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nach mancherlei Versuchen endlich auf's Vollkommenste, so daß jetzt jede Ge-
fahr für die Originalplatten als durchaus beseitigt zu betrachten ist. Es
bedarf, um als Beweis dafür nur einige Thatsachen anzuführen, nur des Hin-
weises darauf, daß die kostbaren Platten der im Berlage der Nicolai'schen
Buchhandlung erscheinenden „Shakespeare-Galerie" Kaulbach's, sowie der
von Alexander Duucker herausgegebenen Stichen nach den Kaulbach'schen
„Wandgemälden im Neuen Museum" mit dem ausgezeichnetsten Erfolge sämmt-
lich diesem Verfahren von Knoblauch unterworfen worden sind, ebenso die
kostbaren Platten vom Prof. Mandel u. s. f., wobei es sich mit evidenter
Gewißheit herausgestellt hat, daß nicht nur gar keine Gefahr für die Origi-
nalplatten vorhanden ist, sondern auch die daraus entspringenden Vortheile
von unberechenbarer Tragweite sind. Uebrigens ist Herr Knoblauch seines
Verfahrens so sicher, daß er jede beliebige Garantie leistet, wenn der Original-
platte das Geringste widerfahren sollte. Und in der That lassen die so ge-
wonnenen Platten durch ihre Sauberkeit, Reinheit und mikroskopisch genaue
Reproduktion der Originalplatte nichts zu wünschen übrig; der Art, daß die
Drucker sogar die galvanoplastischen Platten lieber und besser drucken als die
Originalplatten. Hier sind wir nun bei einem Punkte angelangt, den wir näher
erklären müssen; eine Erklärung, die übrigens sehr leicht ist. Die für den
Stich fabricirten Platten sind auf dem gewöhnlichen Wege erzeugt, nämlich
gewalzt, gehämmert, geschliffen und schließlich polirt. Wie sorgfältig der Fa-
brikant hiebei auch zu Werke gehen mag, so ist es doch bei diesem Verfahren
unmöglich, der Kupferplatte in allen ihren Theilen dieselbe Konsistenz und
Gleichartigkeit der Textur zu geben. An einigen Stellen wird sie fester und
härter, an andern poröser und weicher sein. Ja es finden sich in den besten
Platten poröse (sog. aschige) Stellen, welche der Stecher dann vermittelst des
Polirstahls zudrücken und glätten muß, um eine egale Fläche für den Grab-
stichel zu gewinnen. Wenn nun der Drucker die Platte in die Hände be-
kommt und (was nach jedem Abdruck geschieht) mit seinem Gazelappen zu
wischen und zu putzen anfängt (weil beim Druck nur in den vertieften Stellen
die Schwärze bleiben darf) so öffnen sich allmälig die durch den Polirstahl
künstlich zugemachten Poren und die Platte wird, wie die Drucker (die den
Grund davon nicht kennen) sagen „filzig", d. h. rauh, und zwar, jemehr ge-
mehr gewischt wird, desto rauher, da die überpolirten und gleichsam über-
wölbten Risse und Löcherchen wieder zum Vorschein kommen, worin sich die
Schwärze festsetzt und den Abdruck schmutzig macht. Es folgt daraus von
selbst, daß eine solche Platte sich viel schneller abnutzt und unbrauchbar wird.
Diese Uebelstände fallen nun bei der auf galvano-plastischem Wege zugleich
fort; denn aschige Stellen können hier gar nicht Vorkommen, weil man es
nur mit chemisch reinem Kupfer zu thun hat, welches sich durch einen Natur-
prozeß in vollkommener Gleichartigkeit der Atome niederschlägt und daher
von durchweg egaler Textur ist. Ja, die etwaigen, dem Polirstahl bei der
Originalplatte entgangenen kleinen Punkte und Risse werden zwar auch in
der Facsimile-Platte reproducirt, allein durch das Wischen werden.sie nicht
schlimmer, sondern sie schleifen sich ab und die Platte wird somit besser und
reiner. Es geht also daraus hervor, daß eine galvano-plastische Platte eine
viel größere Anzahl guter (reiner) Abdrücke liefert, als die Originalplatte,
von der sie doch erst genommen ist. Ein anderer, noch näher liegender Vor-
theil besteht darin, daß die Anzahl guter Abdrücke, welche bei einer gestochenen
Platte sich je nach der Qualität des Stichs auf 500—1000 beschränkt, bis
ins Unbeschränkte erhöht werden können. Denn da die Originalplatte gar
nicht in Druck kommt, sondern nur als Basis für die Erzeugung von gal-
vanoplastischen Facsimile-Platten dient, diese Erzeugung selbst aber in unge-
messener Weise wiederholt werden kann, so begreift man leicht, daß die so-
genannten „Drucke vor der Schrift" unter Umständen eine bloße Illusion
werden müssen. Wenn es daher für die Sammler von Fach, welche den
Werth eines Stichs wesentlich nach seiner Seltenheit bemessen, nicht angenehm
sein mag, daß es durch dies Verfahren möglich geworden ist, die ausgezeich-
netsten und kostbarsten Platten durch ihre in's Unendliche gehende Verviel-
fältigung zu einem populären Gemeingut zu machen, so ist dies doch eine
den wahren Interessen der Kunst und der allgemeinen Kunstbildung gänzlich

