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lande vorhandenen wichtigen Denkmale der Baukunst, Bildnerei und Ma-
lerei in viel ausgedehnterem Maaße zu befördern und zu verbreiten, als die Reise-
handbücher und Städtebeschreibungen es beabsichtigen und vermöchten." Unter diesen
wichtigeren Werken versteht der Verfasser sowohl „diejenigen, welche in dem Ent-
wicklungsgang der Kunst fördernd oder hemmend eingegriffen haben, und die ver-
schiedenen Seiten der künstlerischen Eigenthümlichkeit eines schaffenden Individuums
am treffendsten charakterisiren, als auch diejenigen, welche durch Inhalt und Form
der Darstellung das allgemeine Interesse auf sich zu ziehen geeignet sind", mit andern
Worten: sowohl die knnsthistorischen wie die an sich künstlerisch bedeutsamen und inter-
essanten. Was die Einrichtung des Werkes betrifft, dessen erster, uns vorliegender
Theil auf 540 Seiten doppelspaltigen Drucks „Norddeutschland" umfaßt, so hat der
Verfasser, die äußere Form der gewöhnlichen Reisehandbücher nachahmend, statt der
alphabetischen Ordnung der Orte, eine Gliederung des Terrains in Reiserouten ge-
wählt, deren er 29 zählt, wozu noch die „Abstecher" nach einzelnen wichtigen Orten
und die Nachträge kommen. Es liegt uatürlich außerhalb der Grenzen dieser Anzeige,
den Verfasser auf seinen sich durchkreuzenden Wegen oder auch nur auf einer seiner
Reisetouren zu verfolgen. Das Material, an sich schon gedrängt und durch Sichtung
konzentrirt, ist allzureich, als daß ein solcher Versuch nicht zu weit führen müßte.
Der allgemeine Eindruck, den wir beim Lesen empfingen, war ein sehr günstiger;
namentlich gewannen wir die Ueberzeugung, daß das Buch einem wirklichen und ge-
wiß von Vielen gefühlten Bedürfnis; nach schneller, einfacher und zuverlässiger Be-
lehrung abhilft. Vielleicht würde dieser Zweck noch mehr durch eine ° typographisch
übersichtlichere Form erreicht worden sein. Das Format des Buches (klein Oktav)
ist nicht so unhandlich, daß eine Spaltung des Textes geboten schien, wodurch eine
gewisse, dem Auge des Reisenden vorzugsweise unbequeme Gedrängtheit der Wörter
entsteht, welche das Aussuchen bestimmter Gegenstände erschwert. Auch wäre vielleicht,
wenigstens bei den an Kunstschätzen reicheren Orten, eine kurze Uebersicht in Form

eines Verzeichnisses vor der fortlaufenden Beschreibung zweckmäßig gewesen. Sehr
dankenswerth sind die zahlreichen Abbildungen von Grundrissen der Bauwerke, welche
in den Text eingedruckt sind. Was die Behandlung des Inhalts betrifft, so ist darin
vor allen Dingen die gewissenhafte und sorgfältige Benutzung der Quellen anzuerkenuen.
An der Berschiedenartigkeit der letzteren mag es daher liegen, wenn das Verhältniß in
der quantitativen Berücksichtigung des einen und andern Ortes zuweilen nicht dasselbe
bleibt. Vorzugsweise reich bedacht ist Berlin, weil hier die Vorarbeiten am ausführ-
lichsten gewesen sein mochten. Allein gerade hier wäre Manches zu berücksichtigen
gewesen; z. B. in den Privatsammlungen, welche der Verfasser wohl zu weitläufig
behandelt (im Verhältniß zu denen andrer Städte). Manche der Sammlungen, wie
z. B. die des seit länger als einem Jahre verstorbenen Geheimerath Dr. Barez,
existiren nicht mehr als solche u. s. f. Auffallend ist es uns andrerseits gewesen, daß
der Verfasser gewisse Kunstbranchen, wie z. B. Holzschnitzwerke, Emaillen u. s. f. etwas
obenhin behandelt hat, obgleich doch diese gewiß an Interesse manchen modernen Ge.
mälden gleichkommen, die der Verfasser ausführlich beschreibt. Die Sammlungen
von Potsdam und Sanssouci sind ebenfalls etwas stiefmütterlich behandelt. Jndeß
diese und andere Ungleichheiten sind bei einer ersten und im Uebrigen so trefflichen
Bearbeitung um so eher mit Milde zu beurtheilen, als die Ursache davon vielmehr
in den Quellen als in der Sorgfalt des Verfassers zu suchen ist. Dem Ganzen ist,
zur Erleichterung des Aufsuchens, ein doppeltes Register beigegeben, nämlich ein
Sach-(Ort-)Register und ein Verzeichniß der Künstlernamen, welche in diesem Buche
Vorkommen. Was die Ausstattung betrifft, so zeichnet sie sich durch schönes Papier
und deutlichen klaren Druck vor den gewöhnlichen Reisehandbüchern in vortheilhafter
Weise aus. — Möge denn das Merkchen allen Reisenden, und namentlich solchen, die
ein warmes und aufrichtiges Interesse für die Kunst und ihre Werke mit ans den
Weg nehmen, auf's Wärmste empfohlen sein. M. Sr.

