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bem Stadtportal des Schlosses versaßt hat, die broncene Schloß-Medaille
erhalten. — Die Schloßbau-Medaille zeigt auf der einen Seite das jetzige
Schloß mit der Unterschrift: Friedericus Franciscus denuo condidit
MDCCCLYII., auf der andern Seite das alte Schloß OastsIInm vetus
Saerinense., mit der Angabe des Medailleurs: H. Wilek fecit. Bon Se.
Mas. dem Könige von Preußen sind mit dem Rothen Adler-Orden IV. Klasse
dekorirt worden: der Hofbaurath Willebrand, der Baumeister Behncke,
der bisherige Hofgärtner, nunmehrige Gartendirektor Klett, der Hofmaler
Lenthe, die Maler Gillmeister und Pfannschmidt.")

Wien. — Gegenwärtig erregt hier ein großes historisches Gemälde
von Karl Wurzinzer „die Befreihung Kaiser Ferdinand II." große Auf-
merksamkeit; es stellt die bekannte Scene aus dem Anfang des dreißigjährigen
Krieges dar, da dieser Kaiser, in seiner Burg von den Ständen um Unter-
zeichnung eines Freibriefes für die Protestanten gedrängt, durch Herbeikunft
des Kürassierregiments Dampierre befreit wird. Das Bild ist vom Kaiser
für I800G Gulden angekauft worden.

-Nach einer Nachricht der Düsf. Zeitung soll hier ein iVIissals

roraannin in künstlerischer Ausstattung erscheinen, zu dessen Förderung eine
„Kommission für künstlerische Ausstattung eines Nissais Rnmanum im mit-
telalterlichen Stile" gebildet worden ist. Man hat von hier aus den Bischof
Laurent in Aachen unv den vr. Fey ebendaselbst, den Baron Roisin in
Trier, Appellations-Rath A. Reickensperger, Maler Baudri und Prof.
Kreuser in Köln, vr. Giefers in Paderborn, Kaplan Zehe in Münster,
in diese Kommission geladen, an welcher Kaplan Bock als Sekretair bethei-
ligt ist. Erzherzog Ferdinand Max von Oesterreich tritt an die Spitze des
Unternehmens. Der Herausgeber ist Reiß in Wien, der Buchbinder Ha-
tz enicht ebendaselbst; außerdem betheiligen sich die Herren Hurt er,'Philipps,
Brunner und Graf O'Donnell an dem Unternehmen.

-Franz Adam hat das Portrait des Kaisers zu Pferde, welches

für den Sitzungssaal des Arsenal bestimmt ist, vollendet. Es ist 15 Fuß
hoch, 12 Fuß breit und, wie man behauptet, außerordentlich gelungen. Ferner
ist in der hiesigen fürstl. Salm'schen Eisengießerei die Statue des Erzherzogs
Johann als Alpenjäger jetzt im Guß und in der Ciselirung beendet, nnd
erfreut sich gleichfalls vielseitiger Anerkennung. Der bekannte hiesige Bild-
hauer Fernkorn, dem Wien schon manches schöne Monument verdankt, hat
das Gypsmodell zu einer großartigen Reiterstatue des Erzherzog Karl (des
österreichischen Feldherrn in den napoleonischen Kriegen) ausgeführt. Es
stellt den Erzherzog in militairischem Gewände auf hoch sich bäumendem Rosse
dar, in der Hand eine Fahne mit dem deutschen Reichsadler. Das Stand-
bild unigeben vier symbolische Gruppen: der Aufruf, die Vaterlandsliebe, die
Menschenliebe und nach der Schlacht. Zur Vollendung des bäumenden
Pferdes hat Herr Renz während seiner hiesigen Anwesenheit mitgewirkt, indem
er nämlich dem Künstler wiederholt eines seiner prächtigen Pferde in dieser
Stellung vorführte. Die Ausführung dieses Kunstwerks in Bronce wird von
eimem Konnte überwacht, welches aus den Herren Gras Franz Thun,
Rüben und van der Nüll besteht. Für den Guß ist bereits ein eigenes
Gießhaus in dem ehemaligen Artillerie-Gießhause ans den Wieden errichtet
worden, und man hofft noch in diesem Jahre mit der Herstellung des Werkes
zu Staude zu kommen.

Pesth. — In unsrer bisher „mounmentlos" genannten Stadt soll der
Josephplatz mit dem Denkmal des verewigten Erzherzogs-Palatin Joseph
geschmückt werden. Der Kaiser hat während seiner dortigen Anwesenheit den
Fonds zur Errichtung desselben ergänzt, und der Bildhauer Hans Gasser
in Wien soll, wie es heißt, mit der Ausführung beauftragt sein.

