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Felix Commichau— Darmstadl :
echt Lang'schen Linien-
führung einem flotten Ba-
rock-Saltomortale, das ihn
seiner Eleganz wegen un-
willkürlich anzog. — Ele-
ganz! Es ist dies bei flüch-
tiger Beschauung wohl der
Haupt-Eindruck, den man
von den Lang'schen Ar-
beiten empfängt. Nicht
jene Eleganz, die nach
Lack, nach Oberflächlich-
keit duftet, sondern jene
Grazie, die der tiefsten
Liebe für die Erscheinungs-
Welt, als der Trägerin aller
Ideen, entspringt. Die For-
men, in welche der Künst-
ler seine Gedanken kleidet,
sind so exakt, so eigen-
artig höflich, sie fliessen in
so lustigem Rhythmus
dahin — gleich einer Mozart'schen Melodie.
Die Stickerei - Entwürfe *), die ihn zuerst
vor die grosse Öffentlichkeit brachten, zeigen
diese Eigenart schon stark ausgebildet.
Das rein lineare Motiv ist es, zu welchem
unser Künstler am meisten hinneigt. Mit
diesem umrahmt und füllt er Flächen. Die
graziösen Linien streben dahin; sie teilen
sich, verschlingen sich, eilen nebeneinander
*) Die »D. K. u. D.« hatte im vorigen Jahre einen
Wettbewerb zur Erlangung von Kunststickerei-Entwürfen
in völlig neuer Formgebung ausgeschrieben. Die ersten
drei Preise wurden von der Juri einstimmig den Arbeiten
Paul Lang's zuerkannt. Diese wurden in der im gleichen
Verlage erschienenen, reich illustrierten Broschüre >Moderne
Stickereien« (ca. 100 Illustr., Preis Mk. 4.50) veröffentlicht.
her, und stossen sich jäh-
lings, wie im Übermute,
von einander ab. Mitunter
kommt wohl ein wenig
viel Bewegung in das
Muster; einen nervösen,
unruhigen Eindruck macht
es jedoch nie. Pflanzliche
Motive verwendet Lang
selten an erster Stelle; sie
treten nur füllend, ergän-
zend hinzu; in seinen
letzten Erzeugnissen er-
scheinen sie noch spär-
licher, als in seinen frühe-
ren. — Alle Arbeiten
Lang's machen den Ein-
druck, als seien es Ge-
legenheits - Gedichte, flott
aus übersprudelnder Laune
hingeworfen. Mit der
Grundform derselben ver-
hält es sich auch so; doch wird sie mit an-
gestrengtem Fleisse überarbeitet. Er ringt
um die letzte Gestaltung so heiss wie nur
einer, und ist erst zufrieden, bis sich das
kleinste Teilchen derselben mit der Idee
deckt, die seinen Geist erfüllt. Seine Ar-
beiten sind ganze Arbeiten; nicht solche,
die Gelöstes mit nur Gewolltem vereinen.
Dabei hat Lang ein Farbengefühl von
grosser Feinheit. Der Sinn, der ihn aus
der äusseren Form alles Robuste, Klotzige,
Unvermittelte fernzuhalten bestimmt, lässt
ihn auch in der Farbe jede Härte, jede
Grellheit vermeiden. In zarten, weich und
duftig gestimmten Tönen ergeht er sich.
Felix Commichau— Darmstadl :
echt Lang'schen Linien-
führung einem flotten Ba-
rock-Saltomortale, das ihn
seiner Eleganz wegen un-
willkürlich anzog. — Ele-
ganz! Es ist dies bei flüch-
tiger Beschauung wohl der
Haupt-Eindruck, den man
von den Lang'schen Ar-
beiten empfängt. Nicht
jene Eleganz, die nach
Lack, nach Oberflächlich-
keit duftet, sondern jene
Grazie, die der tiefsten
Liebe für die Erscheinungs-
Welt, als der Trägerin aller
Ideen, entspringt. Die For-
men, in welche der Künst-
ler seine Gedanken kleidet,
sind so exakt, so eigen-
artig höflich, sie fliessen in
so lustigem Rhythmus
dahin — gleich einer Mozart'schen Melodie.
Die Stickerei - Entwürfe *), die ihn zuerst
vor die grosse Öffentlichkeit brachten, zeigen
diese Eigenart schon stark ausgebildet.
Das rein lineare Motiv ist es, zu welchem
unser Künstler am meisten hinneigt. Mit
diesem umrahmt und füllt er Flächen. Die
graziösen Linien streben dahin; sie teilen
sich, verschlingen sich, eilen nebeneinander
*) Die »D. K. u. D.« hatte im vorigen Jahre einen
Wettbewerb zur Erlangung von Kunststickerei-Entwürfen
in völlig neuer Formgebung ausgeschrieben. Die ersten
drei Preise wurden von der Juri einstimmig den Arbeiten
Paul Lang's zuerkannt. Diese wurden in der im gleichen
Verlage erschienenen, reich illustrierten Broschüre >Moderne
Stickereien« (ca. 100 Illustr., Preis Mk. 4.50) veröffentlicht.
her, und stossen sich jäh-
lings, wie im Übermute,
von einander ab. Mitunter
kommt wohl ein wenig
viel Bewegung in das
Muster; einen nervösen,
unruhigen Eindruck macht
es jedoch nie. Pflanzliche
Motive verwendet Lang
selten an erster Stelle; sie
treten nur füllend, ergän-
zend hinzu; in seinen
letzten Erzeugnissen er-
scheinen sie noch spär-
licher, als in seinen frühe-
ren. — Alle Arbeiten
Lang's machen den Ein-
druck, als seien es Ge-
legenheits - Gedichte, flott
aus übersprudelnder Laune
hingeworfen. Mit der
Grundform derselben ver-
hält es sich auch so; doch wird sie mit an-
gestrengtem Fleisse überarbeitet. Er ringt
um die letzte Gestaltung so heiss wie nur
einer, und ist erst zufrieden, bis sich das
kleinste Teilchen derselben mit der Idee
deckt, die seinen Geist erfüllt. Seine Ar-
beiten sind ganze Arbeiten; nicht solche,
die Gelöstes mit nur Gewolltem vereinen.
Dabei hat Lang ein Farbengefühl von
grosser Feinheit. Der Sinn, der ihn aus
der äusseren Form alles Robuste, Klotzige,
Unvermittelte fernzuhalten bestimmt, lässt
ihn auch in der Farbe jede Härte, jede
Grellheit vermeiden. In zarten, weich und
duftig gestimmten Tönen ergeht er sich.