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Eggers, Friedrich [Editor]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 5.1854

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https://doi.org/10.11588/diglit.1198#0327
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verschiedenen Stufen vorgesührt und in ihrer Verbreitung durch sei-
nen, ihm nachstrebenden Nebenbuhler Baccio Bandinelli und Raphael
da Monte Lupo repräsentirt wird. Ein zweites Blatt verbindet
dann einige oberitalische Bildhauer mit Cellini, bei denen sich jene
Richtung schon zur Bravour steigert.

(Fortsetzung folgt.)

% t i t it n g.

| Merlin, im August. Die Vorlesungen über Kostümgeschichte,
welche unser geschätzter Mitarbeiter H. Weiß im höheren Aufträge an der hiesi-
gen Akademie hält, erfreuen sich fortwährend der regsten Theilnahme, nicht allein
der jüngeren Schüler, sondern auch vieler erfahrener Künstler und Kunstfreunde.
In der That wird hierdurch der beste Beweis, sowohl von der Wichtigkeit und
Nothwendigkeit dieser bisher -nur zu sehr vernachlässigten Hülfswissenschaft, als
auch von der Gediegenheit und zweckentsprechenden Einrichtung dieser Vor-
träge gegeben. Weiß hat die Mühe nicht gescheut, eine umfassende Reihe von
Abbildungen in genügender Größe, lediglich zu diesem Behufe, zu zeichnen und
selbst zu koloriren. Mit Hülfe derselben erläutert er seinen, ohnehin durch popu-
läre Ausdrucksweise und klare Anschaulichkeit sich empfehlenden Vortrag, so daß
es ihm möglich wird, seinen Zuhörern die genaueste Kenntnis; von der Beschaf-
fenheit der zu behandelnden Gegenstände zu ermitteln. Nach solchen Erfahrun-
gen bedarf es nicht weiter des Beweises von der immer allgemeiner erkannten
Nothwendigkeit und'Ersprießlichkeit einer derartigen streng wissenschaftlichen, und
zugleich durchaus auf die praktischen Gesichtspunkte des künstlerischen Schaffens
Rücksicht nehmenden Behandlung der Kostümgeschichte. Der Umstand, daß Weiß
eben so wohl der ausübenden Kunst, als der Wissenschaft angehört, unterstützt
und bedingt diese Erfolge.

Vc. Dresden^ im August. Eben ist auf der hiesigen Kunstausstellung
eine überlebensgroße Gruppe der Hagar mit ihrem verschmachtenden Knaben,
von Wittig aus Nom, angelangt, die von so hervorragender Bedeutung und
Trefflichkeit ist, daß ich nächstens ausführlicher darauf zurückkommen werde. —
Prof. Hübner hat ein ziemlich großes Oelgemälde, Karl den Fünften im
Kloster darstellend, eben in der Untermalung beendet. Denselben Gegenstand,
jedoch genrehast, in kleinen Dimensionen hat Pros. Ehrhardt behandelt. —
An der Wiederherstellung des Flügels voni Zwinger, der im I. 1849 bei Ge-
legenheit des Aufstandes beträchtlich gelitten hat, wird eifrig gearbeitet. Im
Atelier des Pros. Rietschel werden mehrere kleine Figürchen modellirt, die, in
Sandstein ausgeführt, zur äußeren Ausschmückung des Zwingers bestimmt sind.

Ob das „Athenäum", für dessen Entwurf Wilhelm
Stier bekanntlich den Preis, erhielt, zur Ausführung kommt, steht sehr dahin;
bis jetzt ist dafiir kein vorbereitender Schritt gethan. Dagegen werden die Hun-
dert Geschichtsbilder, welche in einer Halle des Gebäudes Platz finden sollen,
allmählig bestellt und gemalt. Die allgemeine deutsche Kunstausstellung enthält
vier davon. Die genannte Anzahl der Gemälde soll die ganze Weltgeschichte
umfassen und es sind alle einzelnen Themata bereits'festgestellt. Es heißt, daß
auch französische und belgische Künstler dabei beschäftigt werden sollen.

Von der Akademie ist ein Antrag auf die Gründung einer ihr einzuver-
leibenden Elementar-Zeichnenschule an das Ministerium gestellt worden.

.'Weimar / August. Die Ateliers der Landschaftsmaler Preller und
Hummel in Weimar waren leider geschloffen; die beiden bekannten Künstler be-
nutzten die Sommermonate, um auf Reisen Studien nach der Natur zu machen.
Nur das Atelier des Historienmalers Martersteig war offen, und der lie-
benswürdige junge Künstler zeigte mir mir größer Bereitwilligkeit seine letzten
Arbeiten. Er legte die letzte Hand an ein kleines historisches Gemälde, welches
ciijen für den Künstler speziell-vaterländischen Stoff (Martersteig ist aus Wei-
mar) darstellt: „die Rückkehr Johann Friedrich des Großmüthigen aus der
Gefangenschaft in seine Lande im Jahre 1551." Der Kurfürst, dessen Züge
uns so wohl ans den zahlreichen Bildnissen seines Freundes Lucas Cranach be-
kannt find, auf einem stattlichen weißen Rosse, begleitet von seinem tteuen Maler,
der seine Gefangenschaft jahrelang theilte und erheiterte, umringt von dem ihn
freudig empfangenden Volke, nähert sich dem Schlosse von Weimar. Die ver-
schiedenen Stufen der Freude und Begeisterung sind schön ausgedrückt in dieser
Scene, die von den letzten Strahlen der untergehenden Sonne beleuchtet wird.

