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Beilage zu M19 der „Dioskuren"

aber an Feinheit in der Stimmung, namentlich im Hintergründe. Auch im
Vordergründe sind manche Härten, j. B. in dem Grün auf dem Kirchhofe,
welches gar zu spezifisch wirkt. Die Kirche selbst macht, selbst aus einer-
gewissen Entfernung betrachtet, einen zu schwärzlichen Eindruck. — Endlich
müssen wir noch ein Werk erwähnen, welches dem Gebiete der Plastik an-
gehört, nämlich die „Statuette Gustav Adolphs" von dem Bildhauer W oll -
gast. Sie ist im Gipsmodell nur drei Fuß hoch, macht aber trotz dieser
verhältnißmäßigen Kleinheit einen ebenso plastisch bedeutsamen wie, kompo-
sitionell betrachtet, großartigen Eindruck. Der König steht, den rechten Fuß
etwas vorangestellt, ttt ruhiger würdevoller Haltung da, und schaut mit festem
Blicke grade aus. Die Rechte hält das gesenkte Schwerdt, während chie Anke
sich auf die heilige Schrift stützt, die auf einem Eichstamm liegt. Die Klei-
dung verräth mehr den König als den Heerführer und sein ganzes Auftreten
hält die Mitte zwischen dem kühnen Helden, welcher sein Schwerdt für die
heilige Sache des Glaubens zog, und dem seiner Würde bewußten Herrscher.

Dieser Doppelcharakter spricht sich in der ganzen Figur vortrefflich aus. Es
ist ein tüchtiges Werk, dessen edle Auffassung und tüchtige Ausführung dem
Künstler zu hoher Ehre gereicht. M. Sr.

3. Die Ausstellung der goldenen und silbernen Ehrenge-
schenke von Sy Si Wagner, welche seit einiger Zeit nach der Akademie
der Künste versetzt worden ist, wurde kürzlich noch durch einige werthvolle
und interessante Gegenstände vermehrt, deren kurze Beschreibung wir hier
folgen lassen: 1) Ein goldener Degen, dem Prinzen von Preußen
Königl. Hoh. zu Hochdessen 50jährigem Dienstjubiläum von Sr. Maj. ver-
ehrt. Der Griff deS Degens (von massivem Golde gearbeitet) zeigt die
Doppelfigur des Erzengels Michael, auf der einen Seite als Sieger den
Drachen tödtend, auf der andern Seite mit Wage und Schwert Gerechtigkeit
übend. Durch eine Engelsschaar, welche in vertheidigender Stellung sich
darstellt, wird das Stichblatt gebildet. Palmenzweige und Bänder, auf denen

die Jahreszahlen 1807 und 1857 stehen, bilden den Kopf des Griffes mit
dem darüber schwebenden Preußischen Adler, der einen lapis lazuli mit dem
eingeschliffenen Namenszug des Prinzen trägt. Auf der Klinge befinden sich
auf der einen Seite in goldeingelegten lorbeerumwundenen Bändern die Namen
der Schlachten und Gefechte, welche» der Prinz beigewohnt, oder die, in wel-
chen er kommandirt hat. Die Rückseite der Klinge ist mit einer ganzen Reihe
von Adlern und Kronen verziert, wie sie am Königl. Throne sich befinden.
Die Bestimmungen für die Komposition sind von Sr. Mas. selbst ausgegan-
gen. — 2. Ein silbervergoldeter Pokal, im Besitze Sr. Excellenz des
Herrn General v. Werder, zum-50jährigen Dienstjnbilänm von den Offizieren
des 1. Armeekorps. Freiliegend im Fuße desselben ein drehbarer Schild mit
8 erhabenen Ansichten der Städte, in welchen der General in dienstlicher
Beschäftigung sich aufgehalten hat. Durch Figuren sind die vier Truppen-
theile Kavallerie, Artillerie, Infanterie und Pioniere dargestellt. Um die
Schaale herum die Schlachtenuamcn, auf derselben das Wappen des Gene-
rals, die Dedikation und militairische Enbleme. — 3. Ein Leuchter, im
Besitze des Herrn Lieutenant von Prillwitz, von den Offizieren des Garde-

Kürassier-Regiments bei Gelegenheit dessen Hochzeit verehrt. — Die Trophäen
des Regiments bilden den ganzen Leuchter. — 4., 5. Zwei Eiskcssel mit
Thiergruppen für den Prinzen Emil von Sayn Wittgenstein. ■—• 6. Ein
Stück Bergwerk im Besitz eines Bergwerkbesitzers, mit drolligen Gnomen
und einem Bergmann im Modell. — Die Gegenstände sind in einem der
größeren Säle der Akademie vereinigt und gewähren gegenwärtig einen viel
ruhigeren Eindruck, >vie bei ihrer frühere Ausstellung. Mehrere der intercs
santesteu Gegenstände sind leider nicht in der Ausstellung enthalten, weil die
Besitzer sich nicht davon trennen wollten oder die Sendung zu schwierig war.
Eine Amazonen Gruppe in lichtem Silber, im Besitz des Reverend Sand
ford in London: eine ebensolche in Petersburg; mehrere reiche Küchengerät!)
schaften, und Tafelaufsätze u. s. f- Am meisten ist zu bedauern, daß der
^-child^ welchen das Garde-CorpS dem General von Prittwitz schenkte,
in der Sammlung fehlt. Es dürfte den Lesern angenehm sein, wenigstens
die Zeichnung in Augenschein nehmen zu können, weshalb wir sie hier bei-
fügen. — Der Schild ist thcils oxydirt, theils vergoldet, hat 24 Zoll im
Durchmesser und wiegt 30 Mark. In der Mitte ist eine Minerva an Kaut
 
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