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Verein der Kunstfreunde im Preußischen Staute in Berlin.

Derselbe wird am Mittwoch den 27. Mai d. I., Nachmittags 4 Uhr, im Vereins-
lokale (Unter den Linden Nr. 21) seine jährliche Generalversammlung abhalten, in
welcher über die Wirksamkeit des Vereins und den Befund der Rechnungsabnahme
Bericht erstattet, auch die Verloosung der erworbenen Knnstgegenstände vorgenommen
werden wird. Die Mitglieder werden zu dieser Versammlung von dem Vorstand ein-
geladen und zugleich nach §. 10. des Statuts ersucht, die etwa noch rückständigen Bei-
träge bis zum Mittwoch den 20. Mai einzuzahlen, um ihre Theilnahme an der
Verloosung zu bewahren. Bis zu diesem Tage ist auch der Zutritt neuer Mitglieder
mit dem Anrecht an die diesjährige Vereinsgabe und die Verloosung der Kunstwerke
gestattet. Die Ausstellung der zur Verloosung bestimmten Kunstwerke wird vom
6. Mai bis zum 20. Mai einschließlich in dem oben erwähnten Lokale täglich
von 11 bis 2 Uhr stattfinden, Den hier wohnenden Mitgliedern werden Karten zum
Gebrauch für sich und ihre Freunde übersendet werden; die auswärtigen, hier an-
wesenden Mitglieder können solche vom 7. Mai an bei dem Schatzmeister, Stadtrath
Keibel, Stralauerstr. 52, Morgens zwischen 8 und 10 Uhr, in Empfang nehmen.

Die Künstler, welche Bilder oder sonstige Kunstwerke im Lokale des Vereins
ausgestellt haben, werden durch den Vorstand aufgefordert, dieselben bis zum
6. Mai d. I., an welchem Tage die Ausstellung der zu verloosenden Kunstgegenstände
beginnt, abholen zu lassen, wenn diese Kunstwerke bis dahin nicht vom Vereine an-
gekauft sind.

Zur Differenz der Herren vr. Waagen in Berlin und Morris Moore

in London.

Daß wir jetzt, nachdem bereits drei Monate über den seiner Zeit heftigen, wenn
auch kurzen Streit zwischen Herrn Dr. Waagen und Herr» Morris Moore ver-
flossen sind, noch einmal auf diese Angelegenheit zurückkommen, möchte vielleicht Man-
chem bedenklich erscheine». Ja, wir selbst würden uns am meisten freuen, diese un-
erquickliche und für die deutsche Kunstkritik nichts weniger als riihmliche Angelegenheit
in das Grab der Vergessenheit versinken zu lassen, wenn wir, ohne uns einer schreienden
Inkonsequenz schuldig zu machen, darüber schweigen könnten. Aber das liegt leider
nicht in unsrer Macht. Wir fühlen das Bedürsniß, die Unmöglichkeit zu schweigen,
ausdrücklich darzuthun, um der nur allzufertigen Mißgunst jeden erdenklichen Grund
abzuschneiden, um unsere Motive zu verdächtigen.

Als Herr Morris Moore in der Sitzung des wissenschaftlichen Kunstvereins
vom 17. November vor. Jahres durch Herrn Hofrath Di-. Förster eingeführt wurde,
waren wir weit entfernt davon, zu vermuthen, daß dieser Umstand Hrn. Dr. Waagen
zu so heftigen und unmotivirten Expekterationen Veranlassung geben würde. Wir
glaubten, daß die eigenthümliche Wendung, welche der in der Vossischen und Spener-
schen Zeitung erschienene officielle Bericht Über die Sitzung, den Motiven, die des
Herrn Morris Moore Erscheinen in dem Verein veranlaßt hatten, gab, auf einem
bloßen Mißverständniß beruhte; obfchou die Angabe des Berichts, „Herr Morris
Moore habe das Verlangen gestellt, daß der Verein die Aechtheit seines Bildes
„„Apollo und Marsyas"" anerkenne", jeder Wahrheit, ja sogar der Wahrscheinlichkeit,
entbehrte. Wir fanden uns demzufolge veranlaßt«), diese Angabe zu berichtigen.
Hätten wir freilich in der Sache schon damals so klar gesehen, wie später, so würden
wir uns mit einer einfachen Rektifikation nicht begnügt haben. Indessen die Sache
war abgethan — und wir ließen sie auf sich beruhen. Da erschienen Plötzlich die
beiden „Erklärungen" des Hrn. Dir. Waagen, die — ohne irgend eine öffentliche
Provokation seitens seines Gegners — eine wahre Fluth von Schmähungen über ihn
ausgossen; Schmähungen freilich, denen es weniger an subjektiver Energie als an ob-
jektiver Beweiskraft mangelte. Indessen waren wir mit der Sachlage nicht hinlänglich
bekannt, um über die tbatsächliche Bedeutung der Behauptungen zu nrtheilen, be-

