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töte viele andere, unter dem ihm als bestechenden Aushängeschild dienenden Namen
'Verax" hat abdrucken lassen, so spielt er in folgenden Worten seinen letzten Trumph
aus: „Wir werden auf diese Art geplündert (es ist von Ankäufen für die National-
galerie die Rede) durch die weltbekannte Unfähigkeit von Herrn Eastlake, dessen
einzige Führer in der Würdigung eines Gemäldes „ausgezeichnete deutsche
Freunde", deutsche Handbücher, deutsches Gewäsch von jeglicher Art.. .
sind."*) Um wenige Zeilen später wird Sir Charles Eastlake noch einmal ein
„unwissender Aufseher genannt, welcher sich lediglich auf die feste Grundlage von
deutscher Pedanterie stützt (worüber mehr bei einer andern Gelegenheit)."**)
Die Männer, welche hier mit ihren Schriften so verächtlich behandelt werden, sind
aber Fr. von Rumohr, Passavant, Kugler, Ernst Förster und ich, welche
Sir Charles Eastlake zuerst in England zur Geltung gebracht hat, wie denn z. B.
von ihm die Uebersetzung von Kugler's Handbuch über die Malerei veranlaßt worden
ist. Ich frage nun jeden Deutschen, welcher noch einen Funken von Nationalgefühl
besitzt, ob dieser M. Moore ein Mann ist, der von Deutschen irgend eine Auszeich-
nung verdient? Es giebt freilich leider manche Deutsche, welche durch solche Be-
handlung erst die gehörige Devotion für einen Fremden bekommen. Solche sind es,
welche den deutschen Namen bei andern Nationen in Verachtung bringen. Für Solche
ist aber Obiges auch nicht geschrieben. G. F. Waagen.

Dieser letzte Passus, welche die dem reinen Gebiet der Kunstkritik angehörige
Angelegenheit zu einer Frage unsers deutschen Nationalgewissens machen möchte, muß
als ein mißlungener Versuch betrachtet werden, der Sache eine politische Wendung
zu geben. Es leuchtet von selbst ein, daß man nicht Deutschland, deutsches Wesen
und deutsche Gelehrsamkeit zu verachten braucht, um als Engländer gegen eine Ger-
manisirung nationaler Zustände zu opponiren. So hoch bei uns die englische In-
dustrie in Achtung steht, und so sehr wir die englische Konstitution schätzen, so würden
wir es doch nicht gleichgültig mit ansehen können, wenn wir in dieser wie in anderer
Beziehung englisirt werden sollten. Daß es im Fache der Kunstgelehrsamkeit auch
bei uns Deutschen vielfaches „Gewäsch" giebt, beweisen die mannigfachsten Thatsachen,
unter Anderem auch gewisse Ankäufe, die, auf das unwissende „Gewäsch" von Auto-
ritäten hin, für gewisse Kunstinstitute gemacht worden sind. —

Doch lassen wir Herrn M. Moore jetzt selbst reden. Nachdem er gleich nach
seinem Abgänge nach Dresden eine vorläufige Erklärung abgegeben, er werde aus-
ührlich aus die Anklage des Herrn Waagen antworten, erfolgte diese letztere Ant-
wort von Dresden aus in der Nr. 37 der Vossischen Zeit, vom 13. Februar d. I.
Sie ist zu lang, um sie in ihrer ganzen Ausdehnung wiederzugeben; wir begnügen
uns mit einem Auszuge:

*) „We are thus plundered trough the notorious ineapacity of Mr. Eastlake,
whose only guides are „ „eminent german friends,“ “ German handbooks, German
twaddle of every description.“

**) „An ignorant keeper, who rests on the solid basis of Teutonic pedantry
(of which more on another oecasion).“

An das deutsche Publikum.

Am 30. November veröffentlichte die Vossische Zeitung eine „Erklärung" über
mich, mit der Unterschrift „Dr. G. F. Waagen." Am 14. Dezember versprach ich
bald möglichst „eine gründliche Zerlegung dieses Dokuments zu geben, um jeden
Zweifel zu zerstreuen, den dasselbe gegen mich rege gemacht haben könnte." Mittler-
weile erschien eine zweite „Erklärung", eine Zwillingsschwester der ersten, die mir
nicht sogleich zu Gesicht kam und die von derselben Person herrührte. Ich werde
beide zusammenfassen und der Zerlegung derselben, wie ich versprochen, offizielle Zeug-
nisse zu Grunde legen.

Das Hauptthema dieser „Erklärungen" ist, daß ich „in England vornehmlich durch
eine große Anzahl von Schmähartikeln gegen allgemein geachtete Männer bekannt bin,
deren aus dreisten, unbegründeten Behauptungen bestehender Inhalt nichts beweist,
deren gemeine, von persönlichen Jnvektiven strotzende Form Jedermann von einiger
Erziehung mit Widerwillen erfüllt;" daß „alle meine Schmähschriften einen wüthenden
und fortwährenden Haß gegen die Deutschen athmen;" und daß ich „eine Persönlich-
keit bin, an die er, Dr. G. F. Waagen, schicklicherweise nie das Wort richten kann."
Ueber den letzten Satz spricht sich ein namhafter deutscher Schriftsteller so aus: „Dr.
Waagen's Erklärung ist voller Widersprüche: Es ist die gewöhnliche Art hülfloser
und ungebildeter Menschen, bei dergleichen Streitigkeiten zu erklären, daß ihre hohe
Stellung und ihre Würde ihnen nicht erlaube, sich in den Streit einzulassen, während
sie es doch thun. Dr. Waagen „erklärt" nichts, als daß er erbittert ist und versucht
den Leuten glauben zu machen, daß Herr Morris Moore Jedermann ohne Grund
angreift."

