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Georg Fuchs—Darmstadt:
HOLLÄNDISCHE BUCH-GEWERBE-ABTEILUNG IN TURIN. Leder-Einbände.
diejenigen, welche sich in den Formen, »rein-
künstlerisch« wie man früher sagte, als die
Richtung gebenden, vordersten darstellen.
In der holländischen Abteilung ist dies ohne
Zweifel der von Uiterwi/k & Co. ausgeführte,
von Wegerif entworfene Saal. Die Abbild-
ungen entlasten uns wohl von der Pflicht
peinlichen Aufzählens der Einzelheiten. Wir
bemerken nur, dass die wundervollen Batiks
der Kissen und des Wand-Schirmes von der
Gattin des Meisters, Frau Agathe Wegerif—
HOLLAND. BUCH-GEWERBE-ABTLG. Pergament-Einband.
Gravestein geschaffen wurden, welche zu
Apeldoorn in einer eigenen Anstalt die Her-
stellung von Batiks leitet. Man darf nicht
unterschätzen, dass dieser Raum ganz hervor-
gegangen ist aus der heimatlichen Art des
Wohnens und dass er dennoch eines neuen
Lebens so voll ist! Eine übermässig geputzte
Turiner Dame, welche mit mir eingetreten
war, flüsterte spöttisch etwas von einer
»holländischen Küche« und verschwand heftig
duftend. Darin hatte sie recht: der Raum
ist holländisch, er verleugnet nicht, dass der
Raum des Herdes von je dem Holländer als
das Heiligtum und die Mitte seines Hauses
galt. Aber wie hat der Künstler dieses
Empfinden weiter gedeutet und durch ver-
feinernde Gestaltung mit der erhöhten Kultur
des modernen Lebens wieder in Einklang
gesetzt! Hier ist Tradition, hier ist aber auch
Können; hier ist Nützlichkeit, hier ist aber
auch Schönheit. Damit — so dächte ich —
ist genug gethan. Es spricht sehr für diese
Kunst und für diese Künstler, dass die
Italiener aus dem »Durchschnitt« und alle in
modischen Nichtigkeiten aufgehenden Ver-
falls-Völker hier jene Phantastik und jenen
die Sinne hitzig bestürmenden Schmuck ver-
missen, dessen Heimat Paris ist und der in
lächerlichen, provinzialen Nachahmungen die
italienische und belgische Sektion der Turiner
Ausstellung zu einem Ort der Qual macht.
Es ist vornehm, zu betonen, dass man
Tradition hat; aber es ist nicht sehr vornehm,
Georg Fuchs—Darmstadt:
HOLLÄNDISCHE BUCH-GEWERBE-ABTEILUNG IN TURIN. Leder-Einbände.
diejenigen, welche sich in den Formen, »rein-
künstlerisch« wie man früher sagte, als die
Richtung gebenden, vordersten darstellen.
In der holländischen Abteilung ist dies ohne
Zweifel der von Uiterwi/k & Co. ausgeführte,
von Wegerif entworfene Saal. Die Abbild-
ungen entlasten uns wohl von der Pflicht
peinlichen Aufzählens der Einzelheiten. Wir
bemerken nur, dass die wundervollen Batiks
der Kissen und des Wand-Schirmes von der
Gattin des Meisters, Frau Agathe Wegerif—
HOLLAND. BUCH-GEWERBE-ABTLG. Pergament-Einband.
Gravestein geschaffen wurden, welche zu
Apeldoorn in einer eigenen Anstalt die Her-
stellung von Batiks leitet. Man darf nicht
unterschätzen, dass dieser Raum ganz hervor-
gegangen ist aus der heimatlichen Art des
Wohnens und dass er dennoch eines neuen
Lebens so voll ist! Eine übermässig geputzte
Turiner Dame, welche mit mir eingetreten
war, flüsterte spöttisch etwas von einer
»holländischen Küche« und verschwand heftig
duftend. Darin hatte sie recht: der Raum
ist holländisch, er verleugnet nicht, dass der
Raum des Herdes von je dem Holländer als
das Heiligtum und die Mitte seines Hauses
galt. Aber wie hat der Künstler dieses
Empfinden weiter gedeutet und durch ver-
feinernde Gestaltung mit der erhöhten Kultur
des modernen Lebens wieder in Einklang
gesetzt! Hier ist Tradition, hier ist aber auch
Können; hier ist Nützlichkeit, hier ist aber
auch Schönheit. Damit — so dächte ich —
ist genug gethan. Es spricht sehr für diese
Kunst und für diese Künstler, dass die
Italiener aus dem »Durchschnitt« und alle in
modischen Nichtigkeiten aufgehenden Ver-
falls-Völker hier jene Phantastik und jenen
die Sinne hitzig bestürmenden Schmuck ver-
missen, dessen Heimat Paris ist und der in
lächerlichen, provinzialen Nachahmungen die
italienische und belgische Sektion der Turiner
Ausstellung zu einem Ort der Qual macht.
Es ist vornehm, zu betonen, dass man
Tradition hat; aber es ist nicht sehr vornehm,