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101

Beendigung der Parade gegen l'/a Uhr in dem Lokale der Schlesischen Ge-
sellschaft für vaterländische Kultur. Daselbst wurde Hochderselbe von den
Direktions-Mitgliedern des Kunst-Vereins empfangen und in die Ausstellungs-
säle geleitet. Sr. Königlichen Hoheit verweilte hier über eine Stunde, nahm
von den Gemälden und den übrigen Kunstgegenständen nähere Kenntnis;,
äußerte sich über den Werth derselben niit Sachkenntniß und ließ sich die
anwesenden Künstler, den von Dresden hierher gekommenen Maler Emil
Ebers und den hiesigen Maler Stoberowski) vorstellen. Dem Maler
Resch, Mitglied des Direktoriums, war die Ehre zu Theil geworden, Se.
Königliche Hoheit bei der Gemälde-Besichtigung als Sachkundiger zu be-
gleiten.

Düsseldorf. — Als Grund davon, daß die Professoren Ehr. Köhler
und Gude ihre Stellung als Lehrer der Akademie niedergelegt haben, wird
angegeben, daß dieselben durch die Korrektur zu sehr in Anspruch genommen
wurden und durch die viele Zeit, welche sie derselben hätten widmen müssen,
in den eignen Arbeiten zu sehr behindert wurden.

— — In Sachen der bekannten „Differenz" erhalten wir die Mit-
theilung, daß, nachdem die Versöhnung, die in so naher Aussicht stand, ge-
scheitert, von Seiten des K. U. V. ein gedrucktes Cirkular an die Mitglieder
erlassen worden ist, in welchem der Sachverhalt entwickelt und der Verlauf
der Verhandlungen in Kurzem mitgetheilt wurde. Als Entgegnung darauf
erschien, unterschrieben von den früher genannten 21, aus dem Verein Aus-
getreten, eine „Beleuchtung", welcher der Vorstand des K. U. V. eine zweite
ausführlichere Abhandlung entgegensetzte, um mehre irrige Ansichten und
Behauptungen zu widerlegen. Zu loben ist, daß diese Aufsätze, die theilweise
sehr speziell in die Sachlage eingehen, und oft gewiß nur dem in die Ver-
hältnisse Eingeweihten verständlich sind, als Cirkulare gedruckt, und nicht für die
Oeffentlichkeit bestimmt sind. Wie die Sache sich gestalten wird, ist noch nicht
abzusehen. Von den 21 Ausgetretenen ist mit Zuziehung einiger Schüler der
Akademie ein neuer Verein gegründet worden, der sich in seiner Thätigkeit,
namentlich darin, die Mitglieder in Sachen der Kunst zu vertreten, die
Einrichtungen des K. U. V. zu Muster genommen zu haben scheint. Der
freiwillige Abschied der Professoren Köhler und Gude von der Akademie
wird natürlicherweise, ob mit Grund oder nicht, mit den jetzigen Verhält-
nissen in Verbindung gebracht; der in öffentlichen Blättern angegebene Grund,
welcher die Herren zu dem Schritte veranlaßt haben soll, lautet allerdings
etwas sonderbar.

-Die in einer unsrer letzten Nummer gebrachte Nachricht, das Bild

Lessing's, „die Gesangennehmung des Papstes Paschalis aus Befehl Kaiser
Heinrich V." nahe sich der Vollendung, war, wie uns mitgetheilt wird, etwas
verfrüht, da erst die allerdings sehr sorgfältige Untermalung fertig ist. Ueber
die Komposition des Bildes erfahren wir Folgendes: Die Zeichnung rührt
aus früherer Zeit her. Vielfache Studien zu diesem Bilde, sowie mehrfache
andere unaufschiebliche Arbeiten haben die Vollendung noch verzögert. Jedoch
ist der Künstler entschloffen, nun rüstig an's Werk zu gehen, so daß es etwa
binnen Jahresfrist vollendet sein dürfte, zumal die Hauptschwierigkeiten über-
wunden sind. Der Hergang selbst, wie der Streit zwischen weltlicher und
kirchlicher Macht, welcher namentlich in dem Zeitalter der Hohenstaufen Europa
erschütterte, kann als bekannt vorausgesetzt werden. Die Gesangennehmung
erfolgte in der alten Basilika zu St. Peter in Rom. Daher finden wir auf
dem Bilde eine strengbyzantinische Architektur, Ornamentik und Malerei. Links
der Kaiser, in leidenschaftlicher Bewegung vom Throne herabgestiegen, seinen
Rittern den Befehl zur Ergreifung des Papstes ertheilend, rechts Paschalis,
sich gleichsam an St. Peter's Stuhle fest haltend und mit lauerndem Blicke
den Angriff auf seine geheiligte Person abwartend. Inmitten der Komposition
einige Ritter, welche auf Befehl des erzürnten Kaisers ans den Papst los-
stürzen, um ihn zu greifen, denen sich der Erzbischof von Salzburg bittend
entgegenwirft, um sie davon abzuhalten. In der reichen Gruppe des Klerus
die verschiedenartigsten, wohlgewähltesten Motive, Zorn, Entrüstung, Schrecken,
Erstaunen, Bitte, Wehklage, Verzweiflung; die weltlichen Fürsten hingegen, wohl
von Allem im Voraus unterrichtet, ruhig, gefaßt, kühn, sicher.^ — Nach dem
ftrtheil aller Sachverständigen dürfte das Werk eine der schönsten Perlen in
den Künstlerruhm des großen Meisters flechten.