Kunst-Institute und Kunst-Vereine.

Kunstverein zu Kiel.

Das wichtigste Ereigniß für den Verein ist der im verflossenen Jahre begonnene
Bau eines eigenen Gebäudes, welches künftig die Galerie aufnehmen und für die
Ausstellungen entsprechende Räume darbieten wird. Im Wesentlichen sind den Ver-
einsmitgliedern die Schritte bekannt geworden, welche das Direktorium zur Erreichung
des gedachten Zweckes eingeschlagen hat. So ist es bekannt, daß Se. Majestät der
König Allergnädigst gestattete, den Bau auf dem Schloßgrunde aufzuführen und daß
Se. Durchlaucht der Herzog von Glücksburg den vorgelegten Plänen seinen Beifall
schenkte. Der Ankauf des ehemaligen Zollgebäudes von der Stadt für die Summe
von 1600 Rthlr. lieferte ein Material, welches bei dem Neubau nützlich verwandt
werden konnte. Gegenwärtig ist der Bau so weit fortgeschritten, daß man das Ge-
bäude nach einigen Wochen hofft einweihen zu können. In der vorjährigen General-
versammlung wurde die Herbeischaffung einer Summe von 6090 Rthlr. mittelst Zeich-
nung von Aktien h 50 Thlr., welche mit 4 pCt. verzinst und mit den Zinsenzinseu
amortisirt werden, genehmigt. Dieser Plan, welcher anfangs auf große Schwierig-
keiten stieß, hat sich im Ganzen gut bewährt. Zwar sind von 120 Actien bis jetzt
nur 88 gezeichnet, allein wir hoffen mit Zuversicht, daß auch die noch fehlenden Aktien
werden gezeichnet werden, da eine Anleihe von 50 Rthlr. für ein so gemeinnütziges
Unternehmen für Viele doch nur als ein geringes Opfer angesehen werden kann.
Als die Generalversammlung die Aufnahme eines Kapitals von 6000 Rthlr. durch
Aktienzeichnnng genehmigte, hatte das Direktorium die gegründete Aussicht, das später
augekaufte Zollgebäude ohne baare Auszahlung der Kaufsumme von der Stadt zu er-
halten, indem es dem Vereine angeboten war, diese Summe allmählig abzutragen.
Die zur Annahme dieser Offerte gesetzte Frist konnte indeß wegen der noch nicht ein-
gegangenen Allerhöchsten Genehmigung des Baues auf König!. Schloßgrunde noch
nicht innegehalten werden, und das Direktorium mußte sich entschließen, das Gebäude
auf öffentlicher Licitation zu erstehen. Das frühere Entgegenkommen von Seiten der
städtischen Kollegien berechtigt uns aber zu der Hoffnung, daß die Stadt Kiel künftig
in anderer Weise zur Förderung einer Anstalt beitragen werde, welche in jeder Be-
ziehung der Stadt nur zum Nutzen und zur Zierde gereichen wird. — Die für den
Bau der Kunsthalle erforderlich gewordenen und noch erforderlich werdenden Geld-
operationen sind dem Verein dadurch erleichtert worden, daß Se. Majestät unter'm
6. Jan. d. I. für die auszustellenden Dokumente die Stempelpapierfreiheit Aller-
gnädigst bewilligt haben. Das Direktorium beabsichtigt das neue Gebäude mit einer
Ausstellung von Kunstwerken älterer und neuerer Künstler aus den Herzogthümern zu
eröffnen. In dem Rechnungsabschluß des Vereinsjahres belkuft sich die Summa der
Ausgaben ans 2021 Rthlr. 5 Mk. 9 'Schill., die Summa der Einnahmen auf
2013 Rthlr. 3 Mk. 3 Schill., verbleibt ein Deficit von 8 Rthlr. 1 Mk. 15 Schill.
Dazu kommen als Aktiva 1) Restanten aus dem Jahre 1854: 4 Rthlr., 1855: 4 Rthlr.,
1856: 8 Rthlr.; 2) Zollzurückerstattung 240 Rthlr. Summa: 256 Rthlr.

