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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 11.1902

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Die französischen Gewerbe-Künste auf der Turiner Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6694#0190

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Die Französischen Gewerbe-Künste auf der Juriner Ausstellung. 17 1

Marcel Bing, fouve, Lelee, Ribcroy und
ganz besonders George de Feure in Wirk-
ung treten. Über Letzteren hat Gabriel
Mourey in einer im Januar-Heft 1902 der
»Innen- Dekoration«, erschienenen, reich-
illustrierten Sonder-Publikation eine fesselnde
Monographie geschrieben, welcher wir ent-
nehmen, dass de Feure zu den Pariser
Künstlern gehört, welche wieder an die
schönen Traditionen Frankreichs anknüpfen.
»Der Modernismus de Feure's«, so führt
Mourey aus, »ist ein Modernismus raffinier-
testen Geschmackes, höchster Feinheit. —
Diese Interieurs sind der Rahmen für die
Frau von heute, einer Frau, die das Mienen-
spiel, die Bewegung, die vollendete Grazie,
die geschmeidige Eleganz, kurzum die phy-
sischen und moralischen Eigenschaften hat,
von denen Maler, wie Helleu, La Gandara,
Jacques-Emile Blanche, oder ein Boldini in
ihren Bildern getreue Wiedergaben einer
kommenden Generation hinterlassen«. — Und
weiter: Noch eines möchteich hinzufügen, um
eine vollkommene Karakteristik von dem
Talente de Feure's geben zu können: es ist

jener so scharf ausgeprägte und so lebendige
Sinn, für das Feminine und sein »Parisianis-
mus«. — Aber diesen »Parisianismus« dürfen
wir in unvermindertem Maße auch den jungen
Künstlern zusprechen, welche der Salon
Meier-Graefe's, -»La Maison moderne«- ge-
nannt, an sich zu fesseln und hier in Turin
so anregend in Szene zu setzen wusste:
Ditfrcne, Waldraff, Follot, Bellen, u. a.
Allein »Maison moderne« repräsentiert hier
viel mehr, als nur Paris. Hier und bei »Art
nouveau« finden wir auch die grossartigen
Potterieen der nordischen Porzellan-Manu-
fakturen und der Töpfereien von Nancy in
umfangreicheren Kollektionen. Dazukommen
die reizenden Spitzen von Felix Aubert,
Plaketten und Bronzen von Charpentier,
Meunier, Minne, Gurschner u. a., Mappen
von Lemmen, Gemälde und Radierungen
von Degas, Carriere, Lautrec etc. Alles das,
nicht immer bedeutend, stets aber elegant,
vereinigt sich hier zu einem gewählten
Ensemble, das uns den Stand der feinen
französischen Gewerbe-Künste in lebhafter
und vornehmer Weise veranschaulichen hilft.
 
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