*) In Nr. 17 der Dioskuren, Jahrg. I. „Kunstinstitute."_

gnügtcn uns daher einfach damit, unser Bedauern darüber auszusprechen*), daß Herr
Dr. Waagen, welcher nach seinen eignen Worten „über eine persönliche Diskusfion
mit einem Manne dieser Art erhaben" sei, sich dennoch zu einem so falschen Schritt
habe hinreißen lassen. — Das Erscheinen der ersten „Erklärung" fiel mit der bekannten
polizeilichen Sistirung des Herrn Morris Moore zusammen, in der zweiten wies
Herr Dr. Waagen den ihm gemachten Vorwurf, als sei er der Sistirung nicht fremd
gewesen, zurück Zugleich wurde Herr Morris Moore aus Berlin ausgewiesen
und gab von Dresden aus die vorläufige Erklärung ab, daß er in Kurzem aus-
führlich auf die „Erklärungen" des Herrn Dr. Waagen antworten werde — Wir
nahmen daher Veranlassung, bei Gelegenheit der Veröffentlichung der Raphael'schen
Komposition, als Kunstbeilage zu den Dioskureü **), darauf hinzndeuten, daß wir
diese „ausführliche Erklärung" abwarten wollten, um unsere unmaßgebliche Ansicht,
außerhalb der Parteien stehend, auszusprechen, und setzten hinzu: Wir werden
aber dann nicht verfehlen, unfern Lesern über den wahren Sachver-
halt deutliche Aufklärungen zu geben." —

Dieser Augenblick kam. Herr Morris Moore hatte, nach längerem Zögern,
von Dresden aus ein „An das deutsche Publikum" gerichtetes sehr ausführliches
Eingesandt in der Vossischen Zeitung erscheinen lassen, welches, aus lauter That-
sachen uud Citaten bestehend, nicht weniger als neun Spalten der Zeitung einnahm.
Es wäre nun für uns an der Zeit gewesen, unser Versprechen, die Sache zu be-
leuchten, zur Wahrheit zu machen. Dennoch konnten wir uns nur mit Widerstreben
dazu entschließen. Die Beschuldigungen waren so präzis, die Thatsachen so klar nach-
gewiesen, die ganze Sache so speziell dargelegt, und darum einer Widerlegung so
sehr bedürftig, daß wir es für unsere Pflicht hielten, zu warten, ob und was Herr
Dr. Waagen darauf zu antworten haben würde, weil wir der Ueberzeugung waren,
daß er hierauf um so weniger schweigen könnte, als gerade er es gewesen war, wel-
cher zuerst und ohne dazu provocirt zu sein, den Streit vor das Forum der Oeffent-
lichkeit gebracht hatte. Jetzt galt es zu zeigen, daß jenes erste Auftreten gegen M orris
Moore, und worin es begründet war, vor Allem aber galt es, die in den „Erklärun-
gen" ganz allgeniein gehaltenen aber in ihrer Form sehr gehässigen Auslassungen über
den Gegner mit Thatsachen zu begründen.

