Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 11.1902

DOI Artikel:
Osborn, Max: Die modernen Wohn-Räume im Waren-Haus von A. Wertheim zu Berlin
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6694#0279

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2ÖO

Waren»Bewies liegt, und der bis heute konfe-
quenf nach rein künfflerilchen Gefichtspunkten
geleitet worden ift, gingen poraus.

Allein die Exiffenz künfflerifch eingerich-
teter Zimmer an [olcher Stelle ilt für die Ver-
breitung guten Gefchmacks, für die Erziehung
des Publikums pon unfchäfjbarem Wert. Doch
dabei darf und will man nicht flehen bleiben.
Der fehr gefunde Gedanke, der der ganzen
Veranftaltung leftten Endes zu Grunde liegt,
iff: Vorfchläge für die in Deutfchland fo zahl-
reichen ülenfchen zu fchaffen, die mehr Ge-
fchmack, künftlerifches Gefühl und verfeinerte
Bedürfniffe als unüberfehbare Reichtümer be-
fihen. natürlich kann diefer Schluhpunkt des
Programms erft im Laufe der Zeit erreicht
werden, und es ift durchaus erklärlich, dah
man fich bei der Eröffnungs-Ausffellung, welche
die „grohe Aktion" einleitet, noch mehr an
den Luxus koffbarerer künfflerifcher Original-
Arbeiten gehalfen hat. Gin Rundgang durch
die neuen Werfheim'fchen Zimmer wird jedoch
zeigen, dah auch bei diefem erffen Verfuch
das Endziel bereits durchfehimmert.

Gurt Stöping, dem die künftlerifche Leitung
des Unternehmens oblag, und der feines mühe«
pollen Amtes mit fo piel 6efchmack und Ge-
fchick waltete, hat die elf Räume, die es unter-
zubringen galt, mit Bedacht einheitlich gruppiert.
Er hielt fich dabei, ohne Pedanterie, an die
Art, wie etwa in Berliner miefs-fiäufern auf
einer Etage zwei kleinere Wohnungen nach-
barlich neben einander liegen, und (chuf auf
diefe Weife, fo gut fich das bei der Verfchieden-

heif der einzelnen Künftler-Perfönlichkeifen,
die zur ITlitarbeit eingeladen waren, machen
lieh, in der Chat ein einheitliches Ganzes,
jedenfalls eine in fich gefchloffene, abgerundete
Anlage, die wiederum, ähnlich wie der Gemälde-
Salon, eine ünfel in dem braufenden ITleer
des ringsum flutenden Verkehrs darfrellf.

Vortrefflich leitet der Flur, den Stöping
felbft entworfen hat, aus dem üärm der weifen
Verkaufs-Räume des Waren-Baufes in die
angenehme Behaglichkeit der kleinen Zimmer.
Es ift ein länglicher Raum, der mit ganz
geringen ülifteln ausgefchmückt ift. mit feiner
weisen Farbe, die ihm einen hellen, freund-
lichen Karakfer gibt, kontrahieren hübfeh das
einfache ITlefling-Blätterwerk der Glühlichf-
Birnen, welche die Umrifj• Linien der Decke
nachziehen und ihre Quer-Balken andeutend
betonen, fowie das faffe Grün der fchlanken
Lorbeer-Bäumchen an der Fenffer-Seife des
Baufes, zwifchen denen weifjlackierte Bänke
aufgeffellf find. Daneben fauchen Poftamenfe
mit alten Skulpturen und, an der gegenüber-
liegenden Wand mit den Fenftern der an-
grenzenden Zimmer, antike und Renaiffance-
Reliefs auf, die den Übergang fehr gut her-
hellen, da der Weg zu den Zimmern durch
die Wertheim'fche Antiquitäten-Abteilung führt.
Diefe innere Wand des Flurs öffnet fich in
der Uliffe zu einem Chorbogen, der mit ab-
fichtlichem Verzicht auf fymmetrifche Anordnung
nur auf der einen Seite reicheren Schmuck
erhalten hat; er ift dort zu einer marmor-
Sifj-Rifche ausgeftaltet worden, an deren Ecke
 
Annotationen