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spruche mit seinem eignen Ausspruche vom vorigen November, nach welchem die
geputzten Gemälde „ein vervollkommnetes Aussehen erlangt hatten", vor dem Komits
des House of Commons, daß „das Putzen zu weit getrieben worden sei; daß das
Putzen denn doch unnöthig wäre; daß das Gemälde „Königin von Saba" schlecht
und geschmacklos (?) geputzt worben, daß es zu viel geputzt und daß dieser Claude
nun unharmonisch sei; daß die Weichheit der Umrisse auf einigen Gemälden zer-
stört worden sein möchte, und daß die Gemälde jetzt sehr etwas von dem Schmutze
bedürften, den sie vorher hatten." Aber er meinte, daß einer der verderbten Claude,
eine „Verkündigung", „sehr gewinnen würde, wenn man ein wenig Staub nähme
und darüber riebe, daß das sehr gut sein würde;" auch empfahl er an, „daß man
man das Gemälde wenigstens ein Jahr lang ohne Glas lassen möge, damit ihm der
Schmutz zu Gute kommen könnte;" denn „Schmutz", sagte er, „bringt dieselbe
Wirkung hervor, wie die Lasur und ist bisweilen eben so gut, da er die Regelmäßig-
keit der Formen angenehm hervortreten läßt, die verschwundene Unregelmäßigkeit des
Farbenauftrags wieder herstellt und „Gusto" giebt." — Aber ob der Meister, oder die
Zeit, oder der Schmutz den Claude'schen Gemälden den „Gusto" gab, kann er nicht
sagen. Diese'Verherrlichung des Schmutzes kann man wörtlich Nachlesen in den
Fragen 4723—4 — 5, 4508 — 92, 4732 — 7 über Eastlake's Nachweise vor dem
Parlaments-Komits von 1853. Als Sir C. Eastlake diese Bekenntnisse machte, hatte
ich noch Nachweise von hoher Wichtigkeit zu geben, sowohl über verfehlte Ankäufe,
als auch über die' Verausgebung einiger 90,000 Thlr. für der Nationalgalerie un-
würdige Werke. Aber das Komits trat hier zwischen uns, um ihm weitere Demü-
thigung zu ersparen. Zu diesem Zwecke sagte mir Lord Elcho, das bedeutendste
Mitglied des Komits, da letzteres auf seine Veranlassung ernannt worden und da er
zugleich Mitglied der Regierung war, in Gegenwart mehrerer Personen: „Herr Moore,
Ihr Feind, Sir C. Eastlake, liegt nun zu Ihren Füßen, er erkennt die Wahrheit
der Beschwerden, die Sie gegen ihn erhoben, an. Das sollte Sie befriedigen. Geben
Sie Ihre Nachweise über die Ankäufe nicht, da sie nach der Meinung des Komits,
weil sie nicht verlangt werden, einen hämischen Anstrich haben würden; zugleich würden
dadurch die Sitzungen des Komits unnöthigerweise in die Länge gezogen und die
Mitglieder in Verlegenheit gebracht werden. Sie werden ihn jetzt nicht schlagen wollen,
da er auf den Boden liegt, das ist nicht englisch. Natürlich muß er seine Stelle
freiwillig aufgeben, oder entlassen werden, und ich werde gewiß dafür stimmen,
daß kein Akademiker wieder an seine Stelle gewählt wird." Dieselbe
Bitte wurde mir, auf dieselbe Weise begründet, von Colonel Mure, dem Vorsitzen-
den des Komits, vorgetragen. Das Alles geschah in dem IIous« of Commons. Hier
also habe ich recht anständige Mitschuldige, die mir geholfen haben, „den Hoch-
geachteten Kunstkenner in den Staub zu ziehen." Oder hat etwa Colonel Mure,
hat Lord Elcho den Sir C. Eastlake geschmäht? „Dieser Edelmann (Lord Elcho)",
sagt Einer, dem schon der Gedanke an einen Speichellecker zuwider ist, „vereinigt in
sich hohe Intelligenz mit mannigfachen Kenntnissen." (Waagen's Knustschätze rc.
Bd. 2., S. 82. der englischen von Sir C. Eastlake abgefaßten Uebersetzung). — Ich
beachtete weder Drohungen, noch gegen mich erhobene Beschwerden, noch auch ver-
schiedene Lockmittel, durch die mich das Direktorium zum Schweigen zu bringen ver-
suchte, sondern gab meine den Gaumen allerdings nicht kitzelnden Nachweise und zog
mir dadurch die Feindschaft des Komits's zu. Ein geheimer Kontrakt mit Außeracht-
lassung des öffentlich Verbürgten würde eine Pflichtverletzung gewesen sein. Acht
Monate nach der Veröffentlichung des Komitsberichts war Sir C. Eastlake zum
zweite Male genöthigk, seine Stellung in der Nationalgalerie aufzugeben. In
einem Briefe voin 17. April 1854, der in den Protokollen der Administratoren von
’ 1853—5 Seite 16 abgedruckt ist, zeigte er die Niederlegung seines Amtes als Ad-
ministrator mit folgenden Worten an: „Es ist schon seit geraumer Zeit meine Absicht
gewesen, an den Geschäften in der Nationalgalerie nicht mehr Theil zu nehmen. Ich
erkläre ausdrücklich, daß es meine Absicht ist, künftig in keiner Weise
mich in die Angelegenheiten der Nationalgalerie zu mischen." Trotzdem
daß Sir,C. Eastlake zweimal vom Direktorial entfernt worden war und trotz
seiner eignen feierlichen Betheuerung, sich künftig in keiner Weise in die Angele-

