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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 10.1902

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Fuchs, Georg: Zeitgemäße Betrachtungen zum Hamburger Wettbewerb
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https://doi.org/10.11588/diglit.6695#0073
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Georg Fuchs: Zeitgemässe Betrachtungen zum Hamburger Wettbewerb. 355

HANS HUNDK1ÜSER— CHARLO'l TENBURG.

Medaille, wo die kleinlich-barbarische Helm-
Spitze bekanntlich durch den Münz-Rand
weggeschnitten ist. Ganz vorzüglich be-
wältigt ist bei diesem Entwürfe die stilistische
Vereinfachung des Kostüms, die mit solcher
Kraft und Sicherheit durchgeführt wurde,
dass die völlig moderne Tracht (Kürassier-
Interim mit Mantel, Pallasch und Portepee)
durchaus ins Heroische, Grosse, Zeitlose
gesteigert erscheint. Wir möchten schon
darum diesen Entwurf geradezu als den
stilistisch reifsten ansprechen. Man muss
fast annehmen, dass das Preis-Gericht nur
desshalb dieses Projekt nicht an die vorderste
Stelle gerückt hat, weil das von Lederer
und Schaudt, obwohl in der Formen-
Sprache sehr viel archaistischer und in der
Architektur sehr viel unorganischer, durch
das, was es sagt, durch die »Modernität«
seines wie in Donner-Rufen sich kündenden
Gedanken - Gehaltes dort am Hamburger
Hafen stehen müsse. Und darin kann man
den Richtern, wie bereits betont, freudig
zustimmen. Aber wir möchten die deutsche
Stadt glücklich preisen als ein gut geleitetes
Gemein-Wesen, welche den starken, hohen
Traum von Beyrer und Rank in ihren Mauern

1902. VII. 8

Konkurrenz-Entwurf für Hamburg (II. Preis).

verwirklichen wird. Ich glaube, an diesem
Denkmal hätte der alte Bismarck selber seine
aufrichtige Freude gehabt.

Der Entwurf von Hundriescr nähert
sich unter den preisgekrönten wohl noch am
meisten dem üblichen seit der nationalen
Einigung aufgekommenen Denkmal - Typus;
aber selbst da lässt sich nicht übersehen, wie
auf eine Vergeistigung des Gesichts - Aus-
druckes hingearbeitet wurde, auf ein gewisses
episches Pathos, durch welches namentlich
der Kopf der Hundrieser'schen Statue be-
achtenswert erscheint. Es ist ganz merk-
würdig, welche starke Einwirkung die mit
dem Aufstellungs-Orte verbundenen Kultur-
Thatsachen und Macht- Verhältnisse auf die
Fantasie der hervorragendsten Künstler aus-
übten, die sich an diesem Wettbewerbe be-
teiligten. Das gilt auch von Hans Hundrieser.
Er dachte sich das ganze Denkmal bis zu
der kolossalen Höhe von 42 m aufgetürmt,
die Figur allein 171/2 m hoch und den Helm
vergoldet, sodass er schon weit vom Meere
aus von den hafenwärts steuernden Schiffen
erblickt würde! Das ist also eine ähnliche
Art, feierliche Gefühle, die an dieser Stätte
überseeischen Verkehrs in den Menschen
 
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