Veert (im Kreise Geldern). — Die Düss. Zeit, berichtet über die am
17. Mai stattgefundene Einweihung des Denkmgls auf dem Kalvarien-
berg von Bayerle Folgendes: Der an der südlichen Außenseite unserer
Pfarrkirche errichtete, mit der einfachen aber sinnreichen Inschrift: „Zur Ehre
Gottes und zum Heile der Gläubigen" geschmückte Kalvarienberg ist unstreitig
^nes der beachtenswerthesten Kunstwerke des Niederrheins. Wir verdanken
basselbe zunächst dem in Düsseldorf bestehenden „Kunstverein für die Rhein-
iande und Westphalen", dessen Ausschuß bereits im Jahre 1854 durch Ver-
mittlung unseres Pfarrers, Horsten, auf Verwendung des Freiherrn von
bpe und in Gemäßheit einer von demselben ausgeschriebenen Konkurrenz,
Ausführung desselben dem dortigen Bildhauer Julius Bayerle über-
Mg. Den größten Theil der Kosten übernahm der besagte Verein, während
m* Rest derselben durch freiwillige Beiträge unseres Pfarrers und anderer
g shleindegenossen aufgebracht wurde. Am 5. d. M. langte nun das groß-
gÄe Kunstwerk auf fünf schwer beladenen Fuhren hier an, und die Auf-
begann unter der persönlichen Leitung des hier anwesenden Künstlers,
vys? Piedestal sammt Kreuz nach dem Entwürfe des Professors Wiegmann
füfin m Bildhauer Meiuardus im Stile unserer gothischen Kirche ausge-
ehie*' lDar bereits im Anfänge der Woche errichtet. Das Kunstwerk bildet
kreu-^gEfähr 22 Fuß hohe, aus drei Figuren bestehende Gruppe, dem „ge-
tt Heilande" und aus den zu seinen Seiten befindlichen Figuren des
ausa-t""^ uttb der Maria." Das Ganze ist im streng monumentalen Stil
sterb Ü^rt und von vollendeter Technik. In der Hauptfigur erblicken wir den

E"den Gottmenschen, in dessen freiwilligem Leiden die hohe Mission der

Erlösung des Menschengeschlechtes sich ausspricht, das Gesicht des Lieblings-
jüngers bietet den Ausdruck eines milden resignirten Schmerzes und in den
Zügen der schwergeprüften Gottesmutter ist zwar deutlich der bittere Jammer
zu erkennen, der das Mutterherz erfüllt, aber durch den Schmerz hindurch
erhebt sich das Auge gläubig und vertrauensvoll zu dem, der gesagt hat:

„Ich bin die Auferstehung und das Leben." In majestätischer Schönheit steht
das plastische Kunstwerk da und, weithin durch die Fluren der Gemeinde sicht-
bar, gewährt es nach der Seite der von Geldern über Kevelaer nach Holland
führenden Landstraße einen überraschend schönen Anblick.

Dresden. — Die hiesige Kgl. Bibliothek ist durch eiu Prachtwerk aus
St. Petersburg bereichert worden, von dem in Deutschland nur wenige Exem-
plare existiren dürften. Zu Kaiser Nikolaus Lieblingsschöpfungen gehörte das neue
Museum von Trachten und Waffen aller Völker, Zeiten , und Zonen. Der
eigenthümlichste Werth dieser Sammlung beruht zweifelsohne in der Voll-
ständigkeit der vielfachen Völkerschaften, die dem russischen Scepter gehorchen.