Um unsrerseits durch Schweigen nicht ebenfalls in eine falsche Stellung zu kom-
men, gaben wir bei der Erwähnung der Morris-Moore'schen „Entgegnung" die
folgende Erklärung ab«««): „Wir halten es für billig, einige Zeit zu warten, ob Herr
Direktor Waagen es für geeignet halten wird, auf die mit zahlreichen und starken
Belägen unterstützten Behauptungen des Herrn Morris Moore seinerseits zu ant
Worten. Das ist der Grund, warum wir für diesmal unsre Ansicht noch zurückhalten.
Schweigt Herr Dir. Waagen ganz, so werden wir uns freilich nicht enthalten können,
einen kleinen Auszug ans der „Entgegnung" nebst Kommentar zu geben. Denn dieser
Fall gehört zu denjenigen, über die ein aufrichtiges und unabhängiges
Journal nicht mit Stillschweigen fortgehen kann, ohne in den Verdacht
der Parteilichkeit — sei es nach der einen, sei es nach der andern Seite hin — zu
gerathen."

Hierin liegt unsere ganze Rechtfertigung, nicht nur daß wir überhaupt sprechen,
sondern daß wir so spät erst sprechen. Wir haben gewartet — Herr Dir. Waagen
hat geschwiegen, zwei Monate lang: wir glauben nun voraussetzen zu können, daß er
es überhaupt für besser hält, nicht zu antworten. Sollten wir uns hierin irren, so
nehmen wir gern Belehrung an. Darum brechen wir für heute hier ab, um eine
solche etwaige Belehrung zu erwarten. Wir erklären uns hiemit bereit, dem Herrn
Direktor Waagen beliebigen Raum zu einer Widerlegung zu geben; falls er solche
geben will. (Fortsetzung folgt.)

*) In Skr. 18 der Dioskuren, Jahrg. I. „Chronik."

**) In Nr. 3 der Dioskuren, Jahrg. II. „Leitartikel."

***) Siehe Nr. 5 der Dioskuren, Jahrg. II. „Chronik."

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Band IV. 1857. Januar, Februar und März enthält im Hauptblatte:

Geschichtliches: „Zur Geschichte der Grafen von Wertheim" von Jos. Aslhbach zu Wien; „Der Geisbart"
von Dr. Lochner zu Nürnberg; „Die Grafen von Gelnhausen" von Dr. Wipperman» in Marburg;
„Joh. Freiherr zu Schwarzenberg" von De. E. Weller in Zürich.

Literarisches: „Deutsche Handschrift zu Raudnitz" von I. Peters zu Pisek; „Zur Fischart-Literatur"
von Dr. E. Weller in Zürich. Eine prosaische Bearbeitung der „Oswaldslegende" von Professor Dr.
2. V. Zingerle zu Innsbruck.

Kunst und Alterthum: „St. Anna, Maria und das schlafende Jesuskind, Oelgemälde von A. Dürer"
von C. Becker zu Würzburg; „Albrecht Dürer" von K. von Rettberg m München. „Zur Ge-
schichte des Aberglaubens" G. Morel von zu Maria-Einst edeln; „Die Stiftskirche zu Gernrode und das
Grabmal des Markgrafen Gero" von Dr. Lucanus zu Halberstadt (mit Holzschnitt); „Zur Geschichte der
SypHlis" von Dr. Renft in Nürnberg; „Ans einem handschriftlichen Kochbuche des 15. Jahrhunderts"
von Joh. Voigt in Königsberg; „Graf Joachim sel. Haushaltung" von W. Freiherrn v. Löffelholz
in Wallerstein; '„lieber die Wappen an der Ritterkapelle zu Haßfurt" von C. H. Freiherrn Roth vou
Schreckenstein zu Ulm; „Das Wappen des M. N-ederlaufitz;" von Neumann in Lübben; „Das
Majestätssiegel Kaiser Maximilian I." von Dr Müller zu Nürnberg (mit Holzschnitt); „Das alte Main-
zer Hansgenosscurecht" von Dr. Arnold in Basel; „Der Klapperstein" von Ang. Stöber in Mühlhausen
(mit Holzschnitt).

Im Selbstverläge des Redakteurs.

Druck von G. Bernstein in Berlin, Mauerstraße 53.
 
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