Aufruf des Frauenvereins für Trarbach und Traben an die deutschen
Künstler und Kunstindnstriellen, zur Betheiligung an der Derloosung
für die Brandverunglückten.

Der Unterzeichneten Redaktion ist ein solcher Aufruf mit dem Ersuchen einer
Unterstützung desselben zugegangen. Wir schließen uns demselben gern an und sind
erbötig, die etwa von hiesigen Künstlern für den milden Zweck bestimmten Gaben an
den Verein zu befördern. — Die Liste der Beisteuernden wird später veröffentlicht
werden. Die Zeit für die Ablieferung der Gaben ist auf den 1. December d. I. fest-
gesetzt und die Zeit der Verloosung wird noch öffentlich näher angegeben; zugleich
bittet der Verein um baldige Bestellung von Loosen, deren Preis auf 5 Sgr. fest-
gesetzt ist. Die Redaktion der „Dioskuren".

In der am 29. Mai abgehaltenen Generalversammlung wurden an Stelle der
austretenden vier Direktionsmitglieder: Prof. Forchhammer, Prof. Karsten,
Prof. Thaulow und Dr. Ahlmann, sowie zur Ergänzung des Direktorii auf
9 Mitglieder gewählt: Herr Prof. Forchhammer, Prof. Karsten, Prof. Thaulow,
Dr. Ahlmann, Buchhändler Ho mann, Kaufmann H. Schweffel, Tapezier
Seyffert, sowie zu auswärtigen Mitgliedern des Direktorii: Herr von Rumohr
aus Rundhof, Verbitter in Itzehoe, Obergerichtsrath Petersen in Glückstadt, Graf
von Ahlefeld-Brockdorf ans Ascheberg, Gras von Baudissin aus Friedrichs-
hof, Gutsbesitzer Buchholz auf Casmark, Konferenzrath Landvogt Lempfert in
Meldorf, Pastor Petersen in Tellingstedt, Schwerdtfeger auf Travenort, Hof-
jägermeister von Mesmer-Saldern auf Annenhof.

Badische Kunstschule in Karlsruhe.

Dem Jahresbericht der großh. badischen Kunstschule in Karlsruhe pro
1856/57 von I. W. Schirmer entnehmen wir, daß mit Anfang des Schuljahres
die Modellmal-Klasse und die Künstler-Klasse der Historien- und Portrait-Malerei (mit
Einschluß des Genre's) in's Leben getreten sind. Eine andere Lücke, welche die Lehre
der menschlichen Anatomie betraf, wurde ebenfalls durch einen vollständigen Kursus
dieser Wissenschaft auSgefüllt, so daß also in diesem Jahre die Kunstschule als Bil
dungs-Anstalt für Maler zum ersten Male iu ihrer ganzen Vollständigkeit bestand. Es
hatten daher auch die Leistungen einen vielseitigen Charakter nnd war die Zahl der
Kunstwerke, die in der großh. Kunsthalle größtentheils dem Publikum dargeboten
wurden, im Allgemeinen eine verhältnißmäßig große. Für die Anerkennung, welche
diesen Kunstwerken zu Theil wurde, bürgt der Umstand, daß nur ein geringer Theil
in die Hände der Künstler zurückkehrte. — Was die Zahl der Schüler betrifft, so war
sie bis jetzt beständig im Zunehmen; das vorige Jahr zählte 32, das verflossene
44 Eleven, so daß bereits größere Räume nothwendig werden. Zu diesem Behufs
ist denn auch von unserem kunstsinnigen Großherzog eine Erweiterung der Kunst-
Anstalt beschlossen worden. — Meister-Ateliers (nach Art der Düsseldorfer Akademie)
haben bis jetzt nur zwei eingerichtet werden können, von denen das eine einem Maler,
das andere einem Bildhauer überlassen wurde.

Der Kunstverein für Rheinlande und Westphalen

macht bekannt, daß da der in den akademischen Galerie-Sälen eröffneten Kunst-Aus-
stellung noch immer neue Werke zugehen,, die Dauer derselben aus unbestimmte Zeit
verlängert worden sei.

Berichtigung.

In der f Correspondenz aus München in Nr. 16 n. 17 vom 2. September sind
folgende sinnentstellende Druckfehler zu berichtigen:

Seite 152 linke Spalte Zeile 19 von unten ist zu lesen: Affektation statt Affeklion.

„ 153 „ „ Zeile 13 von oben: massig statt mastig.

„ 154 „ „ Zeile 2 des zweiten Absatzes: Steher statt Stegea.

„ 154 „ „ Zeile 8 von unten: Hauptfarben statt Hauptformen.

Im Selbstverläge des Redakteurs.

Druck von G. Bernstein in Berlin, Mauer-Straße 53.
 
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