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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 10.1902

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Fuchs, Georg: Deutsche Zukunfts-Architektur in Turin
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https://doi.org/10.11588/diglit.6695#0322
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604

Georg Fuchs—Darmstadt:

E. II. I'.ERI.EPSCH-YAI.EXDAS.

Hof-Ansicht der deutschen Abteilung für Wbhnungs-Kunst.

kraftvollen Geiste atmen, als es uns hier
verstattet wird! Zwar, wenn Hermann Billing
in den Stand gesetzt worden wäre, zur Aus-
gestaltung und Ausschmückung seines Kaiser
Wilhelm-Saales grössere Hilfs-Mittel und
gute Hilfs-Kräfte heranzuziehen, so würden
wir hohen Muts hinanschreiten. Auf diesen
Baumeister darf man gewiss Hoffnungen
setzen, wenn es gilt das Problem zu erschöpfen,
das hier nur mehr skizzenhaft angedeutet
wurde. Ob es an Geld, ob es an Zeit ge-
fehlt hat, gleichviel, dieser Saal, so leer, so
kahl im Ganzen, so unfertig in der allzu-
wuchtigen Brunnen-Anlage, ist nicht das ge-
worden, was er hätte werden können, wenn
der leitende Architekt sein ernstes Em-
pfinden und volles Können unbehindert und
ohne Übereilung hätte einsetzen dürfen.

Als ein geschickterer Arrangeur erweist
sich dagegen, allerdings mit kleineren Mitteln,
Bruno Möhring. Man erkennt auf den ersten
Blick in den chor-artig abschliessenden Raum
mit der prächtigen Löwin von Gaul den

Ausstellungs-Routinier, der mit einigen wohl-
gezielten Treffern und mit kluger Verwendung
der Malerei auch dem verwöhnteren Auge
ein wohlgefälliges Ensemble aus den hete-
rogensten Elementen zusammen zaubert. Hier
findet man unter viel Minderwertigem manches
gute Möbel und manches solide Einzelstück
ohne gerade durch zahlreiche überragende
Schöpfungen gefesselt zu werden.

Um aber die »Zukunfts-Architektur« —
diese als grosse, monumentale Kunst ver-
standen — weiter zu verfolgen, so ist es ganz
auffällig, wie sie verschwindet, je mehr der
grosse Macht-Gedanke und der nach formen-
der Beherrschung des Lebens verlangende
Macht-Instinkt der Rasse zurücktritt. Es
verdient Beachtung, dass in den bayerischen
Räumen von alle dem nichts zu verspüren ist.
Man hat dort ein Treppenhaus von Berlepsch,
einen Durchgang, in dem eine Büste des
Regenten mit sehr vielen Topf-Gewächsen
den Mangel jeglichen Gestaltungs-Versuches
kaum verbirgt, und dann noch mehrere
 
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