— — Bei den Empfangsfeierlichkeiten des Kaisers und der Kaiserin
von Oesterreich in Jaszbercny überreichten die Damen im reichen Schmucke,
sämmtlich dekolletirt und die meisten in silbergewebten ungarischen Hauben,
für die Kaiserin eine prachtvolle, mit einem goldgestickten Schleier und einer
Perlenkrone geschmückte ungarische Haube, während die Herren nebst einer
Denkmünze ein kunstvoll gearbeitetes, aus sechs Blättern bestehendes Albnm
darbrächten. Den Inhalt bilden sechs prachtvolle Bilder, sämmtlich Scenen
aus dem jazygisch-kumanischeu Volksleben darstellend.

Mailand. — Ein Prozeß ganz eigeuthümlicher Natur wird hier näch-
stens eröffnet werden. Im vorigen Monat starb in Monza ein sehr wohl-
habender Gutsbesitzer, der als Liebhaber von alten Gemälden auch zwei Stücke
von Rubens, die einzigen, die noch in der Lombardei in Privathänden sich
befanden, einen „Zodiakus" auf einer Kupferplatte und ein „Frauen-Portrait"
auf Leinwand gemalt, besaß. Der zum Beistände des Sterbenden gerufene
Geistliche versagte aber demselben die Absolution, wenn er nicht vorher die
zwei Gemälde, die einige gegen den Anstand verstoßende Figuren darstellten,
verbrennen ließe. Der Sterbende willigte ein, und der ihn überlebende Erbe,
dem die aus 30,000 Fres. geschätzten Bilder vermacht waren, klagt nun gegen
den Geistlichen auf Schadenersatz.

Rom. — Ihre Majestät die Kaiserin Mutter von Rußland hat bei
ihren zahlreichen Kunstankäufen besonders auch deutsche Künstler berücksichtigt.
So hat sie unter anderem Schönen, welches sie noch in Gesellschaft Sr.
Kgl. Hoh. des Prinzen Karl von Preußen im Atelier des Prof. Emil Wolfs
(aus Berlin) gesehen hatte, drei kleinere Marmorgruppen: einen „Faun",
eine „Faunin" und eine sehr sinnige, von Wolfs schon öfter ausgeführte
Komposition, die das „schlafende Naturleben während des Winters" in einer
menschlichen Figur mit den charakteristischen Attributen der Jahreszeit sym-
bolrsch darstellt, angekauft. Die von Ihrer Maj. hier erworbenen Kunstschätze
sind bereits nach Civitavecchia abgegangen. Außer den schon bemerkten, von *)

*) Vergl. auch die Correspondenz aus Schwerin. D. R.

Sr. Königl. Hoh. dem Prinzen Karl für Schloß Glienicke hier erworbenen
kleineren und größeren antiken Monumenten kam auch eine vortreffliche Kopie
(vielleicht von Canova's Meißel) der berühmten „Satue des Apollino" in
den Besitz Sr. Königl. Hoh. Das antike Original war früher hier in der
Villa Medici und bildet nun eine der ersten Zierden des Museums in Florenz.

-Der Papst hat I. M. der Kaiserin Mutter von Rußland außer

andern Gastgeschenken zwei große Mosaikplatten aus der Fabrik des Vaticans
übersandt, von denen die eine die St. Peterskirche mit Umgebung, die andere
Tivoli im Mosaikbild darstellt.

Paris. — Der bekannte Bildhauer Simart, Mitglied des Instituts
und Professor an der Schule der schönen Künste, ist im Alter von 50 Jahren
gestorben. Derselbe war vor einigen Tagen von einem Omnibus herabge-
stürzt und hatte mehre schwere Wunden erhalten.

— — Ary Scheffer befindet sich gegenwärtig in England, um für
die Familie Orleans in Claremont mehrere Portraits zu.malen.

— — Die photographische Anstat der Gebrüder Biffon hieselbst hat
unter dem Titel „Rembrandt's Werke" hundert der ausgezeichnetsten
Radirungeu dieses Meisters veröffentlicht. Biographische und erläuternde
Bemerkungen von Charles Blanc begleiten die Kunstwerke.

-Die Büsten der in dem glorreichen Krimm-Feldzuge gefallenen

Generale werden für das Museum in Versailles in Marmor ausgeführt.
Dantan aine arbeitet die Büste des Generals P errin - Jonquiöres,
Dantan sonne den General de Marrolles, Falley den General
Herzog von Elchingen, Nanteuil den General Carbuccia, Sornet
den General Brunet, Oliva den General Bizot, Frison den General
Breton, Levegue den General Saint-Pol, Baureal den General
Psqueux de Lavarande, Meusnier den General de Pontevss,
Nogent den General Ma yran. — Außerdem ist der General-Director des
kaiserlichen Museum, Graf Nieuwerkerke, mit der Büste des Marschalls
Bosquet, und Crauk mit der Büste des Marschalls Pelissier, Herzogs
von Malakoff, beschäftigt. Lequesne ist vom Kaiser mit ver Ausführung der
Bronce-Statue des Marschalls Saint-Arnaud beauftragt. So werden
denn die Galerien in Versailles mit einer neuen Reihe französischer Helden
bereichert.

