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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 10.1902

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Fuchs, Georg: Zeitgemäße Betrachtungen zum Hamburger Wettbewerb
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https://doi.org/10.11588/diglit.6695#0078
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36o

Georg Fuchs—Darmstadt :

W. KREIS—DRESDEN.

Statue des unteren Entwurfes S. 357

aufrichtig fromme Stimmung unter dieser
Kuppel — welch ein Glaube mag es sein ? —
Seltsame Zeichen sind es wahrlich, die
dort von Hamburg mit ungewissem Schein
herüberleuchten! — Unsere Öffentlichkeit,
natürlich nur die der bevorzugtesten Gebildeten,
erfährt durch diesen Wettbewerb vielleicht
zum ersten Male, dass man nur ganz ober-

flächlich und schwächlich
redet, wenn man von einer
»neuen Kunst« spricht.
Es sind tiefer strömende,
ernstere Gewalten, die sich
ein Bett suchen im festen
Land europäischen Kultur-
lebens und denen in der
Kunst der schöpferischen
Meister nur eines ihrer
Mittel, freilich das mäch-
tigste und edelste zubereitet
wird. Wir erinnern uns
dabei, dass Fritz Schu-
macher'(inseinen »Studien«
vergl. Februar-Heft 1900
dieser Zeitschrift S. 240 bis
245) ähnlich wie es hier
Wilhelm Kreis gethan, da-
rauf sann, wie man wie-
der »Heiligtümer« türmen
könne und dass er die
herrisch emporsteigende
Welt-Anschauung, welche
als die Mutter solch neu-
artiger Kunst zu gelten
hat, offen bekannte, indem
er ein Sieges- und Helden-
Mal für Friedrich Nietzsche
erdachte. Mithin dürfen
wir in einigen dieser Ham-
burger Bism arck - Proj ekte
Zwischenstufen erkennen,
welche von der wesenlosen
Kunst-Imitation eines ple-
bejischen Zeitalters hinauf-
führen zu einer Kunst,
wie wir sie im vorigen
Hefte dieser Zeitschrift
bei Gelegenheit des ersten
Auftretens C. M. Rebel's
gefordert haben, zu einer
Kunst der aufrichtigen, aufrechten, sou-
veränen, machtvollen Menschlichkeit. Die
Kunst als vollendende, feierliche Formel
eines grösser, tiefer, reicher, freudiger,
heiliger empfundenen Lebens, wie sie in
den Schöpfungen eines Lechter, Behrens,
van de Velde und Mackintosh zum Gebild
geworden: bedünkt uns nicht, als streckten
 
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