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Eggers, Friedrich [Editor]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 5.1854

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https://doi.org/10.11588/diglit.1198#0361
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u. s. w. aus farbig bronzirtem Eisenguß herzustellen, ist in neuester
Zeit ein Modeartikel geworden. Die Sachen nehmen sich in Form
und Farbe säst phantastisch aus. Es ist etwas von dem schillernden
Farbenspiel der Schlacke darin und die Formen sind meist von dem
Blatte und der Muschel genommen. Das Ganze mahnt wie an
Erzeugnisse einer Gnomen- und Koboldwerkstatt. In diesen Dingen
stehen die Wasseralfinger nicht oben an. Ihre Sachen von G. Strei-
ger sind auch in der Zeichnung zwar nicht schlecht, allein sie sind
nicht scharf im Guß und nicht zart in der Farbe. Gleiches muß
man von der Gienanth'schen Gießerei zu Eisenberg in der Pfalz
sagen. Als ein besonderer Artikel sind uns aber hier die „Verzie-
rungen" ausgefallenreliefartige Darstellungen, meist Jagd- oder
Reiterstücke, die so für sich bestehen und wahrscheinlich dazu dienen,
an den Flächen der Meubles als Zierrath angehestet zu werden.
Dieser Sinn für den Schmuck hat allzeit etwas Erfreuliches. Hier
hat die Wohlfeilheit, mit der sich allerdings scharfer Guß und gute
Zeichnung nicht vereint, auch mehr Berechtigung, wie bei den oben
angeführten Lauchhammer'schen Sachen; denn es handelt sich hier
um einen volksthümlich gewordenen nothwendigen Zierrath, während
dort sich etwas Fremdes in mangelhafter Form an die Stelle von
dem Hergebrachten, vielleicht Besserem setzen will. Die G.'schen
Fabriken hatten auch das für Architekten sehr interessante Modell
der in Ludwigshafen ausgesührten ganz eisernen Halle in -rV der
natürlichen Größe ausgestellt. — Am bedeutendsten in jenen kleinen
bronzirten Eisengußwaaren ist E. G. .Zimmermann in Frankfurt
am Main. Hier äst Schmelz und Dust der Farbe, hier sind gute!
Einfälle und Arbeiten nach guten, nicht kleinlich gezeichneten Modellen, ?
die von Fr. Malchow in Berlin herrühren, ausgeführt. Ein;
Schachbrett, auf welchem Römer und Germanen die Figuren bilden,!
ein Pflug als Briefbeschwerer für einen Landwirth, ein Uhr-, eilt1
Regenschirmhalter, durch eine Wasserblume gebildet u. s. w.; das;
graue netzartige Gewebe einer Melone hat zur Nachahmung einge-!
laden. Das Epheublatt, die Winde, die Perlenmuschel, drei Gegen-!
stände, welche einmal bei diesen Arbeiten eine große Rolle spielen,!
fehlen auch hier nicht; aber sie treten nicht in kleinlichen Formen
aus und es bietet sich außerdem eine große Mannigfaltigkeit in den
Motiven.

Ein neues Moment in diese Arbeiten bringt Joseph Glanz in
Wien hinein; er thut noch bei figürlichen Darstellungen ganz leise
etwas Farbe hinzu, so wie man Steindruck mitunter durch verschie-
dene Töne nur anzuhauchen pflegt. Der Grundton bleibt Eisen
oder Bronze, aber die farbig angestrahlten Gewänder arabischer
Häuptlinge und sonstiger phantastischer orientalischer Gestalten machen
sich nicht übel.

Die größeren Eisengußwaaren von A. und C. Metz in Eich
bei Luxemburg: ein Bücherschrank und eine Etagere, haben zwar
Käufer gesunden, wir können uns aber nicht von der allzu bunten
Zeichnung befriedigt erklären. Eine ausgebauchte, hinten hohle Sa-
thrlarve war an Allem, auch an einem Lehnstuhl, das immer wieder-
kehrende Ornament. Nur eine Gartenbank machte eine rühmliche
Ausnahme.

Ruustliteratur.

1. Marienburg, das Haupthaus des deutschen Ritter-Ordens in

dem ehemaligen und in.dem gegenwärtigen Zustande. Von
August Witt. Mit zwei Ansichten. Königsberg bei W. Koch.
S 1854. 127 S. 8.

