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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 11.1902

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Fuchs, Georg: Eindrücke aus der amerikanischen Abteilung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6694#0201

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Georg Fuchs—Darmstadt:

ROOKWOOIJ-l'OTTERY—CINCINNATI.

Bhimen- Vasen.

Die entscheidenden, geistig führenden
Persönlichkeiten Amerikas haben also die
hohe, wunderbare Mission bereits erkannt,
welche ihnen und ihrem Volke zufallen
wird. — Man darf kaum daran zweifeln,
dass diese Erkenntnis früher oder später
auch in der Kunst Amerikas zum Ausdruck
gelangen und diese von einer rein tech-
nischen Nachbildung europäischen Schaffens
erst zu einer wahren, spezifisch-amerikanischen
Kunst erheben werde. Es sind wirklich
ganz ungeheuere Zukunfts-Perspektiven, die
sich vor uns aufthun bei dem Gedanken,
dass die in's Gewaltigste gesteigerte tech-
nisch-industrielle Leistungs - Fähigkeit jenes
Kontinentes einmal unter dem Einflüsse
künstlerischer Gewalten arbeiten werde, die
selbst wieder aus jenem gigantischen amerika-
nischen Leben erzeugt und erwachsen und
eben dort nur möglich seien. Auch an
diese, an die amerikanischen Künstler der
Zukunft ist das Wort gerichtet, das Andrew
Carnegie seinen Volks - Genossen zugerufen
hat: »Seid Könige in eueren Träumen/«
— Bis jetzt sind sie es noch nicht; am

wenigsten in der Kunst, vielleicht einzig
Tiffany ausgenommen. Er ist ein Herrscher
in seinem Reiche, und er ist es auf eigene
Art, weniger in seinen wunderbar leuchtenden
grossen Verglasungen, als in den kleinen
Glas-Gefässen mit seltsamem Lustre, in den
vielerlei niedlichen Dingen, Silber-Geräten,
Potterieen, Nippes - Sachen u. s. w., die aus
seinen Werkstätten in die Welt hinaus ziehen.
Tiffany's grosse Fenster dagegen sind, so
erstaunlich ihre technische Ausführung ist,
entschieden noch keine spezifisch amerika-
nische Kunst. Sie haben europäische Vor-
bilder, namentlich der englische Prgerafaelis-
mus hat auf sie eingewirkt, und die ganze
Art der Symbolik ist sogar ein wenig
archaistisch. Gleichwohl zwingen sie uns
davon zu träumen, wie die Monumental-
Kunst im Lande der »unbeschränkten Mög-
lichkeiten« einmal aussehen wird, wenn sie
sich ganz aus heimatlichem Geist und Wollen
heraus in's Grandiose gestaltet. Vielleicht
ist die Zeit nicht gar zu fern, wo es nicht
mehr so ganz fantastisch erscheinen mag,
von diesen Dingen zu reden; vielleicht fehlt
 
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