Besonders hat mich die würdevolle Gestalt des in Nachdenken versunkenen
großen Malers angesprochen; die Erinnerung an ihn begleitet uns auf jedem
Schritte in Weimar; hier war das Feld seiner außerordentlichen Thättgkeit und
zahlreiche Werke von seinem Pinsel, die Ueberbleibsel einer noch größeren Zahl
hier zu Grunde gegangener Werke, zieren Weimar's Kirchen und Paläste. Sein
Grabmal, wo er en reliek dargestellt, befindet sich auf dem Jakobskirchhof*).
Martersteig zeigte noch einen Carton zu einem großen, reichhalttgen historischen
Gemälde, welches das ganze Wesen der Reformatton in einem Momente dar-
stellen soll, es ist „der Einzug Luthers in Worms zum Reichstage." Schon
oft hat der Künstler Gegenstände aus dieser großen Zeit, die seine Lieblingszeit
zu sein scheint, behandelt; seine Bilder in der Sammlung von Ravens in
Berlin, sein „Luther, die Bulle verbrennend," sind wohl den meisten Lesern ihres
Blattes bekannt. In der Sttzze zu dem oben genannten Bilde will er alle her-
vorragenden Gestalten der Reformatton concentriren; ein würdiges Problem,
wenn der Künstler das so zahlreich vorhandene Material auf eine würdige Weise
benutzt. Luther hält auf dem Bilde seine Einfahrt in die Stadt; es ist eine
jugendliche, hagere, und, ich möchte sagen, fantastische Gestalt. Seine Freunde
(lauter Portraits) umgeben ihn; ein mächttger Wille, ein fester Entschluß liegt
in seinen Zügen; er scheint die bekannten Worte auszusprecheu: „und wenn so
viel Teufel in Worms wären, als Ziegel auf den Dächern, so werde ich doch
kommen." Schaaren von verschiedenen Gruppen füllen den Schauplatz; katho-
lische Autoritäten und Fürsten, Beschützer des Protestanttsmus, wohnen dem
Einzuge bei; künftige Verfolger und Verfolgte, Dominikaner und Rabbiner,
Eck und Tetzel, Sickingen und zahllose andere Kämpfer dieser Zeit, nehmen
Theil an diesem ersten Akte der Reformatton. Sie sehen, daß der Künstler sich
eine würdige Aufgabe, welche seine Thättgkeit für einige. Jahre in Anspruch
nehmen wird, gestellt hat; eine Fülle von historisch-bekannten Persönlichkeiten,
deren verschiedene Seeleuaffette ein Drama bilden sollen, treten, hier nicht als
müßige Zuschauer, sondern handelnd auf. Der künfttge Beschauer des Bildes,
dessen Karton vor unseren Augen steht, wird stark ausgeprägte bekannte indivi-
duelle Züge und dramattsches Leben in ihnen zu sehen wünschen, und auf diesen
Theil seines künftigen Bildes möchte ich insbesondere die Aufmerksamkeit des
liebenswürdigen Künstlers lenken.

Ruilstverrinr.

Die Berathungen in München.

Aus der Conferenz der Deputtrten der zum westlichen Kunstvereinskreise
gehörenden Kunstvereine, welche am 11. August Morgens 7 Uhr stattfand, ist
uns Folgendes mitgetheilt worden.

Gegenwärttg waren die Herren: Bardenwerper (Braunschweig), Looff
(Gotha), Lucanus (Halberstadt), v. Schmerfeld (Cassel), Schubert (Magde-
burg), Vogell (Hannover).

Die Reihenfolge der Kunstausstellungen im Jahre 1855 wird folgende sein:

- Hannover beginnt im Februar und nimmt noch den .März für sich in
Anspruch. Für-

Halb erstadt. ist dann die Zeit von Mitte April bis etwa Ende Mai bestimmt.

Leipzig, welches nicht in der Versammlung vertreten war, hatte gewünscht,
die Ausstellung im Jahre 1855 wo möglich in einen späteren Monat zu
halten, als im Jahre 1853. Jndeß konnte für diese Stadt nur die Zeit
vom 25. Mai bis zum 8. Juli zur Verfügung gestellt werden weil es für

Gotha dringend nothwendig ist, Mitte Juli zu eröffnen, um vor Ende
August schließen zu können, weil das Lokal, die Herzögl. Orangeriehäuser,
alsdann schon wieder seiner eigenttichen Besttmmung eingeräumt wer-
den muß. '

Kassel wird seine Ausstellung dann Anfang Septeniber beginnen.

Für die Kosteuvertheilung soll daS für 1853 festgesetzte Beittagsverhältniß
auch für die Ausstellungen deS Jahres 1855 zu Grunde gelegt werden.

Bei der Revision des Programms hat man für nothwendig gefunden, Fol-
gendes unter die Bestimmungen aufznnehmen:

Die Preisangabe bei verkäuflichen Kunstwerken ist stets in Preußischem
Kourant zu machen; wird dies unterlassen, so haben die Künstler sich
diejenige Koursberechnung gefallen zu lassen, welche in der betreffenden
Stadt ortsüblich ist.

*) So ist zu berichtigen Kugler's Angabe in seiner Geschichte der Malerei.
2. Aust. II. Thl. p. 253.
 
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