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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 5.1854

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https://doi.org/10.11588/diglit.1198#0359
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343

München; ein Viehstück von Fr. Voltz; das Bildnis; des Königs!
Maximilian II. von Bayern von W. v. Kanlbach, lebensgroße!
ganze Figur mit drei Pagen an der rechten Seite des Königs; ein!
Morgen am Gardasee von Rudolph Poppel in München; der-
Traunsee im Salzkammergute von H. Hein lein.

Aus dem Bilde von Voltz wird eine Rinderheerde vor einem
heranstürmenden Gewitter in Sicherheit gebracht. Menschen und
Vieh sind nebst Wolken und. Staub in großer Aufregung und Be-
wegung, die mit sehr naturtreuen Zügen geschildert sind. Auch die
Detailzeichnung bekundet den durchgebildeten Meister. Das Bild ist
von großer, geschlossener Wirkung, was bei seinem beträchtlichen
Umfang-etwas sagen will.

Auf Hein lein's Landschaft gefällt mir besonders die duftige,
silberfarbne Ferne mit dem . Spiegel des Sees; doch kann ich damit
die tiefen, durch Farbenkraft erzeugten Contraste des Vorgrnndes
nicht recht in Uebereinstimmung bringen.

Bon Kaulbach's Königsbildniß kann man nur sagen: Inter-
dum dormitat Homerus!

Die Industrie-Ausstellung in München.

M ■ i.

Der erste Eindruck, weim man in die Jndustriehalle tritt, ist,
trotzdem daß man eine ziemlich deutliche Vorstellung davon mitbringt,
überraschend, großartig und heiter zugleich. Die überaus Helle, nur
leise, fast magisch gedämpfte Beleuchtung, die beweglichen, rauschen-
den Springbrunnen, die bunten, lustigen Farben, das festliche, neue
Aussehen aller Gegenstände, — das Alles erinnert an die erste
Empfindung, die man vor einer schön angeordneten und reich aus-
gestatteten Christbeschecrnng hat. Man läßt sich dann später mit
Behagen von Tisch zu Tisch, von Bucht zu Bucht treiben und die
Gedanken können kaum den Stoff berühren — von verarbeiten kann
nicht die Rede sein —, den das rastlos schweifende Auge mit im-
mer'gesteigerter Geschäftigkeit zuttägt. Unter den vielen fremden
Welten des Betriebes und Verkehrs und der Beschäftigung der
Menschen, welche man durchreist, trifft ein Jeder auch auf die ihm
mehr oder weniger'bekannte und vertraute und säumt desto länger,
je vollständiger er sie vor sich ausgebreitet findet. Wir, die wir
durch alle diese Erzeugnisse des menschlichen Fleißes mit einem Auge
gehen, welches die Spuren der bildenden Kunst sucht, die wir das
Moment der Zweckmäßigkeit nur vorübergehend, das der Schönheit
aber mit andauerndem Blicke betrachten, wir finden unsere Aufgabe,
wir finden unser Gebiet über das ganze Haus zerstreut und werden
vor den meisten Gegenständen zu Betrachtungen angeregt, und das
um so mehr, da ja niemals in einem Jndusttiepalaste die bildende
Kunst als solche, so gern man ihr auch eine Stelle gönnt, eine her-
vorragende einnehmen kann.

Es ist daher unsere natürliche Aufgabe, uns umzuschauen, in
welcher Weise und in welchem Grade die bildende Kunst sich An-
theil verschafft hat an den Erzeugnissen des Gewerbes. Von einer
Vergleichung der Leistungen der einzelnen Staaten werden wir dabei
absehen müssen, denn auch bei oberflächlicher Musterung drängt sich
schon die Ueberzeugung aus, daß eine allgemeine Vertretung der
deutschen Staaten im Palaste nicht stattfindet. Die Ausstellung ist
wesentlich eine mehr süd- und mitteldeutsche. Preußen z. B. hat
verhältnißmäßig wenig beigestenert. Oesterreich tritt, wo es aufttitt,
mit einem gewissen Glanz und Reichthnm aufi Viel Mühe in Be-
zug auf Vollständigkeit und gute Repräsentatiou hat sich Würtemberg
gegeben. Ihm gegenüber hat man das angenehme Gefühl, daß das
ganze Land die Aufgabe, seine Industrie nach allen Seiten hin aus-