Nachdem F. von Quast durch seine gründlichen Untersuchungen
(„Beiträge zur Geschichte der Baukunst in Preußen. 111. Schloß

Marienburg.") die Baugeschichte dieses großartigen Werkes mit
Rücksicht auf sämmtliche historischen Daten und die stylistische Ver-
schiedenheit der einzelnen Theile überzeugend sestgestellt hat, konnte
es selbstverständlich nicht die Aufgabe einer neueren Schrift sein,
diese meisterhaft geführte Forschung überbieten zu wollen. Vielmehr
ist die Absicht des vorliegenden Werkchens nur darauf gerichtet, für
weitere Kreise eine detaillirte Beschreibung des Schlosses nach allen
seinen Th eilen sammt ihrer ornamentalen Ausstellung, nach ihrem
früheren Zustande, den Zwecken, denen sie dienten, den Schicksalen
und Veränderungen, die sie bis aus die neueste Zeit erlebten, zu
liefern. Dieser Zweck ist durch eine liebevolle, sorgfältige, selbst das
Geringfügigste in's Auge fassende Darstellung zur Zufriedenheit er-
reicht. Besonders ausführlich ist auch der jüngsten Schicksale des
Schlosses so wie der langjährigen Arbeit seiner Restauration ge-
dacht worden, an welcher sich in edlem Wetteifer die ganze Provinz,
in deren Mitte es liegt, betheiligt hat. Die „Einleitung" giebt eine
kurze Skizze von der Geschichte der Entstehung des umfangreichen
Gebäudes, wobei der 'Vers, den durch v Quast's Untersuchungen
festgestellten Daten mit richtigem Takte gefolgt ist. Die Beschreibung
des künstlerischen Theiles hält sich dagegen, bei aller Sorgfalt und
Treue, an allgemeine, mehr dem Laien geläufige, als wissenschaftlich
bezeichnende Ausdrücke. Ohne daraus dem Vers., der offenbar giebt,
soviel er selbst an Erkenntniß in diesen Dingen besitzt, gerade einen
Vorwurf machen zu wollen, können wir doch nicht leugnen, daß eine
sachkundigere, prägnantere Bezeichnung auch in dieser Hinsicht sehr
wünschenswerth gewesen wäre. Jndeß halten wir uns an den
Hauptzweck des Werkchens: die Schilderung der ganzen complicirten
Baulichkeiten nach ihrer ursprünglichen Einrichtung, nach der Be-
stimmung jedes einzelnen Raumes, die hier mit großer Genauigkeit
gegeben ist und auch in weiteren Kreisen Interesse erregen wird.
Jedoch müssen wir uns sehr darüber wundern, alle diese weitläufigen
Beschreibungen nicht einmal durch einen Grundriß des Schlosses
erläutert zu sehen, der hier gar nicht zu entbehren und noch viel
wichtiger ist, als die. beigefügten radirten Ansichten des großen
Remters und des Mittelschloffes von der Nordseite. Auch begreifen
wir nicht, warum statt der am wenigsten charakteristischen, obendrein
am meisten restaurirten Nordseite nicht lieber die westliche Seite ge-
wählt wurde, wo der Bau, gegen die Nogat hin, sein Wesen in
größter Eigenthümlichkeit ausspricht. Wir rathen, bei einem etwai-
gen erneuten Abdruck eine Tafel mit den unentbehrlichen Grund-
rissen beizufügen.

2. Der Dom zu Sanct Stephan in Wien. Beschrieben von
A. R. von P erg er. Mit Jllusttationen. Triest, Verlag des
österr. Lloyd. 1854. XIX. und 118 S. 4.

Auch diese Monographie hat gleich der vorigen nicht den aus-
schließlich fachgelehrten Kreis, sondern das größere gebildete Publi-
kum im Auge, bei dem sie das Interesse und Verständniß des be-
deutenden Bauwerkes, von dem sie handelt, erregen will- Jndeß
steht hier dem Vers, selbst die Kenntniß der stylistischen Bedeutung
eines Kunstwerkes zur Seite, und es ist ihm, darauf gestützt, gelun-
gen, eine sachgemäße populaire Darstellung seines Gegenstandes zu
geben. Seine Schrift besteht demnach aus einem historischen und
einem beschreibenden Theile. Im ersteren erörtert er mit Benutzung
der durch die Forschung ermittelten Resultate die Baugeschichte des
Stephansdomes; im andern geht er an eine Beschreibung des
Aenßeren wie des Innern sammt den wichtigen Kunstwerken, die
darin enthalten sind. Dieser Theil wird durch 15 große nach den
Zeichnungen von I. Rzechka von H. Kn ö fl er gefertigte Holz-
schnitte illustrirt, die den Grundriß, das Riesenthor, das Grabmal
des Neidhard Fuchs, das Singerthor, zwei Altar-Marmorbaldachine,
den ausgebauten Friedrichsgiebel, die Kanzel, die alten Chorstühle,
 
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