4 8
Georg Fuchs: Die Wohn-Räume der Deutschen Abteilung.
PROF. BERNHARD PANKOK—STUTTGART, Möbel aus nebenstehendem Salon.
t INTERNATIONALE AUSSTELLUNG FÜR MODERNE DEKORATIVE KUNST IN TURIN I902.
ein Architekt ist. — Die Dresdener Werk-
stätten für Handwerks-Kunst greifen noch
tiefer in das eigentlich bürgerliche Wesen
hinein und finden von diesem aus schon
recht freudigen Widerhall, wie ihre offenbar
guten geschäftlichen Erfolge schliessen lassen.
Ja sie gehen schon ein wenig zu weit herab:
aus der romantischen Dachstuben-Poesie und
den Boheme-Manieren Derer, die mit der
langen Pfeife in Hemdsärmeln hinterm Maß-
krug sitzen und Karten dreschen oder für
Richard Wagner schwärmen, aus dieser
ganzen »gemütvollen« Barbarei, die den
Deutschen so lange unbeliebt und lächerlich
machte, wollen wir ja gerade heraus! Mehr
Weltmännischkeit thut uns not — auch im
sog. »Mittelstande«, gerade da, denn der
repräsentiert die »kompakte Majorität« der
»Gebildeten«. — E. Schaudt zeigt in seinem
ebenfalls von den Dresdener Werkstätten
ausgeführten Speise - Zimmer, wie sich die
etwas überschätzte heimatliche »Gemütlich-
keit« sehr wohl mit Eleganz vereinen lässt,
noch mehr Anton Huber, dessen gelb ge-
stimmtes Arbeits-Zimmer von der Firma
Kümmel in Berlin ausgestellt wurde. Das
anstossende Speise-Zimmer von Arno Körnig
— ausgeführt von mehreren Berliner Ge-
schäften — darf hier auch nicht fehlen. Eine
ganz prächtige Leistung in dieser Richtung
bietet uns jedoch Baden in dem von Robert
Orcans, offenbar nicht ohne Einwirkung
Billing's entworfenen Wohn- und Speise-
Zimmer. — Solche Arbeiten erwecken Ver-
trauen: und das ist es, worauf es jetzt einst-
weilen vor allem anderen ankommt!
So müssen wir also von verändertem
Stand-Orte aus unsere Blicke wieder der
allgemeineren Bewegung zuwenden, welche
in den deutschen Völkern begonnen hat.
Diese Bewegung geht auf einige Männer
zurück, die man in unserem Zusammenhange
nicht zu nennen braucht. In den Aus-
führungen, welche dem Hamburger Vesti-
bulum gewidmet waren, ist schärfer darauf
hingewiesen und auch dargelegt worden,
dass geistige und politisch - wirtschaftliche
Macht - Aspirationen in dieser Entwickelung
sich zusammenschlössen. Solche Macht-
Fragen entscheiden sich, je nachdem es ihren
Georg Fuchs: Die Wohn-Räume der Deutschen Abteilung.
PROF. BERNHARD PANKOK—STUTTGART, Möbel aus nebenstehendem Salon.
t INTERNATIONALE AUSSTELLUNG FÜR MODERNE DEKORATIVE KUNST IN TURIN I902.
ein Architekt ist. — Die Dresdener Werk-
stätten für Handwerks-Kunst greifen noch
tiefer in das eigentlich bürgerliche Wesen
hinein und finden von diesem aus schon
recht freudigen Widerhall, wie ihre offenbar
guten geschäftlichen Erfolge schliessen lassen.
Ja sie gehen schon ein wenig zu weit herab:
aus der romantischen Dachstuben-Poesie und
den Boheme-Manieren Derer, die mit der
langen Pfeife in Hemdsärmeln hinterm Maß-
krug sitzen und Karten dreschen oder für
Richard Wagner schwärmen, aus dieser
ganzen »gemütvollen« Barbarei, die den
Deutschen so lange unbeliebt und lächerlich
machte, wollen wir ja gerade heraus! Mehr
Weltmännischkeit thut uns not — auch im
sog. »Mittelstande«, gerade da, denn der
repräsentiert die »kompakte Majorität« der
»Gebildeten«. — E. Schaudt zeigt in seinem
ebenfalls von den Dresdener Werkstätten
ausgeführten Speise - Zimmer, wie sich die
etwas überschätzte heimatliche »Gemütlich-
keit« sehr wohl mit Eleganz vereinen lässt,
noch mehr Anton Huber, dessen gelb ge-
stimmtes Arbeits-Zimmer von der Firma
Kümmel in Berlin ausgestellt wurde. Das
anstossende Speise-Zimmer von Arno Körnig
— ausgeführt von mehreren Berliner Ge-
schäften — darf hier auch nicht fehlen. Eine
ganz prächtige Leistung in dieser Richtung
bietet uns jedoch Baden in dem von Robert
Orcans, offenbar nicht ohne Einwirkung
Billing's entworfenen Wohn- und Speise-
Zimmer. — Solche Arbeiten erwecken Ver-
trauen: und das ist es, worauf es jetzt einst-
weilen vor allem anderen ankommt!
So müssen wir also von verändertem
Stand-Orte aus unsere Blicke wieder der
allgemeineren Bewegung zuwenden, welche
in den deutschen Völkern begonnen hat.
Diese Bewegung geht auf einige Männer
zurück, die man in unserem Zusammenhange
nicht zu nennen braucht. In den Aus-
führungen, welche dem Hamburger Vesti-
bulum gewidmet waren, ist schärfer darauf
hingewiesen und auch dargelegt worden,
dass geistige und politisch - wirtschaftliche
Macht - Aspirationen in dieser Entwickelung
sich zusammenschlössen. Solche Macht-
Fragen entscheiden sich, je nachdem es ihren