Lovis Corinth—Berlin.
Klaue des Löwen. Niemals senkt er das Visier,
sondern bietet immer die freie Stirn; er schau-
spielertnichtundkann stets — auch den Mißerfolg
— mit dem Bekenntnis decken: Als ich kann.
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Corinths Bedeutung für die deutsche Kunst-
geschichte ist in den letzten Jahren mit immer
stärkerem Nachdruck betont worden. Als im
Jahre 1913 eine große Ausstellung zum ersten
Male das bisherige Lebenswerk des Meisters
vereinte, verstummte plötzlich der Widerspruch
und das Lachen, mit dem man bis dahin dem
Künstler begegnet war; man begann sich ernst-
hafter mit dieser eigenartigen und eigenwilligen
Persönlichkeit zu beschäftigen und entdeckte
in ihr eine der interessantesten und ernsthaf-
testen künstlerischen Potenzen unserer Zeit.
Er hatte nie die Öffentlichkeit gesucht und
war still seiner Wege gegangen. So mußte
Corinth erst die Fünfzig überschreiten, bis er
„entdeckt" wurde. Auch das kümmerte ihn
wenig. Vielen seiner Verehrer ist es z. B. noch
fast unbekannt, daß dieser Meister der Farbe
auch ein Meister der Graphik ist, dessen Map-
pen mehrere Hundert Radierungen und Litho-
graphien bergen, die erst die ganze Fülle seines
universellen Könnens und souveränen Schaltens
mit allen Mitteln der bildlichen Darstellungskunst
offenbaren. Man muß den Zeichner Corinth
kennen, um ermessen zu können, wie auch der
zarte Schmelz des Striches und die feine Linie
neben dem kräftigen Pinsel und dem häufig
derb angewandten Spachtel ihm dienstbar sind
und sich somit das Gesamtwerk des Künstlers
in unbegrenzter Vielseitigkeit wie ein breiter
Strom ergießt.
Ein so vielseitiges Schaffen kann nur in einer
charakterstarken und gesunden Persönlichkeit
zu festgefügter, einheitlicher Wirkung gelangen.
Und Corinth hat dies vor allem dadurch erreicht
und ist in dieser Beziehung ein leuchtendes
Beispiel, indem er sich selbst stets treu geblieben
Klaue des Löwen. Niemals senkt er das Visier,
sondern bietet immer die freie Stirn; er schau-
spielertnichtundkann stets — auch den Mißerfolg
— mit dem Bekenntnis decken: Als ich kann.
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Corinths Bedeutung für die deutsche Kunst-
geschichte ist in den letzten Jahren mit immer
stärkerem Nachdruck betont worden. Als im
Jahre 1913 eine große Ausstellung zum ersten
Male das bisherige Lebenswerk des Meisters
vereinte, verstummte plötzlich der Widerspruch
und das Lachen, mit dem man bis dahin dem
Künstler begegnet war; man begann sich ernst-
hafter mit dieser eigenartigen und eigenwilligen
Persönlichkeit zu beschäftigen und entdeckte
in ihr eine der interessantesten und ernsthaf-
testen künstlerischen Potenzen unserer Zeit.
Er hatte nie die Öffentlichkeit gesucht und
war still seiner Wege gegangen. So mußte
Corinth erst die Fünfzig überschreiten, bis er
„entdeckt" wurde. Auch das kümmerte ihn
wenig. Vielen seiner Verehrer ist es z. B. noch
fast unbekannt, daß dieser Meister der Farbe
auch ein Meister der Graphik ist, dessen Map-
pen mehrere Hundert Radierungen und Litho-
graphien bergen, die erst die ganze Fülle seines
universellen Könnens und souveränen Schaltens
mit allen Mitteln der bildlichen Darstellungskunst
offenbaren. Man muß den Zeichner Corinth
kennen, um ermessen zu können, wie auch der
zarte Schmelz des Striches und die feine Linie
neben dem kräftigen Pinsel und dem häufig
derb angewandten Spachtel ihm dienstbar sind
und sich somit das Gesamtwerk des Künstlers
in unbegrenzter Vielseitigkeit wie ein breiter
Strom ergießt.
Ein so vielseitiges Schaffen kann nur in einer
charakterstarken und gesunden Persönlichkeit
zu festgefügter, einheitlicher Wirkung gelangen.
Und Corinth hat dies vor allem dadurch erreicht
und ist in dieser Beziehung ein leuchtendes
Beispiel, indem er sich selbst stets treu geblieben