fremde Reflexion, die von gar keinem Betracht ist. Wir weisen z. 33. auf
den jetzt vollendeten ausgezeichneten Stich Keller's nach der „Disputa"
Raphael's hin und fragen, ob die unveränderliche Konservation der kost-
baren Platte, die vielleicht nur höchstens 1500 Abdrücke aushalten und dann
für immer verloren sein würde, nicht vom höchsten Interesse wäre? Abge-
sehen davon, daß bei der Möglichkeit, statt 1500 etwa 15,000, ja 150,000
von gleicher Güte zu entnehmen, der Preis auch bedeutend erniedrigt und
dadurch der Besitz des Blattes auch weniger Bemittelten zugänglich gemacht
werden könnte.

Man hat nun zwar den Vortheil dieses Verfahrens für einfach und nicht
zu schwarz gestochene Platten zugegeben, dagegen die Reproduktion der letzte-
ren immer noch für bedenklich gehalten. Allein dem Schreiber dieses haben
Abdrücke von einer durch Knoblauch gefertigten galvanischen Platte von
einem sehr schwarz ausgeführten größeren Stich für den Kunstverein in Ko-
penhagen Vorgelegen, welche ausgezeichnet scharf und klar waren; und doch
hat der in diesem Felde gewiß als Autorität geltende Kunsthändler Goupil
in Paris gerade bei dieser Platte die galvanische Reproduktion für eine Un-
möglichkeit gehalten, da die Pariser Versuche ungünstige Resultate lieferten.
Freilich aber gehört zum Gelingen dieses ganzen Prozesses, daß derjenige,
welcher ihn unternimmt, gleich dem mehrfach genannten Herrn Knoblauch,
ein Mann von Fach ist. Selbst Kupferstecher von nicht gewöhnlicher Kunst-
fertigkeit, namentlich im Gebiete des Maschinenzeichnens, kennt er die Natur
des Kupfers und des ganzen Prozesses so genau, und hat ohnehin seit zwanzig
Jahren so zahlreiche Erfahrungen gesammelt, daß er alle dabei vorkommenden
Eventualitäten zu beherrschen im Stande ist. Er ist der Erste gewesen, wel-
cher bei dem ersten Bekanntwerden des Verfahrens auf die Gefahr aufmerk-
sam machte, welche bei unvorsichtiger Anwendung desselben den Originalplatten
drohe, er ist ebenfalls der Erste (wenigstens unseres Wissen in Deutschland)
gewesen, welcher alle Schwierigkeiten und Uebelstände überwand. Wir wür-
den uns freuen, wenn diese Zeilen dazu beitrügen, seinen unablässigen Be-
mühungen in diesem Felde die gebührende Anerkennung zu verschaffen. Wir
müssen uns aber noch mehr darüber freuen, daß Berlin auch in diesem wich-
tigen Fache der Kunsttechnik obenan steht.