zulegen,. damit der Beschauer ein klares und annähernd vollständiges
Bild davon in sich aufnehmen könne, daß das. Land diese Aufgabe
wohl erfaßt und einmüthig zur Ausführung gebracht hat. Die
Würtemberger haben auch ein besonderes, sich an den Münchener
Hauptkatalog genau anschließendes Verzeichniß gemacht, die verschie-
denen Gruppen darin mit einleitenden gewerbestatistischen Bemerlün-
gen - über das Land begleitet und über den Unffang und die Bedeu-
tung der einzelnen Fabriken Auskunft gegeben, so daß man sagen
darf, über Würtemberg ziemlich im Klaren zu sein, wenn man die-
sen Katalog durchstndirt und sich die dazu gegebenen Beispiele im
Hause der Industrie aufmerksam angeschaut hat. — Wir müssen
gestehen, daß wir dies Verfahren für sehr empfehlenswerth achten.
Das ist keine Absonderung, da ist im Gegentheil mehr Nationalgeist
und Gemeingefühl darin ausgesprochen, als wenn man theilnimmt,
aber unvollständig, oder gar nicht erscheint. Mecklenburg-Schwerin
hat den traurigen Ruhm, durch gänzliche Abwesenheit zu glänzen.

Einer Aufforderung gegenüber, wie die von Bayern zur allge-
meinen Jndusttie-Ausstellung zu München, hat man nach unserm
Ermessen gar keine Wahl. Es ist keine Aufforderung, die Bayern,
es ist eine Aufforderung, welche die Zeit macht — Bayern hat sie
nur ausgesprochen — und da kann sich Niemand ausschließen, der
in der Zeit und mit ihr leben will und an ihren Fortschritten mit-
zuarbeiten sich bewußt ist.

Es ist ein guter Grundsatz, sich nach der Sitte und Ordnung
des Landes oder des Hauses, worin man wohnt oder zu Gaste ist,
zu richten. Befolgen wir ihn also aitd) hier.

Wir finden die ganze Ausstellung in folgende 12 große Grup-
pen getheilt: 1) Mineralien und Brennstoffe, und zwar die ersteren
durch die erste Zurichtung hindurch. 2) Landwirtschaftliche Roh- >
Produkte und Erzeugnisse der ersten Zurichtung. 3) Chemisch-phar-
mazeutische Stoffe und Produkte, dann Farbewaaren. 4) Nahrungs-
mittel und Gegenstände des persönlichen Verbrauches. 5) Maschinen.
6) Instrumente. 7) Webe- und Wirkwaaren, Leder- und Beklei-
dungs-Gegenstände. 8) Metallwaaren und Waffen. 9) Stein-,
Jod- und Glaswaaren. 10) Holzwaaren und kurze Maaren ver-
schiedener Art. 11) Papier, Schreib- und Zeichnenmaterial und
Druck. 12) Alle Leistungen der bildenden Künste, die der Ausstel-
lung zufallen.

Möge der Leser uns nun durch alle 12 Gruppen folgen, wobei
wir freilich die Gegenstände ebensowenig strenge auseinanderhalten
können und werden, als die Ausstellungs-Commission es gekonnt hat.

Beginnen wir mit dem ©Jen, diesem Metall, dem die Archi-
tekten, vereint mit dem Glase, als Baumaterial eine so große Zu-
kunft versprechen, wie es in der That die Jndusttie- und Eisenbahn-
Hallen, Brücken u. s. w. auch bewahrheiten wollen. Die neuen
Construktionen scheinen nothwendig neue Formen nach sich ziehen zu
müssen und man muß abwarten, was die Zukunst darin Leisten wird.
Wir unsererseits halten einstweilen an der Meinung fest, daß mehr
die Zweckmäßigkeitsbauten der angefi'chrten Art, als die Schönheits-
bauten davon berührt werden möchten. An ausgeprägten Bauformen
früherer Zeit fanden wir maurische Capitäle und Details von Säu-
lengängen durch das königliche Hüttenamt zu Wasseralfingen in
Würtemberg ansgestellt. Wir wollen diese Gelegenheit gleich be-
nutzen, die Leistungen dieses Hüttenamts ganz.besonders hervorzuheben.
Die meisten Sachen aus demselben zeichnen sich durch künstlerisch
wohlgefällige Zeichmmg aus.

Schinkel hat einmal dem Zink eine außerordentliche Zukunft in der
Architektur prophezeit und in der That wie es scheint nicht mit Unrecht,
sieht man auf die Hervorbringungen der Geiß'scheu Anstalt in Berlin,
welche von den riesigen Capitälen des Universitätsgebändes in Christiania
bis'zu der Ofenthür-Rosette, welche sich der Lehrjunge für wenige Gro-
schen aussucht, Alles produzirt, was am.oder im Hause durch Zink
 
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