Der Verfasser
hat sich die nicht leichte Aufgabe gestellt, sowohl dem Architekten wie dem Handwerker
zu genügen. Es stehen demselben Männer von anerkannter Tüchtigkeit und europäi-
schem Rufe mit ihrer Erfahrung und Hülfe zur Seite dabei. Der Geh. Ober-Bau-
rath Stüler, sowie der ehemalige Direktor des Königlichen Gewerbe-Instituts, vr.
Druckenmüller, der vorzugsweise das Unternehmen leitet und seine besondere
Sorgfalt demselben zugewendet hat, unterstützen den Autor mit ihren langjährigen
Erfahrungen. — Die Arbeiten des Tischlers, welche namentlich für den Unterricht
fehlen, sind bereits erschienen, und zwar in Lieferungen größtentheils von 5 Blatt
Kupfertafeln in großem Medianformat nebst Tert. Jährlich erscheinen sechs bis acht
Lieferungen. Ein näheres Eingehen in die bisher erschienenen Lieferungen des Werks
behalten wir uns vor. . .. r.

Süddeutsche Blätter fiir Kunst, Literatur und Wissenschaft,

redigirt von Arnold Schlönbach. Herausgegeben von Georg Frisch
und Heinrich Hogrefe (Mannheim).

Soweit die genannte Zeitschrift in unser Bereich zu ziehen ist, können wir sie dem
gebildeten Publikum bestens empfehlen. Zwar sind die Nachrichten aus dem Gebiete
der bildenden Kunst, namentlich von Norddeutschland, etwas spärlich; allein die all-
gemeine Haltung ist eine durchaus würdige und von aller Oberflächlichkeit freie. In
dem am Anfang dieses Jahres veröffentlichten Prospekt spricht sich die Redaktion über
ihre Tendenz in anerkennenswerther Weise dahin aus, daß sie den Strebenden im
Gebiete des Schönen und des Gedankens Anregung und Förderung, den Anschauenden
und Genießenden reife Früchte, und Allen, die sich den Sinn für Gutes und Edles
bewahrt haben, Gutes und Edles zum Empfinden und Denken darbieten wolle, um damit,
so weit ihre Kräfte reichen, der Verflachung der Gemüther und der Verwilderung des
Geschmacks in Kunst und Literatur entgegen zn treten. Als die Mittel, um dies zu er-
reichen, bezeichnet die Redaktion Veröffentlichung und Besprechung aller derjenigen Er-
scheinungen in sämmtlichen Künsten und populären Wissenschaften, deren Kenntnißnahme
nothwendig ist; Vorführung von Original-Poesien in Erzählung und Lied; Aufstellung
interessanter Charakter-, Lebens-, Geschichts- und Natur-Bilder in Biographien, Schil-
derungen und Korrespondenzen. — Die „Süddeutschen Blätter" erscheinen zweimal
wöchentlich zum Abonnementspreise von 1 Thlr. 2 Sgr. vierteljährlich. Wir werden
nicht unterlassen, unfern Lesern zuweilen Einiges daraus, sofern es für dieselben von
Interesse sein dürfte, mitzutheilen. .. . r.

Sammlung von Ornamenten und Gegenständen zur Verzierung von
Waffen. Nach Zeichnungen der Hauptkünstler gravirt von K. Claesen,

4. (Verlag von Gflarlso Gnuss in Lüttig).

Nevne äes Llonnmentz äs ln vills äs lüsgs pur A. Cralle. 1. vol. 1856.
150 S. (Verlag von Charles Gnuse in Lüttich).

Fortsetzung in der Beilage.
 
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