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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 5.1854

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https://doi.org/10.11588/diglit.1198#0042
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Rosa Bonheur haben, die sich, wie es scheint, an die Spitze der heutigen
Thiermaler geschwungen hat. Aber wir wissen nicht bestimmt, ob es ihr überall
so gelingt, der Thierseele ihr Recht zu geben. Das ist der große Vorzug der
Habenschaden'schen Werke. Da ist nicht bloß in Bezug auf körperliches Gebüh-
ren, Lage und Stellung der Gliedmaßen, Haartextur u. s. w. die reine, baare
Natur, als ob das. liebe Vieh durch irgend eine künstliche Machination wäre
verkleinert und ihm daun die Gypsmasse zum Abformen über den Leib gewor-
fen worden, sondern es ist zugleich ein charakteristisches Moüv, eine Aeußerung der
Seekenkräfte des Thieres zum tieferen Gegenstand der Darstellung gemacht.
Dies kontemplative, dies ruminireude Wesen; in einer Gruppe wiederkäueuder
Kühe, dies Gefühl treuer Pflichterftillung in dem ehrlichen Kopf eines Jagd-
hundes, der neben der getödteten Ente und der Jagdtasche des Herrn liegt,
diese Verschmitztheit in dem Spitzbubengesicht Neineckes, der, mit gestrecktem
Leibe, sich so eben auf den Hühnerdiebstahl zu'begeben scheint; und wieder, diese
Vorsicht und Furcht, die in jedem Haar eines Hasen zittert, der, weil vielleicht
eben die Sonne untergegangen ist und der kühle Nachthauch über die Felder
weht, sich vom Lager erhoben hat, um „sein Kohlfeld zu revidiren"; endlich
diese Zärtlichkeit, mit welcher in unnachahmlicher Weise eine ruhende Ziege den
Kopf gegen das sich anuestelnde Junge wendet — wir Menschen nennen das
Mutterliebe — das Alles kommt mit einer solchen Prägnanz zum Vorschein,
daß -wir diese Schöpfungen als echte Beispiele hinstellen können von dem, was
wahre Kunst auch in den. untergeordneteren Darstellungskreisen zu leisten fähig
ist. • Denn- es kann nicht oft genug wiederholt werden, daß es in diesem Ge-
biete, gleichwie in der Blumenmalerei und dein Süllleben mit der treuen
Copie der Natur , allein nicht gethan ist. — Die in Rede stehenden Kunstwerke
scheinen mit einem harten Stearinüberzug versehen zu sein und haben ei-
nen gelblichen, sehr angenehmen Farbentou. Die Preise — von 2',2 bis
6 Thlr. — sind äußerst niedrig. Einige der Sachen sind auch in Bronze wie-
derholt.

— Bekanntlich bildete sich unter der studireuden Jugend au der hiesigen
Universität unter dem Vorsitze des Prof, theol. Pieper vor mehreren Jahren
ein akademischer Dombau-Verein, der jedoch in der letzten Zeit sich ge-
ringer Theilnahme zu erfreuen hatte. Neulich fand auf der hiesigen Universität
unter dem Vorsitze des Professor Waagen eine Versammlung statt, um diesen
Verein wieder ins Leben zu rufen. Es hatte sich zu der Versammlung eine
sehr große Anzahl der Studireuden so wie viele Männer der Wissenschaft ein-
gefunden. Unter letzteren bemerkte man den Professor Twesten, den General-
Direktor der Königl. Museen Hru. von.Olfers, den Probst Pelldram, den katho-
lischen Feldprobst Heucke und einige katholische Kapläne. Auch mehrere Mitglie-
der des Central-Dom-Bau-Vereins aus Köln waren zugegen, unter anderen
Ober-Bürgermeister Stupp nnd der Prediger Thyssen. Nachdem Professor-
Waagen auf die Bedeuümg des Kölner Dombaues und auf die von dem pro-
visorischen Comite verfaßten Statuten aufmerksam gemacht hatte, schritt man zur
Wahl des Vorstandes, welche auf 7 Studiosen fiel. Am Schlüsse der Ver-
sammlung sprachen mehrere Herren über die Bedeutung dieses Unternehmens
und forderten die Studireuden zur regen Theilnahme auf, so der Oberbürger-
meister von Köln und Hr. Thyssen. Herr Ascherson machte die Bemerkung, daß
ie Studirenden nicht allein die Mittel, sondern auch namentlich das Verständ-


niß des Dombaues fördern sollten, und rieth zu diesem Zwecke in den Ver-
sammlungen des Vereins über diesen Gegenstand Vorträge zu halten. Es be-
stehen gegenwärtig fast auf sämmtlichen Universitäten Deutschlands Dombau-
Vereine; in Berlin haben außer den Studirenden auch die Eleven der Bau-
Akademie, des Gewerbe-Instituts und der Akademie der'Künste einen solchen
Verein ins Leben gerufen. (V. Z.)

Köln. Eine kürzlich aus Paris hier eingetroffene telegraphische Depe-
sche meldet das Hinscheiden des durch seine Reisen in Aegypten und. Nubien
auch in den weitesten Kreisen bekannten Architekten Karl Franz Gau (geboren zu
Köln am 15. Juni 1790). kK. Z.)

KUmcsseN. Die Unternehmung, Platen ein Ehrendenkmal in Ansbach
zu errichten, hat plötzlich eine sehr feste Grundlage erhalten. König Ludwig,
ein warmer Verehrer von Platens Dichtkunst, hat sich aus freiem Entschluß
erboten, das Erz zu einer Statue bei der Ausführung dieses Denkmals zu
schenken. König Maximilian hat sich mit Art und Weise der Errichtung dieses
Denknials, namentlich auch mit der Ausstellung desselben in der Stadt anstatt
m Hofgarten, vollkommen einverstanden erklärt. (A. Z.)