Haag. — Die Kunst-Ausstellung Hierselbst ist eröffnet worden. Es
sind für die Künstler, welche sich durch eingesandte Kunstwerke besonders ans-
zeichnen, 5 goldene und 12 silberne Medaillen bestimmt worden. Die Düss.
Zeitung bemerkt dazu, daß, wenn man auf die Ausstellung des Jahres 1853
zurückblickt, cs sich herausstelle, daß die jetzige als eine weit bedeutendere
bezeichnet werden darf, da nicht allein sehr vorzügliche Meisterwerke anerkann-
ter Meister des Auslandes eingesandt sind, sondern auch viele schöne Werke
holländischer Künstler hervortreten. Es wird dabei jedoch die Beschwerde
ausgesprochen, daß mau der Marine, der Landschaft und den Viehstücken die
besten Plätze eingeräumt hat, weil Niederland am meisten au solche Gegen-
stände erinnert, wogegen Historien- und Genrebilder sehr ungünstig hängen.
Namentlich wird dieses in Bezug auf das wohlbekannte Bild des Hrn. Sch ex
aus Wesel bedauert. Mit dieser Ausstellung ist eine Berloosung verbunden,
und es sind schon manche Bilder dafür angekauft, sowie außerdem schon über
8000 fl. für Bilder von Privatleuten ausgegeben worden sind.

London. — Baron Marochetti ist gegenwärtig mit der Ausführung
des Modells zu einem Denkmal des Herzogs von Wellington für die Pauls-
kirche in London beschäftigt, das auf Kosten des Staates errichtet werden
soll. Es besteht seinen Haupttheilen nach aus einer Art Pforte, die zwischen
zwei Strebepfeilern der Kathedrale zu stehen kömmt. Auf den zu dieser Pforte
führenden Stufen ruht eine riesige Siegesgestalt mit ausgebreiteten Flügeln,
als Sinnbild des Schlachtenglückes, das dem Herzog treu geblieben war bis
au sein Ende. Oberhalb der Pforte soll das Standbild des Verstorbenen
zu Pferde stehen, während rechts und links von den Stufen zwei Gestalten,
die Glorie des Krieges und des Friedens versinnlichend, auf Piedestalen sitzen.
Das Ganze ist in ungewöhnlich großem Maaßstabe angelegt.

— — Das bekannte Bild Karl Sohn's aus Düsseldorf „die beiden
Leonoren", ist bei einer Versteigerung von Kunstsachen um 170 Lstr. verkauft
worden.

-Im verflossenen Jahre wurden nach den öffentlichen Nachweisen

für die Kunst und wissenschaftlichen Sammlungen des Landes vom Staate
202,467 Lstr. (etwa lj Million Thaler) verausgabt. Davon kommen
46,490 Lstr. für die Sammlungen im British-Museum, 49,768 Lstr. für Neu-
bauten und 20,454 Lstr. für Ankäufe in demselben; 12,077 für die National-
Gemäldegalerie; 5815 Lstr. für wissenschaftliche Arbeiten und Versuche;
500 Lstr. für die Königl. geographische Gesellschaft; 58,966 Lstr. für das
Departement der Künste und Wiffenschaften (Zeichnenschulen, Modelle u. dgl.);
7312 Lstr. für das Museum pracktischer Geologie und 1000 Lstr. für die K.
Gesellschaft der Wissenschaften. Zur Anlage der neuen Museen in der Nähe
von Kensington-Gardens waren seit 1851 277,309 Lstr. verausgabt worden.

Petersburg. — Das Museum der Eremitage hieselbst ist kürzlich durch
die wichtige Münzsammlung des verstorbenen Grafen L. Perowsky bereichert
worden, welche einige tausend Medaillen und Münzen Griechenlands, Roms,
des Orients und des Mittelalters, ferner eine große Anzahl ausgesucht schöner
oder seltener Stücke: Baktrische, Jndoscythische, Sassaniden in Gold, vorzüg-
lich aber eine vortreffliche Reihe von Gold-, Silber- und Broncemünzen von
Pantikapäum und den Königen des Bosporus umfaßt. Durch diese letzteren
erhält das numismatische Kabinet der Eremitage, das an Münzen der für
Rußland so interessanten Griechischen Kolonien am schwarzen Meere ohnehin
schon so reich ist, einen Zuwachs von ganz besonderer Bedeutung.
 
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