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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 10.1902

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Commichau, Felix: Neues von Professor Max Läuger - Karlsruhe
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https://doi.org/10.11588/diglit.6695#0290
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574

Neues von Professor Max Länger—Karlsruhe.

prok. MAX lauger—karlsruhe.

Wasser-Hahnen in gehämmertem Kupfer.

Unabhängigkeit, von völlig in sich ge-
schlossener, in sich gegründeter Schönheit
ist nahe daran, sich zu vollenden. Die
meisten der von uns heute vorgeführten
jüngsten Schöpfungen des Meisters zeigen
dies an. — Betrachten wir zunächst unter
den keramischen Erzeugnissen die reizvolle
dreiteilige Vase: keine naturalistische Deko-
rierung ist mehr an ihr. Die Zweckform
an sich, köstlich naiv und dennoch kom-
pliziert, weist kein anderes künstlerisches
Moment auf, als eine feine rhythmische
Durchbildung: Und das genügt! Jeder
Blumen - Schmuck, jedes Blütchen und
Blättchen an ihr, würde als störend em-
pfunden werden. Selbst der Verlockung, die
band-artigen Verbindungs-Glieder zwischen
den einzelnen Vasen zu verzieren, hat der
Künstler widerstanden. Dadurch, dass er
sie in schräge Richtung und in Parallelismus
brachte, that er genug, sie für das Auge
zu rechtfertigen, und rettete so dem Kunst-
werke ein eigenes Leben. — Der Tafel-
Aufsatz, der auf der entgegengesetzten Seite
wiedergegeben ist, steht gegen die erwähnte
Vase, trotz seiner höchst günstigen Zweck-
Form, wesentlich zurück. An ihm erkennt
man den hemmenden, zersplitternden Ein-
fluss der pflanzlichen Dekoration deutlicher,
als an den übrigen Schöpfungen. Die Metall-
Arbeiten jedoch, die Thür - Beschläge, die
Schlüssel-Schilder und Wasser-Hahnen sind

in ihrer formalen Durcharbeitung wieder
höchst bedeutungsvoll und für die Ver-
innerlichung der Läuger'schen Ornamen-
tierung ein weiterer Beweis. In einigen,
den grossen Beschlägen zum Beispiel, kämpft
die reine Linie noch mit naturalistischen
Elementen, wenn es ihr auch bereits gelungen
ist, ihre Macht, ihre rhythmische Schönheit
durchzusetzen. Die kleinen Schlüssel-Schilder
rechts und links sind hervorragende Zeug-
nisse reifer, abstrakter Ornamentik, Zeugnisse
für die Güte dessen, was in Zukunft von
Läuger zu erwarten steht. Auch der Kamin-
Mantel und nicht zuletzt die Stand-Uhr aus
gehämmertem Kupfer-Blech sind gute Stücke
reizvoll-origineller Zweck-Form. Die Form
an sich ist es auch, die den gewaltigen
Kachel-Ofen, der die eine Ecke des Karls-
ruher Ausstellungs-Zimmers ausfüllt, so an-
genehm wirken lässt; die kleinen bunten
Kachelchen, die ihn schmücken, tragen zu
seiner Schönheit nicht viel bei. Das gleiche ist
bei den Möbeln, den Schränken und dem Eck-
Sitze der Fall. Dennoch könnte man diesen
etwas mehr lineare Bewegung wünschen. —
Alles in Allem: behält Läuger's Kunst die
Richtung, die sie in letzter Zeit mit Klarheit
und Energie eingeschlagen hat, ohne
Schwanken bei, so dürfen ihr ohne Zweifel
neue, ja grössere Erfolge prophezeit werden;
und ich zögere keinen Augenblick, dies
zu thun. Felix Commichau—Darmstadt.
 
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