1:6
Georg Fuchs—Darmstadt:
erweisen lasse, wenn man in dem Vestibulum
mehr erkennen will als einen glücklichen
Einzelfall. Es genügt auch nicht, dass wir
hier, in dem Bibliothek - Zimmer Alexander
Koch's oder später in dem Salon der Firma
Ludwig Aller — Darmstadt feststellen, wie
Behrens selbst bei der Bewältigung der
»alltäglichen«, »praktischen« Aufgaben der
Künstler der grossen, gebietenden Geistig-
keit bleibt, ohne den Zweck zu verleugnen
und ohne unverständlich zu werden. Damit
wäre vielleicht einem Einzigen hohe An-
erkennung ausgesprochen, nicht aber neue
Vorzeichen einer heranschwellenden Kultur
deutscher Rasse und deutschen Geistes auf-
gedeckt. Es müsste sich zeigen, dass einer-
seits ein Verlangen nach künstlerischer
Prägung des Lebens und seines Alltages
besteht, und dass andererseits Künstler
thätig sind, welche diesem Verlangen ent-
sprechen und bei deren Werken eine all-
gemein-verständliche Einfachheit und Klar-
heit der Formen zu Tage tritt, nicht als
Ergebnis eines Kompromisses mit den
schlechten Instinkten und üblen Gewohn-
heiten der »gebildeten« Menge, sondern als
die in eiserner Selbstzucht errungene Frucht
ausgereifter Kraft. Wir müssten auf eine
Wohnungs-Gestaltung rechnen können, die
ganz im Gegensatze steht zu jener »Künstler-
Kunst«, die nur dann auf originelle, oft nur
allzu originelle Formen kommt, wenn sie
sich im grellsten, erschreckendsten Wider-
spruch zum »Konventionellen« bewegt, wenn
sie ihren Erfolg in der Sensation, in der
Überraschung, in der losgebundenen Indivi-
dualität sucht. Wir müssten zu der Gewiss-
heit kommen, dass unsere richtunggebenden
jüngeren Meister den zauberischen Lockungen
der Mackintosh's und ihrer poetischen Sym-
bolik widerstehen, und dass sie sich noch
viel weniger durch die keck verblüffende
THEO SCHMUZ-BAUDISS—CHARLOTTENKÜKG.
Porzellan. (Vereinigte Werkstätten—München.)
Georg Fuchs—Darmstadt:
erweisen lasse, wenn man in dem Vestibulum
mehr erkennen will als einen glücklichen
Einzelfall. Es genügt auch nicht, dass wir
hier, in dem Bibliothek - Zimmer Alexander
Koch's oder später in dem Salon der Firma
Ludwig Aller — Darmstadt feststellen, wie
Behrens selbst bei der Bewältigung der
»alltäglichen«, »praktischen« Aufgaben der
Künstler der grossen, gebietenden Geistig-
keit bleibt, ohne den Zweck zu verleugnen
und ohne unverständlich zu werden. Damit
wäre vielleicht einem Einzigen hohe An-
erkennung ausgesprochen, nicht aber neue
Vorzeichen einer heranschwellenden Kultur
deutscher Rasse und deutschen Geistes auf-
gedeckt. Es müsste sich zeigen, dass einer-
seits ein Verlangen nach künstlerischer
Prägung des Lebens und seines Alltages
besteht, und dass andererseits Künstler
thätig sind, welche diesem Verlangen ent-
sprechen und bei deren Werken eine all-
gemein-verständliche Einfachheit und Klar-
heit der Formen zu Tage tritt, nicht als
Ergebnis eines Kompromisses mit den
schlechten Instinkten und üblen Gewohn-
heiten der »gebildeten« Menge, sondern als
die in eiserner Selbstzucht errungene Frucht
ausgereifter Kraft. Wir müssten auf eine
Wohnungs-Gestaltung rechnen können, die
ganz im Gegensatze steht zu jener »Künstler-
Kunst«, die nur dann auf originelle, oft nur
allzu originelle Formen kommt, wenn sie
sich im grellsten, erschreckendsten Wider-
spruch zum »Konventionellen« bewegt, wenn
sie ihren Erfolg in der Sensation, in der
Überraschung, in der losgebundenen Indivi-
dualität sucht. Wir müssten zu der Gewiss-
heit kommen, dass unsere richtunggebenden
jüngeren Meister den zauberischen Lockungen
der Mackintosh's und ihrer poetischen Sym-
bolik widerstehen, und dass sie sich noch
viel weniger durch die keck verblüffende
THEO SCHMUZ-BAUDISS—CHARLOTTENKÜKG.
Porzellan. (Vereinigte Werkstätten—München.)