Umringt von rethorischen Blumen, „wie förmliche Wuth", „Ausgießen seiner
Galle", „niedriger Verläumder" u. s. f„ sind als Muster „allgemein geachteter Männer"
aufgeführt: Sir Rob. Peel, Sir Chs. Eastlake, Präsident der Königl. Akademie und
Dirktr. der Rationalgalerie in London, Herr Passavant, Direktor des Museums zu
Frankfurt a. M., „als Schriftsteller über Kunst allgemein berühmt, und ein höchst
langmüthiger Veteran unter den deutschen Kunstsorschern", und Dir. G. F. Waagen
selber. „Ueber Sir Rob. Peel" habe ich „verschiedentlich meine Galle ausgegossen",
die andern habe ich mit „Schmähartikeln verfolgt." — Schriftstücken gegenüber, die
so keusch und unpersönlich gehalten sind, wie die „Erklärungen", muß ich jede Ver-
theidigung meines Stiles gegen die Beschuldigung der „Gemeinheit" und „Persön-
lichkeit" ablehnen. Mag der Herr Dr. F. G. Waagen nach Belieben in dem Ge-
danken schwelgen, daß er in allen Dingen der Gegensatz von mir ist. Sei er Hyperion,
ich der Satyr. Möge ihn sogar „jeder Deutsche, der noch einen Funken von National-
gefühl befitzt", in der Ueberzeugung bestärken, daß sein Deutsch den reinen Gegensatz
zu meinem Englisch bildet. Der streitige Punkt hier ist, wer von uns beiden die
Wahrheit sagt.

Der „wüthende und fortwährende Haß gegen die Deutschen" iss nun nach gerade
abgedroschen... Wir kommen zu den „allgemein hochgeachteten Männern" Passa-
vant und Sir C. Eastlake. Ihr Schicksal ist zugleich das des „geschätzten Mit-
bürgers", wie sich Dr. G. F. Waagen nennt. Prüfen wir ihre Achtnngswürdigkeit.

( Fortsetzung folgt.)

B r i e f k a st e n.

Herrn Dr. Br. in Osnabrück. Der uns übersandte treffliche Aufsatz über die
S . . ,/sche Sammlung wird unverändert (mit der Bemerkung: „Vom Herrn Ber-
sasser übersandt") zum Abdruck in den „Dioskuren" kommen. Vorläufig unser» er-
gebensten Dank für die Einsendung mit der Bitte um fernere direkte Mittheilungen.

Herrn R. Corresp. in Marienburg. Auf Ihr gefälliges Begleitschreiben vom
9. 5. M. die ergebenste Bemerkung, daß Sie den Schluß des Aufsatzes: „Ueber die
Baumeister und Bildhauer in Preußen zur Zeit des Herzog Albrecht" gefälligst ein-
senden wollen. Wann jedoch dieser wie Ihre andern Artikel zum Abdruck kommen,
kann bei der großen Menge von Beiträgen, welche uns zukommen, noch nicht mit
Sicherheit bestimmt werden. Der Artikel: „Ueber das Berhältniß des Protestantis-
mus zur bildenden Kunst" eignet sich kaum, wenigstens in der bisherigen Form.
Einige Abkürzungen werden dringend nothwendig sein.'

Herrn A Corresp. in Düsseldorf. Der von Ihnen erwähnte Artikel über den

„Malkasten," welchen wir in dem Briefkasten der Redaktion fanden, glaubten wir (nach
der Handschrift zu urtheilen) von Ihnen; sonst wäre er — nicht seines uns ganz
unverfänglich scheinenden Juhalts, sondern wegen der Anonymität des Verfassers (er
war nicht unterzeichnet) — nicht zum Abdruck gekommen. Sie können sicher sein,
daß in dieser Beziehung mit größter Vorsicht verfahren wird. Ihre Mittheilungen
sind uns auch ferner angenehm, nur wünschten wir sie etwas ausführlicher und in
die Sache eingehender. Die bloße Anzeige, daß dies oder jenes gemalt oder ausgestellt
sei, genügt wohl zuweilen für die „Chronik", aber für die Correspondenz ist — wenn
der Gegenstand es lohnt — eine eingehende Kritik und namentlich eine beschreibende
Besprechung die Hauptsache. Hiemit ist natürlich immer nur der Stoff gemeint, die
Form Nebensache. Die Ausstellung der Werke von Coutnre, Meissonnier und
Willems würde unsrer Ansicht nach Stoff genug zu einer [vergleichenden Betrach-
tung der deutschen und französischen Malerei gegeben haben.

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