(7) Der rühmlichst bekannte Maler und Lithograph G. Fe ckert

in Berlin hat sich durch die Lithographie I. H. der Herzogin von Alten-
burg, nach einem Gemälde von G. Richter, nicht nur neue Ansprüche auf
Anerkennung seiner künstlerischen Leistungen, sondern auch besonders den Dank
des Landes erworben, das jetzt unsere hohe Fürsteutochter als Herzogin verehrt.
Der Affectionswerth des Bildes wird nicht, wie dies leider so oft geschieht,
durch das Machwerk getrübt. Mit wahrer Freude betrachtet man das meister-
hafte und gehaltvolle Kunstwerk. Bei treuem Eingehen in den Geist des Ori-
ginals ist jede Spur einer ängstlichen und trocknen Nachahmung davon fern
geblieben und eine belebende Selbständigkeit, Frische und Klarheit geht dnrch
das Ganze. Eigenthümlich, kräftig, fleißig und durchsichtig ist die Ausführung
selbst im Nebensächlichen und auf iiberraschende Weise ist die Verschiedenarügkeit
der Stoffe wiedergegeben. Eigentümer und Verleger des Blattes ist unser
Hofbuchhändler Aug. Stange. Gedruckt ist es im Königl. lithogr. Institut in
Berlin von Berudt. —

Eine andere erfreuliche Erscheinung auf dem Gebiete der Kunst hat uns
unser Landsmann, der Lithograph Leopold Ahrendts, in dem nach einem
Originalgemälde von L'Alleinaud gefertigten Bildnis; I. H. der Prinzessin An-
toinette von Sachsen-Altenburg, der hohen Braut unseres Erbprinzen,
gebracht. In dem tüchügen Machwerk bildet dies insofern gleichsam den Gegen-
satz des Feckert'schen Bildes, als bei ihm die Nadel fast gar nicht in Anwendung
gekommen, während sie bei dein Letztern in eigentümlicher Weise überall thätig
gewesen ist. Es sind zwei entgegengesetzte, vollberechtigte Arten der Arbeit, die
beide bei gehörigem Verständnis; und bei tüchtiger Ausführung ihre.künstlerische
Wirkung nicht verfehlen. Das Ahrendts'sche Miniatur-Bild hat eine kräftige
Tiefe des Tons, eine markige und dabei doch zarte, reizvolle Ausführung. Ob-
gleich das Stoffliche der Anwendung weniger klar ausgearbeitet ist, als im
F.-scheu Bilde, so bleibt es trotzdem eine höchst verdienstvolle, fleißige und glück-
liche Arbeit des tüchtigen, schon mehrfach mit Auszeichnung genannten Künstlers.
Das Blatt, ist im Verlage von W. Döring hier erschienen.

flöttt. Wie alljährlich, so hat auch der gegenwärtig anbrechende
Winter die Weltstadt mit Fremden aller Nationen gefüllt. Bon bekannten Na-
men aus der deutschen Kunstwelt heben wir den Ober-Baurath Hübsch aus
Carlsruhe hervor. Nach Vollendung des Hoftheaters in Carlsruhe hat derselbe
die Ausführung der Domfa^ade zu Speyer übernommen nnd soll auch mit dem
Entwurf sonstiger kirchlichen Gebäude beschäftigt fein. Unseres Wissens ist von
Hrn. Hübsch auch ein schriftstellerisches Werk über die Basiliken zn erwarten.
Aus Berlin weilt Professor Piper und der bekannte Landschaftsmaler Beller-
mann hier.

Zum besonderen Zwecke des Studiums der christlichen Sculptur des Mit-
telalters laugte der Bildhauer Julius Bayerle aus Düsseldorf hier au.
Bekanntlich vollendete derselbe im Aufträge des Düsseldorfer Kunstvereins die
kolossale Statuen der Apostel Petrus und Paulus für die Dom-Fagade zu Neuß
am Rhein. Bayerle widmet seine Thätigkeit ausschließlich der christlichen
Skulptur, und gedenkt bei seiner Rückkehr nach Düsseldorf daselbst ein Atelier
für christliche Skulptur zu eröffnen.

* • * - v* * J * • < • * j -' • i* - #* * V' *•

füflris. An Visconti's Stelle ist der Architekt Leon van Soyer, Mit-
glied der über die Erhaltung der historischen Denkmäler eingesetzten Commission,
als Mitglied der Commission der Weltausstellung von 1855 ernannt worden.

Der Caialog der bedeutenden Sammlung von Kupferstichen, Kupferwerken, Kunstbüchern rc. aus der Chr. v. Mechel- und
Haas'schen Verlassenschaft zu Bafel, darunter die Werke von Chodowiecki, Schmidt, Reynolds, welche den 15. Februar 1854
und folg. Tage zu Leipzig versteigert werden soll, ist durch jede Buch- und Kunsthandlung des In- und Auslandes zu beziehen.

Rudolph Weigel.

(Dieser Nummer ist Nr. 2. des Literatur-Blattes des Deutschen Kunstblattes beigegeben.)

Das Blatt erscheint wöchentlich einmal; Abonnements nehmen alle Bnchhandlnngen und Postämter des In- u. Auslandes für den vierteljährlichen Preis von I Thlr. 20 Sgr. incl. aller Beilagen an.

Verlag von Heinrich Schindler in Berlin. — Druck von Trowihlch und Sohn in Berlin.
 
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