18 Joseph Aug. Lux—Wien: Der Depeschen-Saal der »Zeit« in Wien.
OBER-BAURAT OTTO WAGNER-WIEN.
Raum sich ihm anschliesst wie ein Organismus,
das Möbel, der Stuhl sich anpasst wie ein
gutsitzendes Kleidungs-Stück, und dass diese
Form-Gebung in keinem Widerspruch steht zu
unserem Alltags-Rock. Durch die strengste
Sachlichkeit ist zugleich das höchste Ziel
der Aesthetik erreicht: Harmonie. Weil jede
aesthetische Frage im Kern eine praktische
ist, so kommt hier wesentlich das Material
und seine Verwendung in Betracht. Der
weisse Stuck von Decke und Wänden mit
Aluminium - Einlagen reicht im Parterre-
Raum und auf der Treppe auf Mannes-Höhe
bis zur Wand - Bekleidung aus gepresstem,
grau gestrichenem Linoleum herab, welches
wegen seiner Weichheit und Elastizität zu
diesem Zwecke sehr ge-
eignet erscheint; den
Abschluss am Fussboden
bildet ein Sockel-Fries
aus Marmor. Im oberen
Saal, der vorzugsweise
Ausstellungs - Zwecken
dient, ist an der Lang-
seite für auszuhängende
Kunst - Blätter, Radier-
ungen etc. ein sinnreicher
Glas-Platten-Schutz ge-
schaffen. Sehr wirkungs-
voll stehen in dem lichten
Raum, wo das Weiss des
Stucks und des Boden-
Belegs, der milde Me-
tall - Glanz des Alumi-
niums vorherrschen, die
schwarzbraun gebeizten
Möbel aus Buchen-Holz,
welche an den am meisten
berührten Stellen mit
Aluminiumeinlagen ver-
sehen sind. Wegen seiner
leichten Reinbarkeit und
Unveränderlichkeit hat
fast ausschliesslich dieses
Metall Verwendung ge-
funden. Es muss betont
werden, dass die ganze
Raum-Erscheinung zum
Zweck in Übereinstim-
mung gebracht und da-
her auf's Einfachste reduziert werden musste,
dass sie aber gerade deshalb wahrhaft vor-
nehm und mit unserem gesteigerten Form-
und Farben-Gefühl im Einklang ist.
Der Raum, an dessen Architektonik
unsere moderne Kultur sichtbar wird, dient
einem Zweck, der weit über die eigentliche
Bedeutung eines blossen Depeschen - Saales
hinausgreift. Und auch dies kommt in der
künstlerischen Gestaltung des Ganzen zum
Ausdrucke. Er steht im Dienste der »Kul-
tur-Arbeit« und will kultur-aktuelle Schau-
stellungen bringen, Anregungen, Keime
improvisatorischer Art, denen aus diesem
Grunde die Frische und Unmittelbarkeit nicht
fehlen wird. — Joseph Aug. Lux—Wien.
Aus dem Depeschen-Saale der »Zeit«
OBER-BAURAT OTTO WAGNER-WIEN.
Raum sich ihm anschliesst wie ein Organismus,
das Möbel, der Stuhl sich anpasst wie ein
gutsitzendes Kleidungs-Stück, und dass diese
Form-Gebung in keinem Widerspruch steht zu
unserem Alltags-Rock. Durch die strengste
Sachlichkeit ist zugleich das höchste Ziel
der Aesthetik erreicht: Harmonie. Weil jede
aesthetische Frage im Kern eine praktische
ist, so kommt hier wesentlich das Material
und seine Verwendung in Betracht. Der
weisse Stuck von Decke und Wänden mit
Aluminium - Einlagen reicht im Parterre-
Raum und auf der Treppe auf Mannes-Höhe
bis zur Wand - Bekleidung aus gepresstem,
grau gestrichenem Linoleum herab, welches
wegen seiner Weichheit und Elastizität zu
diesem Zwecke sehr ge-
eignet erscheint; den
Abschluss am Fussboden
bildet ein Sockel-Fries
aus Marmor. Im oberen
Saal, der vorzugsweise
Ausstellungs - Zwecken
dient, ist an der Lang-
seite für auszuhängende
Kunst - Blätter, Radier-
ungen etc. ein sinnreicher
Glas-Platten-Schutz ge-
schaffen. Sehr wirkungs-
voll stehen in dem lichten
Raum, wo das Weiss des
Stucks und des Boden-
Belegs, der milde Me-
tall - Glanz des Alumi-
niums vorherrschen, die
schwarzbraun gebeizten
Möbel aus Buchen-Holz,
welche an den am meisten
berührten Stellen mit
Aluminiumeinlagen ver-
sehen sind. Wegen seiner
leichten Reinbarkeit und
Unveränderlichkeit hat
fast ausschliesslich dieses
Metall Verwendung ge-
funden. Es muss betont
werden, dass die ganze
Raum-Erscheinung zum
Zweck in Übereinstim-
mung gebracht und da-
her auf's Einfachste reduziert werden musste,
dass sie aber gerade deshalb wahrhaft vor-
nehm und mit unserem gesteigerten Form-
und Farben-Gefühl im Einklang ist.
Der Raum, an dessen Architektonik
unsere moderne Kultur sichtbar wird, dient
einem Zweck, der weit über die eigentliche
Bedeutung eines blossen Depeschen - Saales
hinausgreift. Und auch dies kommt in der
künstlerischen Gestaltung des Ganzen zum
Ausdrucke. Er steht im Dienste der »Kul-
tur-Arbeit« und will kultur-aktuelle Schau-
stellungen bringen, Anregungen, Keime
improvisatorischer Art, denen aus diesem
Grunde die Frische und Unmittelbarkeit nicht
fehlen wird. — Joseph Aug. Lux—Wien.
Aus dem Depeschen-Saale der »Zeit«