Aber auch das germanische Mittelalter ist in diesem St. Petersburger histo-
rischen Museum reichlich vertreten. Rußland weiß zu Erwerbungen und An-
käufen stets die beste Zeit auszumitteln. In den letzten Jahrzehnten ging
nicht blos durch Erbschaft die Lenchtenberg'sche Gemäldegalerie, sondern auch
käuflich die Galerie Barbarigo, nach der auf!der Akademie die bedeutendste
Bildersammlung in Venedig, mit ihren 17 Tizianen nach der kaiserl. Newa-
stadt. Es war im Jahre 1848, wo kein Fürst zu so friedlichem künstlerischem
Erwerb über Mittel verfügen mochte; die Besitzer der venetianischen Galerie
geriethen beim Umsturz der Dinge in eine kaufmännische Verlegenheit, und
während sie sich zur Deckung derselben nach Hülfe umsahen, fanden sie nur
beim Czaaren, was sie suchten; St. Petersburg erwarb die große Gemälde-
sammlung — wie man sagt — für eine halbe Million Frauken. Die Hand-
bücher Italiens sollten den Katalog dieser für Oesterreich und Deutschland
verloren gegangenen Schätze fortgesetzt aufführen, damit es im Gedächtniß
bleibe, welcher Verlust 1848 verschuldet wurde. Unter den 17 Tizianen waren
Bilder aus allen Epochen des großen Vecellio, von seiner ersten Schülerzeit
bis hinauf in jene hohen neunziger Jahre seines Lebens, wo der Greis noch
mit zitternder Hand malte. Rußland hat auch für das neue historische Mu-
seum zu St. Petersburg die Zeit gut wahrgenommen, und während die Zeug-
, Häuser hier und da geplündert wurden, seine Sammlung an Rüstungen, Waffen 1
und Trophäen vermehrt. So darf es nicht Wunder nehmen, daß die Kunst-
kenner darin viele alte Bekannte entdeckten. Die Schätze dieses Museums sind in
sechs Bänden Text beschrieben, und in vier starken Foliobänden gefärbten
Steindrucks abgebildet. Daß ein Exemplar dieses kostbaren Werks nach
Dresden kam, ist vielleicht das Verdienst des Bibliothekars, Hosraths Klemm,
in dessen eigenen Kreis von Interessen dasselbe einschlägt, und der als Ver-
fasser der bekannten Geschichte der Trachten, Waffen und Geräthe aller Völ-
ker, Zeiten und Zonen, ein ganzes Stockwerk seines Hauses mit Privatsamm-
lungen in natura angefüllt hat.

Wien. — Ein Herr von Blaskowicz hat, wie die Kölner Zeitung
meldet, Ihrer Majestät der Kaiserin den Halsschmuck der ersten Unga-
rischen Königin, Ghisela von Baiern, der seit Jahrhunderten im Besitze
der Familie Blaskowicz ist, zum Geschenke gemacht. Der Schmuck stellt
einen „Pelikan" von Gold vor, wie er seine Jungen mit seinem Herzblute
nährt. Die Wunde in der Brust ist durch einen großen Rubin bezeichnet.

Ueber dem Kopfe des Vogels ist eine Krone angebracht. Der ganz seltene
Schmuck ist mit Brillanten, Rubinen und Perlen reich besetzt.

Rom. — Se. K. H. Prinz Karl von Preußen erwarb hier während
seines Besuches eine Menge Fragmente antiker Skulpturen aus verschiedenen
Marmorarten, Bruchstücke von Säulen und Kapitälen aus Porphyrgestein,
von denen die meisten auch in dieser Gestalt noch manche Spuren ihrer ur-
sprünglichen Kunstschönheit bewahrten. Sie sind bestimmt, im Schloßgarteu
zu Glienicke aufgestellt zu werden.

Brüssel. — Allgemeines Aufsehen erregte in den weitesten Kreisen das
Verschwinden der Madame Gallait, Gemahlin des berühmten Historien-
malers; sie hatte einen Brief hinterlassen, in welchem sie erklärte, das Leben
sei ihr zur Last, sie gehe, um sich selbst den Tod zu geben. — Bald darauf
meldeten die Zeitungen, man habe ihren Leichnam in Ostende am Meere
gefunden. Die Nachricht, wie andere, die wir besser verschweigen, zeigte sich
aber als unwahr. Denn jetzt haben wir bestimnite Mittheilungen, daß die
unglückliche Frau in einem Pariser Krankenhause sich befindet, woselbst sie
in einem sehr beklagenswerthen Zustande angekommen ist, indem in Folge
nervöser Leiden ihr Gehirn gelitten hat und ihre geistige Kraft augenblicklich
getrübt- tft. Doktor Tardieu, ein Freund der Gallait'schen Familie, an
den sie sich zunächst wandte, giebt jedoch Hoffnung auf eine baldige Wieder-
herstellung.

London. — In der großen Fabrikstadt Salford, bei Manchester, hat
am 6. Mai die Enthüllung einer Statue Ihrer Maj. der Königin
Victoria in Gegenwart Sr. Kgl. Hoh. des Prinzen Albert stattgefunden.

Das vom Bildhauer Noble ausgeführte Standbild soll das Andenken eines
Besuches erhalten, welchen Ihre Maj. der Stadt im Jahre 1851 abgestattet.

Die Königin war bei dieser Gelegenheit von 80,000 Schulkindern empfangen
worden.

Manchester. — Nach den Ergebnissen der ersten Tage zu urtheilen,
scheint die Ausstellung in pekuniärer Hinsicht einen günstigen Erfolg zu haben.

Am ersten Tage ward sie von 10,000 Personen besucht, und von diesen waren
8000 Inhaber von Abonnementsbilletten für die Saison. Der Verkauf von
Billetten für die Saison zu 2 Guineen, welcher in der vorigen Woche auf
8 bis 10 täglich herabgesunken war, hob sich wieder, und am Mittwoch wur-
den deren über 100 verkauft. Von den Billetten zu 1 Guinee, die nie einen
starken Absatz gehabt hatten, wurden an jenem Tage in wenigen Stunden
 
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