genheiten der Nationalgalerie zu mischen, ist Sir Charles Eastlake doch jetzt
wieder Direktor der Nationalgalerie. Aber man höre, wie hochgeachtet er dennoch
in England als Kunstkenner ist. — Am 7. April 1856 sagte Lord Elcho im House
of Commons: „Während der letzten 10 Jahre hat Sir C. Eastlake einen große»
Einfluß auf die Leitung der Nationalgalerie ausgeübt, und es kann kein Zweifel dar-
über herrschen, daß die Ernennung des Comiiss von 1853 stattfand in Folge der
entschiedenen schlechten Verwaltung während dieser Periode, nicht blos hinsichtlich der
Konservation der Gemälde, sondern auch in Betreff der Ankäufe derselben. Ich bin
dem Publikum gegenüber verpflichtet, zu erklären, daß sich die Regierung, indem sie
Sir C. Eastlake zum Direktor der Nationalgalerie ernannt, einen Mißgriff hat zu
Schulden kommen lassen. — In derselben Debatte sagte Mr. Harcourt Bernon,
ein anderes Mitglied des Komitss von 1853: „Rach den Aussagen des Sir C.
Eastlake vor dem Komits von 1853 kann ich unmöglich wünschen, daß er Direktor
der Nationalgalerie werde." — Ferner erklärt Mr. Arthur Otway: „Jedes Ma-
gazin von Charakter, jede Zeitung, die nur irgend Etwas taugt, hat sich mit Strenge
über Sir C. Eastlake's Verfahren und über seine Ankäufe ausgesprochen, und die
Meinung der Presse ist von Personen bestätigt worden, die in der Kunst hohe Stel-
lungen einnehmen, so wie von ausgezeichneten Liebhabern. Sir C. Eastlake's Er-
klärungen in Betreff des Putzens beweisen, daß er für eine Stellung, wie die des
Direktors in der Nationalgalerie ist, durchaus unpassend ist. Die von ihm ausge-
sprochenen Ansichten sind in der Thai so absurd, daß Jeder, der nur die geringste
Kunstkenntniß besitzt, gesehen haben muß, daß sie durchaus falsch waren. Seine Dar-
legungen verdammen seine Leitung. Sir C. Eastlake hat sich selbst verurrheilt."
Bedarf es mehr, um zu zeigen, welchen Werih Dr. G. F. Waagen's feierliche Ver-
sicherung hat, daß Sir C. Eastlake, Präsident der Königlichen Akademie und Dirktr.
der Nationalgalerie, als Kunstkenner in England hochgeachtet ist? Außer den hier
zergliederten Anschulvigungen muß ich noch zwei andere erwähnen. Dr. G. F. Waagen
hat ausgesagt, erstens, daß ich in der Versammlung des wissenschaftlichen Kunstvereins
vom l7. November unter falschem Vorwände gewesen sei; zweitens, daß ich, um
seine Reputation in Berlin zu vernichten, sogar einem dortigen Gelehrten Geld an-
geboten habe, wenn er mir aus Dr. Waagen's Privatleben dazu dienliche Fakta
angeben könne, daß jener Gelehrte aber solche Zumuthung mit Entrüstung zurückge-
wiesen. Die erste Beschuldigung kann noch eine Weile auf sich beruhen. In Betreff
der zweiten verlange ich auf das Entschiedenste den Namen dieses Gelehrten.
Sollte er nicht genannt werden, so ist nur eine Schlußfolgerung möglich. — Ich habe
mein Versprechen erfüllt. Durch unwiderlegliche offizielle Nachweise habe ich das
deutsche Publikum in den Stand gesetzt, zu beurtheilen, wer von uns beiden die
Wahrheit spricht. Die gegebenen Details haben sich vor ganz England als wahr
erwiesen. Und man beachte, daß Dr. G. F. Waagen eben so genau mit ihnen be-
kannt ist, wie ich, oder irgend einer der von mir vorgeführten Zeugen. Er hat sich
öffentlich seiner Kenntniß der Verhältnisse der Kunstkritik in England gerühmt. Mit
dieser Kenntniß verfaßte er seine Erklärungen. Wer ist der Schmähschriftsteller,
dieser Dr. G. F. Waagen oder Morris Moore?

Dresden, den 5. Februar 1857. Morris Moore.

Wir haben diesen Schriftstücken wenig hinzuznfügeu. Die Billigkeit verlangte,
daß beide Parteien gehört wurden. Herr Direktor Waagen hat bis jetzt weiter
nichts gethan, als gehässige Schmähungen gegen Herrn Morris Moore auszustoßen
und zwar öffentlich und ohne dazu provocirt zu sein. Hr. Morris Moore hat mit
Aktenstücken und Thatsachen darauf geantwortet. Wenn Hr. W. überhaupt geschwiegen
hätte, so würde man es gerechtfertigt finden können, wenn er auf einen etwaigen
Angriff seines Gegners nicht geantwortet. — Allein er ist der Angreifende, Hr. M.
M. der sich Vertheidigende. Jetzt, nachdem sich die Sache durchaus zu seinem Nach-
theil gewendet, schweigen, heißt zugeben, daß er im Unrecht sei, heißt eingestehen,
daß — wenn hier von gehässiger Verläumdung die Rede ist — diese nicht auf der
Seite seines Gegners zu suchen sei. M. Sr.

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