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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 41.1917-1918

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Dülfer, Martin: Ein schusssicheres Soldatenheim: 1000 M. hinter der Front
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https://doi.org/10.11588/diglit.8537#0247

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Ein sckußsichcres Soldatenheim.

LEUTNANT W. LANGE—DRESDEN.

»INNENRAUM DES SOLDATENHEIMS«

welche der einzelne Soldat in diesen Heimen
genießt, werden der Schlagkraft der Truppe
im ganzen zu Gute kommen."

In möglichst geschützter Lage, am Hang an-
gelehnt, war für das Bataillon das Soldatenheim
errichtet worden, das seine Brauchbarkeit für
die Weihnachtsfeier glänzend erwies. Plan-
bildung und Leitung des Baues war Leutnant
W. Lange übertragen, der die Schwierigkeiten
leicht überwand und ein Bauwerk schuf, das
die nötige Sicherheit gewährt, in seinem Äußeren
und Inneren diese ausspricht, aber auch einen
freundlichen, traulichen Eindruck hervorruft.

Der Plan des Baues konnte von den vor-
gesetzten Dienststellen zur Ausführung nur
unter der Voraussetzung genehmigt werden,
daß die Ausbauarbeiten in vorderster Linie
keinesfalls beeinträchtigt würden. Von den vor-
handenen und in Aussicht gestellten Baustoffen
waren der konstruktive Teil und Maßverhält-
nisse, von der Schwierigkeit der Heranschaffung
des Baumaterials, durch etwa frei gewordene
Gespanne, war die Bauzeit abhängig.

Es entstand ein 12 m langer, 6,5 m breiter
Raum mit Mittelschiff und 2 Seitenschiffen;
während letztere mit Balken abgedeckt wurden,
erhielt das Mittelschiff eine auf starken Holz-
säulen ruhende halbkreisförmige Wellblech-
tonne, beide verstärkt durch eine mächtige
Eisenbetondecke. Auch die Apsis erhielt ihre

Sicherung durch starke Eisenbetonwände und
Gewölbe, im übrigen wurden Stämme in einer
Stärke bis zu 50 cm für Stützen, Schwellen
und Unterzüge verwendet und entsprechend
verankert. — Über die Bauzeit und Bauaufwand
dürften die Angaben interessieren, daß der Bau
von einem Kommando von 11 später 15 Mann
innerhalb 9 Wochen fertig gestellt wurde und
daß er nach allgemein deutschen Verhältnissen
gemessen einen Aufwand von ca. 25 000 Mark
erfordert hätte.

Der Innenraum ermöglicht einen vielseitigen
Gebrauch; während früher die Mannschaften
außer ihren engen Unterständen keinen Raum
hatten, wo sie sich in dienstfreien Stunden
aufhalten konnten, der Unterricht und Gottes-
dienst im Freien abgehalten werden mußte, ist
jetzt für alles aufs beste gesorgt.

Unter gewöhnlichen Umständen ist der Raum
mit Stühlen und Tischen ausgestattet, wo die
Leute in gemütlichenEcken ihr Glas Bier trinken,
einen Brief schreiben oder ausgelegte Zeitungen
und Bücher lesen können, das Podium mit seinem
Flügel dient für kleine Aufführungen, eine
Empore nimmt die Musik auf. Die unverändert
gelassenen kräftigen Stämme geben das Gefühl
der Sicherheit, die an passender Stelle ange-
brachte Malerei (von Kunstmaler Meister, Dres-
den) und die großen, mit buntem Papier bekleb-
ten Beleuchtigungskörper ein farbenfreudiges
 
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