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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 41.1917-1918

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Schwindt, Adolf Metus: Vom Flächen-Ornament
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https://doi.org/10.11588/diglit.8537#0183

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VOM FLÄCHEN-ORNAMENT.

Die Kunst war vor aller Theorie und die
Theorie sucht letzten Endes nur Wege und
Gesetzmäßigkeiten, um der Fülle des Geschaf-
fenen nicht halt- und fassungslos gegenüber zu
stehen. — Wenn man von Gesetzmäßigkeiten
des Kunstschaffens spricht, darf man deshalb
keineswegs außer acht lassen, daß diese „Ge-
setze" nur bedingte Gültigkeit haben können.
Besonders gilt dies für das Schaffen auf dem
Gebiet der Ornamentik. Lange Zeit glaubte man
eine strenge Anlehnung an die Natur fordern
zu müssen und verstand dies dahin, daß man
körperhafte Naturformen in die Formensprache
der Fläche übersetzte, Pflanzen gewissermaßen

wie in einem Herbarium preßte und dabei
Blüten und Blätter möglichst symmetrisch ver-
teilte, d. h. stilisierte.

Man tat sich etwas darauf zu gute, daß man
das „organische Wachstum" auf das Ornament
übertrug, wobei man nicht beachtete, daß man
beim Übergang vom Körperhaften zur Fläche
Gesetze des Körperhaften — hierbei ist Ge-
setz stets als Wachstumregel zu verstehen —
willkürlich auf die Fläche anwandte. Es ist
aber gar kein zwingender Grund vorhanden,
die Wachstumserscheinungen der Körperwelt,
die logische Entwickelungen vom dicken Stamm
zum dünnen Ast auch im Ornament der Fläche
 
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