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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 41.1917-1918

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Schwarz, Karl: Lovis Corinth, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.8537#0025

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Loim Corinth—Berlin.

L°VIS CORINTH—BERLIN.

GEMÄLDE »KAMPFSZENE« 1918.

Verstand; er quält sich niemals mit objektiver
Verfeinerung, sondern verblüfft durch die skru-
pellose Subjektivität, mit der er alle Erschei-
nungen in seinen Wirkungskreis aufnimmt und
sich zu Eigen macht. — Gleichgültig, ob er
nun einen toten Christus, einen männlichen
oder weiblichen Akt, ein Porträt oder eine
Landschaft malt, ob er sein Motiv aus einem
Fleischerladen oder Salon holt, einen Knecht,
einen Gelehrten oder ein zartes Weib vor sich
J1*1 — Corinth, der Genießende, greift lustig
in das volle Menschenleben und findet stets
etwas Geistreiches zu sagen, das er ohne Pose,

ohne spekulative Absicht, rein in schöpferischer
Schaffensfreude zum Ausdruck bringt.

Dabei kümmert es ihn wenig, wie er es dar-
stellt und ob die anderen die Stirne runzeln
oder ihn gar verlachen; sein gesundes Lachen
übertönt sie doch alle. Er ist sich seines Könnens
wohl bewußt, ohne dabei eingebildet zu sein.
Nichts ist ihm verhaßter als feierliche Eitelkeit,
nichts wesensfremder als Affektiertheit und
abgezirkelte oder preziöse Schlackenlosigkeit.
Oftmals haut sein zügelloses Schwert daneben,
das er in trunkener Begeisterung führt; aber
die Schläge sitzen doch und verraten stets die

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