Es ist hierbei noch ein Punkt zu erwähnen, welcher durch dies Ver-
fahren nach einer andern Seite hin von größter Wichtigkeit ist, nämlich für
den Stich und die Korrektur geographischer Karten, welche auf der Original-
platte mit den größten Schwierigkeiten verknüpft ist; denn es liegt auf der
Hand, daß sich auf einer gestochenen Kupferplatte wohl neue Linien hinzufügen,
nicht aber eben so leicht fortnehmen oder ändern lassen. Das Zudrücken,
Herausklopfen und Abschleifen korrumpirt die Ebene der Platte zuletzt der-
maßen, daß sie zuletzt nicht mehr gedruckt werden kann. Hat man dagegen
neben der Originalplatte eine galvanische Reliefplatte, auf welcher die ver-
tieften Stellen jener erhaben dastehen, so können diese Erhabenheiten sehr
leicht sortgenommeu, die zu machenden Vertiefungen aber auf der durch den
Niederschlag erzeugten Facsimile-Platte hinzugefügt werden. So bleibt die
zu druckende Platte stets eben und rein. Auch in ökonomischer Beziehung hat
es großen Vortheil, sich von werthvollen Platten Reliefplatten machen zu lassen,
welche, bei FeuerSgefahr und sonstigem Unglück, das dem Original passirt,
stets zur Herstellung von Facsimileplatten verwandt werden kann..

Schließlich muß hier noch ein Bedenken beseitigt werden, welches dem
mit dem Verfahren Unbekannten aufsteigen kann, nämlich ob nicht doch etwa
die Originalplatte durch den längeren Aufenthalt in dem mit fchweselsaurem
Kupfer gefüllten Apparat leidet. Das ist durchaus nicht der Fall. Sobald
die Platte sich im Apparat befindet, findet sofort der Niederschlag des Kupfers
statt und ohnehin ist die Schwefelsäure in dem Kupfer gebunden, so daß sie
gar keine chemische Einwirkung auf die Platte ausübt. Ein Beweis für die
Richtigkeit dieser Thatsache ist der, daß, wenn die galvanische Platte abge-
nommen wird, sich zwischen beiden Platten auch nicht die geringste Spur von
Flüssigkeit, geschweige von Oxydation, vorsindet, sondern beide Platten voll-
kommen trocken und blank sind. M. Sr.

Correspondenzen.

t München, im September. (Alb. Zimmermann — Goethe-
Schillergruppe — Kunst verein.) — Da, wo unsere neue Maximilians-
straße bestimmt ist, die Höhe des rechten Jsarufers zu ersteigen, steht auf einem
Punkte, der die freieste Aussicht über die Stadt gewährt, ein zierliches Haus
in reinen griechischen Formen. Im Hintergebäude finden wir das Atelier der
Brüder Zimmermann. So thut es uns doppelt leid, daß dies.Alles bald
dem problematischen Baue des Athenäums wird weichen müssen. Es wird
dann keine Spur mehr von jenen Räumen zu finden sein, in denen der Heros
unsrer Landschafter, Albert Zimmermann, seine gewaltigen Bilder schuf.

Hofmaler Diez deutete bekanntlich auf dem Feste, welches dem Scheidenden
die Achtung seiner Kunstgenossen auszudrücken bestimmt war, darauf hin, wie er
gar Manchen das Loch gemacht zum Ein- und Ausgehen. A. Zimmer-
mann hätte zur Bewahrheitung dessen nichts Besieres thun können, als er that,
indem er sein neuestes Bild zur Ausstellung nach seinem künftigen Wohn- und
Wirkungsorte Mailand vorausschickte. Wer auch nur Eines seiner vortreff-
lichen Bilder kennt, weiß, auf wie gewissenhaftes Naturstndium dieselben basirt
waren, mochte die Richtung des Künstlers auch noch so streng idealistisch sein.
Mit diesem Bilde hat uns Zimmermann nun gezeigt, wie er, nicht etwa
 
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